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Ein paar Minuten voller sprachgewaltiger Bühnenpoesie, zwölf Männer und Frauen mit selbstgeschriebenen Texten, ein tobender (und ziemlich voller) Raum. Herzlich willkommen beim Poetry Slam!

Moderne Dichterwettstreite wie sie einmal im Monat in der Alten Mälzerei stattfinden, erfreuen sich derzeit größter Beliebtheit. Dabei geben sogenannte Poetry Slammer Balladen, Raptexte und Kurzgeschichten über Gott und die Welt zum Besten. Erlaubt ist von Reim über Prosa bis hin zu Stand-Up alles, was ohne den Einsatz von Hilfsmitteln wie Musik, Requisiten und Kostümen vorgetragen wird. Doch nicht nur die Stile der Künstlerinnen und Künstler sind vielseitig, auch ihre Texte treffen auf sehr unterschiedliche Art und Weise den Nerv der Zeit. Ob nachdenklich, urkomisch oder auch ein wenig appelierend ? die Slam-Szene ist offen für allerhand wichtige und unwichtige Themen. Entscheidend ist, dass die anspruchsvollen Gäste (literarisch) gut unterhalten werden. Welche Dichtkunst überzeugt und welcher Slammer am Ende des Abends die Wortschlacht gewinnt, hängt letztlich ganz allein von der besten Jury der Welt ab ? dem Publikum.


Thomas, junge Männer mitte Zwanzig fahren Snowboard abseits der Piste oder träumen in mehr oder weniger erfolgreichen Bands vom großen Durchbruch -  du hingegen trägst selbstgeschriebene Texte bei literarischen Wettbewerben vor. Erklär doch mal, was für dich das Reizvolle am modernen Dichterdasein ist?
Ich mag Poetry Slams, weil es keine reduziertere Unterhaltungsform gibt und es trotzdem oder gerade deshalb funktioniert. Man braucht weder Lichteffekte noch anderes Tamtam, eigentlich braucht man nicht mal eine Bühne oder ein Mikro. Was ich sagen will: Beim Poetry Slam zählt  allein der Text, das gesprochene Wort bekommt die ganze Aufmerksamkeit. Das ist doch cool.
Außerdem ist die Stimmung an solchen Abenden unglaublich.

Und wie bist du zum Poetry-Slam gekommen?
Ich habe schon immer geschrieben: kleine Bücher, Geschichten, Artikel, Songtexte usw. Während meiner Studienzeit war ich dann mehrmals in der Alten Mälzerei bei Poetry Slams. Irgendwann beschloss ich selbst  mitzumachen und habe dann ziemlich schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht. Wenn ich auf der Bühne stehe genieße ich vor allem den Dialog zwischen dem Publikum und mir. Es ist eigentlich eine abstrakte Situation und dennoch funktioniert die Kommunikation. Man redet ja eigentlich nicht mit den Leuten und dennoch reagieren sie auf einen und dann reagiere ich wiederum auf das Publikum. Genau diese nie planbare Interaktion macht den Poetry Slam für mich so spannend. Im Alltag kann ich nicht immer so locker mit den Leuten kommunizieren. Nur selten finden mich einzelne Leute, die ich nicht kenne auf Anhieb sympathisch. Auf der Bühne ist das anders.

Schüchtern wirkst du bei Texten wie "Irgendwas mit Berufen", "Immerhin steht hier kein
Nietzsche-Zitat" oder "Warum man unbedingt an der Uni Regensburg
studieren sollte" definitiv nicht. Deine Texte kommen an und über 80 Poetry Slam-Siege sprechen da ganz klar für sich. Was würdest du sagen ist dein Erfolgsrezept?
Bei jedem meiner Texte versuche ich, eine inhaltliche Komponente rüberzubringen. Der Text über die Coolness meiner Oma zum Beispiel war der Versuch, einen positiven Text zu schreiben über Rentner. Dann gibt es noch den Unterhaltungsfaktor, die Pointen, an denen ich manchmal monatelang feile. Mein Stil ist ? glaube ich ? relativ komplex und überraschend. Generell versuche ich immer auf mich zu schauen, mein Ding zu machen. Und: Ich habe keine Angst. So provoziere ich manchmal ganz bewusst, ohne Rücksicht darauf, ob das Ärger geben kann. Nur so bleiben meine Auftritte spannend. Mein Leben als Autor macht auch nur dann Sinn, wenn ich unbequeme Wahrheiten ausspreche. Ich bin keine Partyband, die man einfach irgendwo hinstellen kann, um ein bisschen Stimmung zu machen. Ein einziges Mal habe ich mich bei einem Schreibauftrag von der Regierung vertraglich dazu zwingen lassen, nur diese oder jene Sachen zu sagen. Diesen Fehler mache ich nie wieder.

Das heißt also...
Wenn Leute wollen, dass ich bei ihnen auftrete, buchen sie eine komplette Person. Und wenn mich dann etwas stört oder ich merke, dass irgendwas nicht stimmt, dann sage ich das auch. Als ich vor zweieinhalb Jahren zum ersten Mal im Audimax der Uni vor über tausend Studierenden auftreten sollte, habe ich zum Beispiel extra für diesen Anlass einen Text über den Zustand des Uni-Gebäudes geschrieben. Darüber, dass alle Wände grau sind und in den Gängen der PT Wasserbottiche stehen. Das sind die Auftritte, auf die man im Nachhinein sehr stolz ist. Ein Kumpel von mir sagte mal: Das ist dein Vorteil. Du siehst aus wie jemand vom Dorf, bist es aber nicht ;)

Gemeinsam mit Kaleb Erdmann und David Friedrich hast du letztes Jahr ein sehr vielseitiges Buch names "bunt und kühl" veröffentlicht. Was dürfen die Leser erwarten?
Ein vielseitiges und ich glaube recht experimentelles Buch. Mit krassen Inhalten. Wir sind sehr unterschiedlich. Kalebs Texte sind politisch und direkt. David hat unglaublich schöne Reimketten und ist auf der Bühne der Performancestärkste. Mein Stil ist eine Art Trash-Kaberett mit Schachtelsätzen und Pointen. Vielleicht nicht unbedingt was für Deutschlehrer. Aber das Buch wird inzwischen regelmäßig in einem Gefängnis in Bonn verlesen. Dort veranstaltet eine Kulturschaffende Lesungen. Seitdem die Insassen aus bunt und kühl lesen, kommen mehr Besucher.

