Hey, ich bin jetzt ein Daddy!
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Das Familienleben scheint Robbie Williams gut zu bekommen. Der Happy-Daddy steckt voller Energie und seine gute Laune steckt an. Kaum ein Jahr nach "Take The Crown" folgt nun das positiv gesonnene neue Album "Swings Both Ways". Robbie swingt wieder und hat großen Spaß dabei. Wir trafen Robbie zum Interview.
Guy Chambers, sein langjähriger Songschreiber und Erfolgsproduzent war es, der uns zu einem ganz privaten Showcase in Berlin einlud. Ein Abend, an dem Schauspielerin Julie Engelbrecht seine extra für sie geschriebenen Lieder keinem geringeren als Robbie Williams vorsingen sollte. Und Robbie nahm sich Zeit...
Sie wirken etwas erschöpft, Mr. Williams. Der Jetleg?
Eher der Familien-Jetlag (lacht). Es ist schon noch eine Umstellung, früh aufzustehen. Ich war die "Rockstar-Hours" gewöhnt, also um 4 Uhr morgens ins Bett und erst gegen 13 Uhr mittags aufstehen. Als Daddy geht das nicht mehr. Ich liebe es, mit meiner kleinen Tochter zu frühstücken. Es ist eben nur diese Umstellung, die mich echt schlaucht.
Sie unternehmen generell sehr viel mit ihr...
Oh ja. Ich lerne mit ihr die Welt neu kennen. Ich fühlte mich eine lange Zeit wie ein Einsiedler. Wo früher Verabredungen mit der Plattenfirma oder Physio-Termine waren, finde ich mich heute auf Spielplätzen oder in Museen wieder, ich füttere sogar Enten. Meine kleine Teddy Rose (1 Jahr alt ? Anm. d. Red.) schafft es dadurch, dass ich mich wieder in die Welt integriere ? und das ist toll.
Man munkelt, mit "Go gentle" gibt es auf dem Album einen Song, den sie für sie geschrieben haben...
Sie ist ja auch mein schärfster Kritiker (schmunzelt) ? ich mach keine Witze. Sie liebt Musik. Ich spiele ihr momentan immer Songs von meinem ganz ganz neuen Album (kommt 2014 auf den Markt) vor und warte, wie sie reagiert. Wenn sie dann mitwippt habe ich ein gutes Gefühl. Bei den Zeilen darf sich aber auch ruhig jeder Fan angesprochen fühlen (singt): "For all your days and nights. I'm gonna be there. I'm gonna be there, yes I will. Go gentle through your life, if you want me I'll be there. When you need me I'll be there for you."
Robbie, mit dem neuen Album "swings both ways" sind sie zurück im Frack, der ihnen durchaus hervorragend steht...
Ich bin so froh, dass ich wieder swingen darf. Mein letztes Popalbum, für das ich auch den Grammy bekam, erschien erst letztes Jahr, da kann ich nicht schon das nächste raus bringen (obwohl ein solches fast fertig ist ? Anm. d. Red.). Ich musste aber an irgend etwas Neuem arbeiten. Und so entstand nach über zehn Jahren eben eine swingende Fortsetzung.
Mit "Supreme" feierten Sie bereits 2000 große Erfolge....
Knapp 13 Jahre später heißt der Song nun "Swing Supreme" und passt sich dem Album thematisch ganz gut an. Für die Urversion war damals mein Lieblings-Produzent und Songschreiber Guy Chambers verantwortlich, aus dessen Feder ja die meisten großen Hits stammen.
Mit Guy Chambers ist ein langjähriger Wegbereiter und -begleiter wieder mit im Boot. Wie fühlt sich das an?
Hervorragend. Guy packte ganze 80 Musiker in die Abbey Road Studios ? allein schon ein magischer Ort ? um mit mir die Songs "No one likes a fat popstar" und "Swings both ways" einzuspielen. Beides Wegwerf-Nummern, von denen ich niemals dachte, dass sie es auf das Album schaffen. Aber Guy Chambers hatte in seiner grenzenlosen Weisheit recht ? und heute sind es meine beiden Lieblingslieder auf der Scheibe.
"No one likes a fat popstar" sollte aber keine Anspielung auf Sie selbst sein, oder?
Wirkt das etwa so (schaut skeptisch an sich herunter)? Im Ernst ? das Album und einige der Titel sollen die Hörer natürlich schon zum Schmunzeln anregen. Es soll etwas Leichtes sein. Und ich denke, das ist uns ganz gut gelungen.
