Das Wasserschloss gilt als der bedeutendste profane Barockbau der Stadt. Auf dem Gelände werden viele verschiedene Veranstaltungen organisiert und noch im Juli 2015 findet das nächste Highlight statt: Das Festival Zuckerbrot und Peitsche lädt zu einem Wochenende voller Musik und Tanz auf dem Schlossareal. Doch das geschichtsreiche Pürkelgut im Stadtosten ist zugleich ein Mahnmal der Geschichte, sein Schicksal wird kontrovers diskutiert. Von der einstmaligen Idylle ist wenig zu spüren, der jahrzehntelange Verfall des Wasserschlosses nicht aufzuhalten. Obwohl eine Notsanierung im Herbst 2001 das Bauwerk retten sollte, bleibt die Zukunft des Anwesens ungewiss.
Historisches
Der dreigeschossige Rechteckbau mit Eck- und Mitteltürmen wurde in seiner heutigen Form 1728 unter Leitung von Johann Michael Prunner für den wohlhabenden Regensburger Kaufmann Johann Jakob Pürkel als Landsitz errichtet. Bereits 25 Jahre später ging er in den Besitz von Johann August von Greifenstein über und beherbergte fortan viele bekannte Gäste und rauschende Feste. Während der Belagerung Regensburgs um 1800 ließ sich Napoléon Bonaparte eine Wunde im Schloss Pürkelgut verbinden, sodass sein Ruheraum seitdem den Namen „Napoleonzimmer“ trägt. In der Biedermeierzeit florierte das Gut und war ein gängiges Ziel für Sommerausflüge. Als es 1844 an Fürst Maximilian Carl von Thurn und Taxis ging, sollte es zu einer Landwirtschaftsschule ausgebaut und als Jagdschloss genutzt werden. Zwar konnte der damit beauftragte Ludwig Mörike dieses Vorhaben nicht umsetzen, trug aber dennoch zu der einzigartigen Geschichte des Guts bei: 1850 besuchte ihn sein Bruder Eduard Mörike, einer der bekanntesten romantischen Dichter. In seinen poetischen Texten beschrieb er auch das Schloss Pürkelgut und bewahrte die heute verlorene besinnliche Atmosphäre in seinen Werken:
„So ein Spaziergang um den See, im Morgensonnenschein, ist gar zu angenehm; ich kann da halbe Stunden lang allein das reine Spiegelbild des Schlösschens mit seinem geschlängelten Umriss auf der immer bewegten Wasserfläche betrachten.“
Der voranschreitende Verfall des Barockgebäudes
Vieles änderte sich seit der Blütezeit des Guts: Seit 1975 ist das Anwesen unbewohnt, das einst so prachtvolle Schloss ähnelt einer Ruine. Es hat hohen Sanierungsbedarf und war zwischenzeitlich sogar einsturzgefährdet. Im Zuge der Notsanierung des historisch wertvollen Gebäudes 2001 wurde der marode Dachstuhl gesichert und das Dach abgedichtet. Man schloss offene Fenster und montierte Dachrinnen. Zur selben Zeit appellierte die Regensburger Heimatpflege an die Regensburger Bevölkerung und Medien, um die Rettung des Guts zu voranzutreiben. Seitdem rücken Veranstaltungen auf den Schlossgelände die Schönheit und Gefährdung des Denkmals immer wieder in das Bewusstsein der Einwohner, aufgehalten konnte man den Verfall trotzdem nicht.
Das Gut als Veranstaltungs- und Erlebnisgelände
Während das Schlossgelände mit der guten Lage früher zu gemütlichen Sommerausflügen auf das Land einlud, so lockt es heute mit Veranstaltungen. Das Mittelalterspektakel „Hexentanz und Feenzauber“ zieht jährlich tausende Besucher in die weiträumige Vierflügelanlage der ehemaligen Ökonomie des Landguts. Der Mittelaltermarkt bietet einiges: Handwerkertreiben, Sonnwendfeuer und Ritterturnier verleihen dem Gelände eine ganz besondere Stimmung.
Auch für Musikliebhaber gibt es ein einzigartiges Angebot: Das beliebte Electrofestival „Zuckerbrot und Peitsche“ zog 2014 vom Areal der ehemaligen Zuckerfabrik auf eine Wiese am Schloss Pürkelgut. Dort begeisterte es nicht nur mit einem tollen Line-up, sondern ebenfalls mit einer bezaubernden ländlichen Umgebung in Stadtnähe. Auch im Juli 2015 werden wieder hunderte Tanzwillige zu dem dreitägigen Festival auf dem Schlossgelände strömen.
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Bildquelle: Stadt Regensburg, Peter Ferstl
Bildquelle: Stadt Regensburg, Peter Ferstl