Als langjähriger Slam Poet hast du bestimmt das ein oder andere Erlebnis in petto...
Dieses Jahr hatte ich so viele verrückte Schreibaufträge und Auftritte wie noch nie. Das verrückteste war sicherlich ein Schreibauftrag vom Ministerium für Bildung und Forschung, ein 90-sekündigen Text zum Thema Anpassungsfortbildung. Leider bin ich vertraglich verpflichtet, nichts darüber zu erzählen. Aber sagen wir mal so: Das Ergebnis hat nicht mehr viel mit mir zu tun.
Einmal hat mich ein wohlhabender Poetry-Slam-Besucher zu einer privaten Feier auf sein Landhaus eingeladen. Ich kam dort an wie immer: Mit Turnschuhen, Jeans und zerzausten Haaren. Alle Gäste trugen Smoking und Abendkleider. Bei den Gästen handelte es sich um Mitglieder eines Geheimbunds. Das war schon ziemlich freaky. An einem Punkt dachte ich wirklich: Oh Gott, hoffentlich werde ich jetzt nicht rituell geopfert. Dann waren aber alle sehr nett und der Auftritt kam auch gut an. Dann war ich beim Summerjam Festival in Köln, nachmittags, Open Air bei Laufpublikum vor 300 Kiffern. Selten habe ich so wenig Feedback bekommen. Es gab aber dieses Jahr auch mehr schöne Auftritte als je zuvor. Mit dem Uni Jazz Orchester zum Beispiel. Oder beim Science Slam als Special Guest im Audimax. Oder als alle drei "bunt und kühl"-Autoren nach München ins Lyrikkabinett eingeladen wurden.

Mal ehrlich, wie sehr ist man als Slammer Sportsman? Immerhin ist es ja ein Wettbewerb...
Ich finde es immer gut wenn ich zwei Texte machen kann, damit ich unterschiedliche Seiten zeigen kann. Natürlich ist es schön zu gewinnen. Manchmal ist das auch wichtig. Wenn ich zum Beispiel die Alte Mälzerei bei den Deutschsprachigen Meisterschaften 2014 in Dresden vertreten will, muss ich dort bis zum Ende der Saison (also bis Juni) noch mindestens einmal gewinnen. Die Sache ist die: Je erfolgreicher man ist, desto mehr wird man eingeladen. Und je mehr man eingeladen wird, desto erfolgreicher kann man sein. Deshalb ist es dir nie ganz egal wie du beim Publikum ankommst. Ich versuche immer, den bestmöglichen Auftritt abzuliefern. Zum Beispiel trinke ich nie Alkohol bevor ich auf die Bühne gehe. Aber wenn der Funke mal nicht übergesprungen ist, mache ich mich auch nicht verrückt. Prinzipiell herrscht ein sehr freundschaftliches Verhältnis innerhalb der Szene. Man spricht nicht umsonst von einer Slamily. Und ich genieße mittlerweile viel Respekt. Das merkte ich zum Beispiel bei der (erfolgreichen) Bewerbung um den U20-Slam 2015, den ich jetzt zusammen mit Ko Bylanzky und Clara Nielsen in Regensburg veranstalten werde.

Was kann Regensburg und die Welt in Zukunft von dir erwarten?
Als Kulurmanager an der Uni will ich coole kulturelle Projekte wie das Poetry-Jazzprojekt fördern, kreative Impulse geben,  neue Werbemöglichkeiten ausloten. Momentan basteln wir ? wie gesagt ? daran, wie wir den U20-Slam 2015 in Regensburg austragen können und wo. Dann will ich im nächsten Jahr gerne zwei weitere Bücher veröffentlichen. Eine Autobiografie und einen weiteren Slam-Band zusammen mit Andivalent. Außerdem sind Auslandsreisen nach Brasilien und Schweden geplant.

Mehr zu Thomas und dem Projekt "bunt und kühl" erfahren Sie auf seiner FB-Seite: www.facebook.com/thomasespitzer

Gewinnspiel:

Sie haben Lust auf orignielle Geschichten aller Kaleb, David und Thomas?!  Dann nichts wie hin zum nächsten Poetry Slam (z.B. am 10.01.14 in der Alten Mälzerei) oder Sie nehmen an unserem Gewinnspiel teil. Gemeinsam mit Thomas Spitzer verlosen wir 10 x 1 Buch "bunt und kühl".  Senden Sie hierfür einfach eine Email mit dem Kennwort "Wortschlacht" bis zum 20. Januar an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir wünschen viel Erfolg!

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Schlagzeilenbild: Nicht auf den Mund gefallen -  Der Regensburger Poetry Slamer Thomas Spitzer (Foto: Mariam Gabatashvili-Braun)
Bild 2: Gespannt lauscht das Publikum den Poeten. (Foto: Privat)
Bild 3: Kaleb Erdmann, David Friedrich und Thomas Spitzer (von links nach rechts)

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