Von Kunst bis Kurkuma: Die Chartstürmer von Milky Chance exklusiv im Filter-Check
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Sie sind jung, erfolgreich und ein wenig verrückt. Mit ihrem Hit "Stolen Dance" schafften die Jungs von Mily Chance den Sprung in die Top Ten der deutschen Singlecharts. Wir trafen das sympathische Duo aus Kassel in Regensburg zum Interview.
Im Frühjahr 2012 luden die deutschen Newcomer Milky Chance auf der Videoplattform YouTube mit "Stolen Dance" den ersten eigenen Song hoch, welcher innerhalb eines Jahres über eine Million Klicks generierte. Im Herbst 2013 erschien dann das Debüt-Album "Sadnecessary" und plötzlich finden sich Milky Chance mit "Stolen Dance" in den deutschen Top Ten wieder.
Bei einem Kurzbesuch in Regensburg machte das Duo bestehend aus Clemens und Philipp mit unserer Reporterin Julia die Altstadt unsicher, die dabei neben Kochrezepten noch einige andere interessante Dinge aus ihnen herauskitzeln konnte...
Habt ihr als Kinder schon musiziert?
Philipp: Ich habe zur Einschulung eine Gitarre geschenkt bekommen und da bin ich dann dazu gekommen. Das war mein erstes Instrument und damit der Einstieg in die Musik.
Clemens: Ich habe mit zwölf angefangen. Man probiert sich überall ein bisschen aus, Klavier, Bass, Schlagzeug, also die Basics.
Philipp: Letztes Mal hatte ich eine Flöte in der Hand, eine Tin Whistle. Aber ich glaube, da ist keine Begabung vorhanden (lacht).
Wann habt ihr angefangen, zusammen Musik zu machen?
Philipp: Am ersten Tag der elften Klasse lernten wir uns kennen.
Clemens: Wir waren beide im Musik-LK. Da haben wir aber noch in einer anderen Konstellation gespielt, Philipp an der Gitarre und ich am Bass. Und plötzlich waren wir in einer Band.
Damals wart ihr zu fünft und habt ganz andere Musik gemacht...
Clemens: Jazz, Soul, alte Sachen, so Ray Charles.
Philipp: Und auch rein instrumental, also nichts Elektronisches.
Wie würdet ihr eure jetzige Musik beschreiben?
Philipp: Eigentlich gar nicht genrespezifisch.
Clemens: Singer/Songwriter, Elektro, Pop-Folklore... Wir wollen uns nicht so festlegen, es kann auch sein, dass auf der nächsten CD irgendwie keine Ahnung was drauf ist.
Also ist es besser, wenn man euch nicht in eine Schublade steckt?
Clemens: Manche Leute sagen halt "genau das ist dieses gewisse Genre", dann ist das okay.
Philipp: Jeder kann hineininterpretieren, wozu er Lust hat. Das ist auch das Schöne an Kunst.
Euer Erfolg ist sozusagen über Nacht gekommen via Youtube...
Philipp: Wir haben es überhaupt nicht kommen sehen.
Clemens: Hm, naja gut, über mehrere Nächte wurde es uns dann schon immer bewusster.
Ihr ward jetzt schon das zweite Mal in Regensburg in der Mälze, wie kommt's?
Philipp: Ja, das war das einzige Mal, dass wir in der gleichen Stadt im selben Club spielten.
Clemens: Regensburg ist schön. Die Leute sind cool, der Laden ist cool, der Sound ist gut.
Philipp: Ja, letztes Mal wollten wir eigentlich noch in die Stadt, aber waren zu müde. Jetzt haben wir hier in Regensburg zum ersten Mal einen freien Tag, den wir auch wirklich als solchen verbracht haben (mit Gitarren-Saiten-Kaufen - Anmerkung der Redaktion: siehe Foto).
Was macht ihr in eurer Freizeit, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Clemens: Chillen, Freunde, Freundin, Familie, manchmal ein bisschen Kicken. Also ganz normale Sachen... Kochen!
Seid ihr gute Köche?
Philipp: Ne, kann man glaub ich nicht so sagen.
