Eric Jarosinski: Vom Twitter-Geheimtipp zum Buchautor
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Eric Jarosinski ist ein Phänomen. Unter seine Kunstfigur „NeinQuarterly“ twittert er seit einigen Jahren Aphorismen in 140 Zeichen. Mit riesigem Erfolg. Mittlerweile hat er über 100.000 Follower auf der ganzen Welt. Jetzt hat er ein Buch geschrieben. Am 24. September wird er im Hotel Orphée daraus lesen.
Vielen sind Sie durch Ihren Twitter-Account @NeinQuaterly bekannt. Worüber twittern Sie?
Meine Themen sind sehr unterschiedlich, aber meistens geht es darum, den Alltag aus einer etwas ironischen quasi-"philosopischen" Perspektive zu betrachten.
Als amerikanischer Germanist haben Sie eine besondere Sichtweise auf die deutsche Sprache. Was gefällt Ihnen daran besonders und was irritiert Sie?
Ich finde Deutsch sehr flexibel. Die berühmten imposanten langen Wörter im Deutschen sind eigentlich ein Ausdruck der leichten Zusammensetzbarkeit der vielen kleinen Einzelteile. Das Image von Deutsch als Sprache leidet also gerade unter dem, was es besonders gut kann. Was ich vor allem schwierig finde ist die Aussprache. Leider werde ich meinen amerikanischen Akzent einfach nicht los.
Auf Ihrem Twitter-Account lassen Sie eine Kunstfigur, die an den Philosophen Adorno erinnert, schreiben. Wie wäre der „echte“ Adorno dem Thema Social Media gegenüber gestanden?
Schwer zu sagen. Einerseits würde er vielleicht die gestalterischen Möglichkeiten der Kürze erkennen und vielleicht sogar schätzen. Andererseits würde er sicherlich die soziale Funktion von Twitter und die sozialen Medien insgesamt sehr kritisch betrachten, indem die Privatsphäre noch weiter kommodifiziert und "verwaltet" wird, und zwar von uns selbst.
Ihre Tweets werden als Intellektuellen-Humor beschrieben. Stimmen Sie dem zu?
Na ja, öfters ist das Niveau nicht besonders hoch. Aber es stimmt, dass mein Stoff sehr oft aus dem Bereich der Literatur oder Philosophie stammt.
Noch bis vor kurzem waren Sie als Assistenzprofessor an einer amerikanischen Universität tätig. Jetzt sind Sie mit Ihrem Buch „Nein. Ein Manifest“ in Europa unterwegs. Haben Sie Ihre wissenschaftliche Karriere damit auf Eis gelegt?
Eher richtig beendet. Schon seit einem Jahr habe ich nichts mehr mit der Uni zu tun. Es wäre wahrscheinlich gar nicht so leicht, wieder irgendwo einzusteigen.
Worum geht es in „Nein. Ein Manifest“?
Das ist kein typisches Manifest, da der Text als Ganzes keine klare Botschaft hat. Es geht eher um eine gewisse Haltung - die gleichzeitige Notwendigkeit und scheinbare Unmöglichkeit, eine bessere Welt zu schaffen - die in allen Texten widerspiegelt wird.
Immer mehr Twitterer bringen aktuell Bücher auf den Markt. Ist Twitter also ein guter Einstieg, um als Autor Gehör zu finden?
Vielleicht. Dass ich ein Publikum fand, hat viele Gründe und Glück gehört sicherlich auch dazu. Ich würde eher sagen, dass Twitter eine gute Gelegenheit bietet, den eigenen Schreibstil zu entwickeln.