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Regensburg zur Zeit des Immerwährenden Reichstags: Eine Sonderausstellung im Historischen Museum am Dachauplatz zeigt am Beispiel von unterschiedlichen Regensburger Schauplätzen und Bevölkerungsgruppen die kulturgeschichtliche Bedeutung der Freien Reichstadt während der Zeit des Immerwährenden Reichstags.

Bereits im frühen Mittelalter wählten die Kaiser in unregelmäßigen Abständen die Stadt Regensburg zum Versammlungsort für die Hof- und Reichstage. 1594 wurde sie alleinige Reichstagsstadt. Die verkehrsgünstige Lage, eine schnelle Verbindung zum Kaiserhof nach Wien und die konfessionelle Situation in der Stadt, die allen Reichsständen Quartier ermöglichte, begünstigte die Entscheidung für Regensburg als Tagungsort. Nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und dem Westfälischen Frieden tagte von 1663 an für 143 Jahre der Immerwährende Reichstag innerhalb der Stadtmauern. Mit ihm entwickelte sich Regensburg zu einer Drehscheibe der Diplomatie und neben den großen Fürstenhöfen des Reiches zum Zentrum reichständischer Politik. Zudem entstand eine Kultur, die im Miteinander der adeligen Gesandten und der Bürgerschaft im Alten Reich einzigartig bleiben sollte.

Bereits im 17. Jahrhundert brachten Wanderbühnen in Regensburg Theater- und Opernstücke zur Aufführung. Auch die Schulbühnen des Jesuitenkollegs und des Gymnasiums erreichten ein breites Publikum. Die darstellenden Künste nahmen mit der Eröffnung des Thurn und Taxisschen Hoftheaters 1748 in der Reichstagsstadt weiter Aufschwung. Der Besuch dieses Theaters war jedoch der Bürgerschaft nur eingeschränkt möglich. Ganz besonders verstand es Emanuel Schikanender ab 1787 bis zu seinem Weggang nach Wien im Jahr 1789, erfolgreich die Theaterszene Regensburgs zu bespielen. Für die 1791 in Wien uraufgeführte "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart verfasste er das Libretto, zu dessen berühmten Figuren - in der Theatertradition des Hanswursts - der Vogelfänger Papageno zählt.

Mit den Formen des Barock und des Rokoko gestalteten Architekten, Bildhauer und Maler in Regensburg manchen Kirchenbau um. Die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges rief eine religiöse Haltung hervor, die die Gespaltenheit zwischen der Nichtigkeit der Welt und der Heilssehnsucht zu überwinden suchte. Die Vergänglichkeit irdischer Güter, die unvorhersehbaren Veränderungen der Lebensumstände und der Tod wurden aus der Erfahrung von Not, Leid und Gewalt zur steten Mahnung an das jenseitige Leben. Diesen moralischen Zeigefinger, der sich in einer neuen Form der Mystik , die alle Konfessionsgrenzen zu überwinden suchte, und in der Gebetssprache in einer pathetischen, schmuckreichen Lyrik und antithetischen, allegorieversessenen Erzählsprache niederschlägt, richteten die Gläubigen auf sich selbst, um vom eigenen Ich aus den Weg zum Himmel zu bestreiten.

Überbordendes Ornament und geschwungenen Formensprache flossen ein in ein meisterliches Kunsthandwerk. Wissenschaft und Forschergeist waren in der Stadt ebenso beheimatet, wie Vergnügen und Spiel. Essen und Trinken hielt nicht nur Leib und Seele zusammen, sondern war in den zahlreichen Gaststätten und Wirtshäusern der Stadt ein wichtiger Erwerbszweig. Nicht jede Unterkunft und Wohnung besaß eine eigene Feuerstelle zum Kochen, geschweige denn eine komplett ausgestattete Küche. Es war vielmehr üblich, eine warme Mahlzeit im Gasthaus ein- oder von dort mit nach Hause zu nehmen. Daneben dienten Weinstuben und Bierschänken der Geselligkeit und manche Spelunke als Treffpunkt "zwielichtiger" Gestalten. Es gehörte zum guten Ton, eine Pfeife zu rauchen oder die eine oder andere Prise Schnupftabak zu konsumieren. Zur Unterhaltung trugen Karten- und Brettspiele ebenso bei, wie manche Partie Billard oder das Glück herausfordernde Würfelrunden.

Mit dem Immerwährenden Reichstag entwickelte sich die Stadt auch zu einer der wichtigsten Nachrichtenbörsen Europas. Aber nicht nur die neuesten Informationen aus aller Welt waren innerhalb der Stadt greifbar, auch höfischer Klatsch und Tratsch machten die Runde. Gleichzeitig erkannten die politischen Mächte die Wichtigkeit der Verbreitung von Meinungen und Überzeugungen in Text und Bild. Dadurch wurde Regensburg zu einer der öffentlichkeitswirksamsten Nachrichtenzentralen im 18. Jahrhundert. Die Herausgabe von Zeitungen und eine Zunahme verlegerischer Tätigkeiten sorgten für eine leserfreundliche Zusammenstellung dieser Nachrichtenfülle. Für eine weitverzweigte Verbreitung der Informationen leistete gerade die Post eine wichtige Hilfestellung.

All dies ist Thema der Ausstellung. Gut 80 unterschiedliche Exponate, von der Sänfte bis zum Minitheater führen den Besuchern eine einzigartige Epoche der Stadtgeschichte vor Augen.

Informationen zur Ausstellung:
Was? Sonderausstellung "Von Prinzen, Bürgern und Hanswursten?!" - Regensburg zur Zeit des Immerwährenden Reichstags
Wann? 10. November 2013 bis 9. Februar 2014
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr
Wo? Historisches Museum am Dachauplatz
Wie viel? 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

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