Dass der Papa selbst noch das Kind im Manne hat, können Sie spätesten bei "I Wan'na Be Like You" zeigen...
Ja, der Song gefällt meiner Tochter. Er ist eine neue Interpretation des berühmten Affen-Songs von King Louie aus dem "Dschungelbuch". Das ist ein Duett mit Olly Murs, der mich im Sommer auf meiner Europatour als Support begleitete. Eine Kumpel-Mitsing-Hymne unter 'Besten Freunden' musste demnach sein.
Wie beeinflusst Sie die Vaterrolle beim Schreiben ihrer Lieder?
Schon gewaltig. Normalerweise sang ich über Abhängigkeit, Depression, dumme Sachen oder Sex. Wenn ich mich jetzt hinsetze und mir einen Songtext überlege, kommt mir als erstes meine Tochter in den Sinn. Einige Themen kann ich derzeit einfach nicht besingen ? hey, ich bin jetzt ein Daddy!
Dachten sie schon einmal daran, der Familie wegen aufzuhören?
So etwas denkt man immer mal, ich hab es nur keinem erzählt. 2008 zum Beispiel war ich kurz davor. Aber wenn man das Show-Bizz in den Knochen hat, dann will man immer weiter machen. Gut, das Scheinwerferlicht ist zum Glück nicht mehr ganz so grell. Ich bin jetzt Familienmensch, längst nicht mehr so der erotische Popstar on stage, den es definitiv Spaß machte zu geben. Und diese neue Rolle genieße ich jetzt.
Konnten sie dieses immense Rampenlicht vorher nicht genießen?
Es ist kein Spaß, wenn Du keinen Schritt machen kannst, ohne dass das öffentliche Interesse dabei ist. Man kann nichts tun, ohne beobachtet zu werden. Und dann lässt man einfach viele Dinge sein. Jetzt mache ich alles, was ich möchte. Auch, was meine Tochter möchte. Ich erfülle mir Sachen, die uns Spaß machen. Ich finde es im Nachhinein schade, dass ich dass damals mit 20 nicht konnte. Aber so ist das Leben ? und ich kann mich ja nicht wirklich beschweren.
Ich denke mal, Ihrer Tochter wünschen Sie so eine verpasste Jugend nicht...
Bei mir begann ja mit 'Take That' schon alles im Alter von 16. Teddy Rose ist ein Kind zweier exzentrischer Eltern, das morgens mit einem Lächeln im Gesicht aufwacht und abends mit einem Lächeln einschläft. Sie hat eine viel unbeschwertere Kindheit, als Ayda (seine Frau ? Anm. d. Red.) und ich sie hatten. Ihr geht es einfach nur gut. Und ich werde alles dafür tun, damit das auch so bleibt.
Wird man jetzt den entspannten Daddy Robbie öfter swingen sehen?
Warum nicht?! Nach der letzten Tour im Sommer - mit phänomenalen Konzerten auch hier in Deutschland - tat mir echt der Rücken weh. Die Auftritte verlangten mir physisch wirklich alles ab. Ich denke, mit Swing-Konzerten muss ich meinen geschundenen Körper nicht ganz so heftig über die Bühne werfen wie ich es sonst immer tat. Und wenn ich dabei künftig nicht mehr ganz so schwitzen muss, kommt das ja fast einer vernünftigen Arbeit gleich.
Aber so gebrechlich wirken Sie noch gar nicht....
Naja, es hat schon alles Spuren hinterlassen. In den frühen 'Take That'-Tagen sagte man mir 'Mach das nicht, du ruinierst dir deine Knie' ? und ich habe mir meine Knie ruiniert. 'Spring da nicht runter, du machst deinen Rücken kaputt' ? ich habe mir meinen Rücken kaputt gemacht. Ich habe einfach meinen Körper benutzt und irgendwie auch misshandelt ? aber dafür ist er doch da, oder nicht? Irgendwann will ich auch noch mit Schwung in mein Grab schlittern.
Und jetzt arbeiten Sie wie erwähnt schon am nächsten Album...
Ich hab mir zuerst gedacht, eine Zeit lang abzuschalten und wegzufahren, weil du die Leute sonst irgendwann langweilst. Aber ich kann nicht anders. Ich muss weiter machen und jedes Jahr etwas abliefern. Aber ich mache mir natürlich auch Gedanken, was danach kommt. Vielleicht ein Musical, einen Film oder eine TV Show. Ich kann zumindest versprechen, es wird bald etwas ganz anderes von mir geben. Ich bin selbst gespannt.
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Bild: Robbie & Guy