In der Ostdeutschen Galerie findet vom 11. Juli bis zum 6. Oktober die Sonderausstellung des Schaufenster 5 "Landschaft als Idee" statt. Gezeigt werden dabei verschiedene Landschaftsauffassungen des 19. und 20. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt auf Zeichnung und Aquarell. Außerdem konnte ein weiteres, bisher unpubliziertes Skizzenbuch von Lovis Corinth der Grafische Sammlung hinzugefügt werden.
Die Ausstellung beginnt mit der Kunst in der Zeit um 1800. Hier verstärken sich Tendenzen der Ästhetisierung. Von der Nutzung als Hintergrund emanzipieren Landschaften sich als eigenständiges Thema. Sie werden zum visuellen Äquivalent individuellen Erlebens und Reflektieren von Natur. Die Wahl des Sujet, kombiniert mit Art der Umsetzung, sind also verantwortlich für das, was wir in der Naturdarstellung sehen. Diesen emotionalen Zugang zur Landschaftsdarstellung demonstrieren besonders die Blätter von Carl Friedrich Lessing oder August Freidrich Piepenhagen.
Die Ambivalenz der Natur drückt sich aus, in dem Verständnis gestaltbar zu sein, auf der einen, jedoch wild und ungezügelt auf der anderen Seite. Dies erzeugte eine Faszination, die in der zweiten Hälfte der 19. Jahrhundert dafür sorgte, dass die Künstler sich raus aus ihren Ateliers und rein in die freie Natur begaben, wo sie malten, was sie dort sahen. Diese Naturstudien führten zur naturalistischen und realistischen Ausrichtung der Malerei. Adolph Menzel, der sich selbst als Realist bezeichnete, leitete dabei bereits in den Impressionismus über.
Um atmosphärische Phänomene auszudrücken und zu analysieren, suchte der Impressionismus nach neuen Techniken, die er im zarten Verwischen von Pastellfarbe und Tupfen von Aquarell fand. Damit wurde je nach realistischer oder impressionistischer Ausrichtung die Stimmung exakt wiedergegeben oder einfach spürbar gemacht. Unter den Künstlern der Ausstellung befindet sich unter anderem einer der ersten deutschen Impressonisten Ludwig Dettmann, dessen Pastell "Dämmerstunde" (1895) die Athmosphäre eines warmen Sommerabends festhält.
Die Ausstellung präsentiert sowohl bekannte Künstler wie Mänzel oder Hölzel, aber auch den ein oder anderen Geheimtipp wie Egon Engelien. Dessen Spritztechnik erzeugen tonal verlaufende Strukturen der dargestellten Berge, die auf den zweiten Blick eine quadratische Aufteilung des Bildes sichtbar machen.
Von der Figuration zur Abstraktion - im Laufe des 19. Jahrhundert weicht die figürliche Darstellung der abstrahierten Form. Auch das Wechselspiel von gegenständlicher und figürlicher Darstellung weckt einen besonderen Reiz. Dies wird in der gestisch-abstrakten Farbzeichnung "Ein Bein im Gebirge" von Bernard Schultze ausgenutzt.
Biographische Details von Lovis Corinth
Das Skizzenbuch dokumentiert die bislang unbekannte Reise des Künstlers quer durch Süddeutschland. Genaue Daten wie Aufenthaltsort und Kosten der Zugfahrt hielt Lovis Corinth auf den letzten beiden Seiten seiner Buches fest. Gegenstand der mit Bleistift gezeichneten Skizzen sind
Landschaft, Architektur, aber auch Akt- und Figurstudien, sowie erste Übungen von Gemälden. In der Ausführung der Zeichnungen ragt besonders ein Selbstportrait des Künstlers heraus.
Lovis Corinth ist einer der wichtigsten deutschen Impressionisten und gilt als einer der Vorreiter des Expressionismus.Das Kunstforum stellt seinem Werk daher eine Dauerausstellung zur Verfügung, die neben zahlreichen Zeichnungen auch eine wichtige Sammlung an Skizzenbüchern umfasst.
Ausstellung „Landschaft als Idee“
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- Kategorie: Kultur & Szene
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