Clemens: Wir sind eher so auf dem Junggesellen-Niveau. Aber was ich gut kann, sind Teigtaschen, Blätterteigtaschen. Und die Füllung mache ich auch selber. Da bin ich stolz drauf (lacht). Und Nudeln mit leckerer Käse-Sahne-Hähnchen-Soße!
Philipp: Oder unser Special-Mix!
Clemens: Stimmt, wir haben eine sehr gute Gewürzmischung: Curry, Kurkuma und Zimt! Das schmeckt megageil! Du machst eine Sahnesoße mit Lauch, Schinken, Zwiebeln und Curry, Kurkuma und Zimt!
Was wäre aus euch geworden, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Philipp: Vielleicht eben Köche, aber das weiß man nie.
Clemens: Keine Ahnung, Bauern? Da hat man bei der Partnersuche wenigstens das Fernsehen dabei (lacht).
Ihr habt letztes Jahr Abi gemacht. Wie lief es?
Clemens: Philipp war besser als ich.
Philipp: Ne, das nicht. Aber wir haben uns beide auf unsere Art ganz gut durchgemogelt.
Clemens: Vielleicht klappt's ja mit der Musik ja nur noch ein Jahr.
Philipp: Vielleicht wirst du dann doch Bauer.
Ja der Name passt ja schon mal: Kühe melken!
Clemens: Haha, nice! Der Milky Hof....
Philipp: Natürlich nur für den Fall, dass es nicht klappt!
Anscheinend habt ihr ja viele internationale Fans, wenn man sich eure Facebook-Seite so ansieht. Wo würdet ihr denn am liebsten mal spielen, wenn ihr die Wahl hättet?
Clemens: Nächstes Jahr spielen wir viel im Ausland - Frankreich, Belgien, Holland, Skandinavien. Frankreich ist glaub ich echt geil, Paris, Bordeaux...
Philipp: Aber ich hätte auch richtig Bock auf Festivals in Südamerika. Wenn die Leute richtig schön tanzen.
Welche Musik hört ihr denn selbst gerne?
Clemens: Alles. Ich höre wenig Rock, Heavy Metal höre ich nicht. Aber ansonsten echt viel. Das geht dann von Folk bis Hip Hop, Jazz, Elektro, House, Klassik... Das hängt wahrscheinlich aber auch damit zusammen, dass wir im Musik-LK auch viel kennengelernt haben.
Ihr habt ja ein eigenes Label gegründet ? Lichtdicht Records. Damit ihr das Mitspracherecht beibehaltet oder wieso habt ihr euch dazu entschlossen?
Philipp: Erstens das und auch, weil wir nach der Schule einfach Bock hatten, was zu machen und was auszuprobieren. Also nicht nur Musik, sondern auch das, was zu wirtschaftlicher Arbeit oder Organisatorischem dazugehört, aber in erster Linie natürlich schon, damit wir machen können, was wir wollen.
Ihr habt ja sicherlich auch Angebote von größeren Plattenfirmen bekommen...
Clemens: Ja klar, sehr viele. Gerade in den letzten Wochen, als Stolen Dance sogar auf Nummer 1 hüpfte.
Philipp: Aber Nö nö ? die haben leider keine Chance. Wir bleiben uns da treu.
Wie sieht's aus mit Groupies? In der Mälze war die Frauenquote ziemlich gut...
Philipp: Also Facebook sagt 50-50.
Clemens: Die Mädchen stehen vielleicht vorne, deshalb fallen sie mehr auf. Aber die Fans sind eigentlich immer gut gemischt (beide grinsen verschmitzt).
Unser Fazit nach einem Tag mit und einem Konzert von Milky Chance sowie unzähligen Stunden mit Kopfhörern:
Milky Chance bietet eine Möglichkeit den Kopf auszuschalten, zu fühlen und sich fallen zu lassen. Musik, die in den Körper geht, zu der man sich bewegen möchte, die nicht drängt, nicht drückt, aber beim treiben lassen trägt. Aufrichtige Popmusik? Gut möglich, dass es so etwas gar nicht gibt, aber sicher ist, Milky Chance kommt verdammt nah dran. Jedes Lied in vollkommener Eigenregie handgemacht, mit viel Hingabe und Herzblut direkt aus dem Bauch. Wir wollen mehr....