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Der holländische Singer-Songwriter Tim Vantol ist ein Globetrotter. So oft wie kaum ein anderer Musiker ist der gebürtige Amsterdamer  auf Tour in Deutschland und Europa unterwegs. Am 17. Oktober erschien seine neue Akustik-LP „Basement Sessions“, die der Mann mit der kratzigen Wohlfühl-Stimme in einem Zug, ohne Unterbrechung, live aufgenommen hat. Im Interview erzähl t er uns von den Anfängen seiner Musik-Karriere, was er an seiner neuen Wahlheimat Deutschland besonders schätzt, und warum er auch in seiner Freizeit immer aktiv bleiben muss.

Du schreibst Deine Songs komplett selbst. Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Musik?
Meine Inspiration kommt von überall her. Meine Lyrics werden durch Diskussionen, Dokumentationen und vom alltäglichen Leben inspiriert. Meine Songs sind meine Meinung, die Sicht meiner Dinge und meine Gefühle. Musikalisch ist es eigentlich genau das Gleiche, alles was ich höre und was ich selbst mag, inspiriert mich bei meiner Musik.

Bereits mit 16 Jahren hast Du angefangen Musik zu machen. Welcher Moment aus der Anfangszeit deiner Musik-Karriere ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es gibt sehr viele besondere Momente, die wichtig für meine Karriere waren. Aber der wichtigste war, als ich mich entschlossen habe, etwas anderes zu machen, als Basketball zu spielen, was ich davor für ein paar Jahre getan hatte. Ich habe meiner Mutter von der Entscheidung, ein Instrument spielen zu wollen, erzählt. Sie meinte, sie hätte noch irgendwo eine alte Gitarre rumliegen, auf der sie nie gespielt habe. So hat alles angefangen. Aber natürlich war es auch von Bedeutung, als ich mich entschieden habe, mein Leben zu ändern, meinen Job gekündigt habe und nach Schweden gezogen bin.

Du hast Dir in deinem Haus in Deutschland im Keller ein kleines Studio eingerichtet. Fühl es sich anders an, Musik in seinem eigenen Studio zu machen?
Ja, das ist es definitiv. Ich kenne mich nicht besonders gut mit Studio-Technik aus. Um ehrlich zu sein, kenne ich 99% der Funktionen eines Mischpults nicht. Deswegen ist mein Studio eher für Demo-Aufnahmen oder Songwriting gedacht, was man dort sehr gut machen kann.

Den Song „Mercy Will Kill Me“ hast Du schon einmal mit einer Band aufgenommen und jetzt noch mal alleine. Was hat sich an dem Song nun geändert?
Eigentlich ist es immer noch der gleiche Song, aber es ist möglich, dass er sich über die Jahre verändert hat. Ein paar Veränderungen in der Akzentuierung der Vokale oder wie ich den Song spiele, mögen sich geändert haben. Aber auch wenn man die Songs aufnimmt und fixiert, verändern sie sich trotzdem, da man sie hunderte Male live auf der Bühne spielt.

Warum hast du Dich entschieden, ohne Band solo als Künstler aufzutreten?
Ich habe immer in einer Band gespielt und es war stets schwierig, alle so zu motivieren, wie ich es war. Musik zu machen bedeutet eine Menge Spaß, aber die ganze Organisation drum herum kann sehr anstrengend sein. Einmal war ich auf einem Konzert von Chuck Ragan in Rotterdam. Und ich dachte mir, so muss es sein: Ein Mann, eine Stimme, eine Gitarre. Das bedeutet Freiheit und die Entscheidung machen zu können, was man will. Also habe ich mir eine Akustik-Gitarre gekauft und angefangen, meine eigenen Songs zu schreiben.

Deine Basement Session wurde live aufgenommen, ohne Pause. Warum diese außergewöhnliche Aufnahmetechnik?
Für mich ist es der beste Weg, um der Musik die richtige Energie zu geben. Was man bei den Basement Sessions hört, ist, wie ich meine Songs live spiele. Und vielleicht hat diese Art der Aufnahme-Technik auch etwas mit meinen mangelnden Kenntnissen in professioneller Aufnahme zu tun. Deswegen musste ich es vielleicht an einem Stück aufnehmen (lacht).

Welche Musik hörst Du privat am liebsten?
Ich höre alles von Punkrock/Hardcore über Bluegrass/Country bis zur Popmusik. Ich mag ehrliche Musik, bei der man das Gefühl hat, dass die Künstler auch meinen, was sie singen. Die Musik muss mich auf eine bestimmte Art und Weise berühren, das ist eigentlich alles.

In Deinem Song „Bitter Morning Taste“ singst Du darüber, wie es ist, sich einsam zu fühlen. Wie ist es für Dich, beim Tour-Leben oft alleine zu sein?
Während man auf Tournee ist, vergisst man die Situation zu Hause. In den letzten 6 bis 7 Jahren in denen ich auf Tour war, habe ich eine Menge enger Freunde verloren. Ich wünschte, ich könnte bei ihnen sein, aber ich war nie da. Manchmal träume ich in der Nacht von ihnen,  wache auf und bin erst mal verwirrt, aber gleichzeitig auch traurig und glücklich, dass ich immer noch an sie denke.
Eigentlich bin ich ja auch nie wirklich alleine. Es ist immer ein Tourmanager, ein Freund oder eine Band dabei. Aber es kann manchmal sehr hart sein, so weit weg von seinen Liebsten zu sein. Im Zeitalter des Internets ist die Kommunikation allerdings wesentlich einfacher geworden, was vieles erleichtert.

Dein Vorbild ist der Singer-Songwriter Chuck Ragan. Was inspiriert Dich an ihm?
Ich denke, am meisten seine Persönlichkeit. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Aber auch dadurch, dass wir ähnliche Musik machen, verbindet uns einfach etwas und wir respektieren einander. Es ist immer wieder schön, mit ihm und auch seiner Crew unterwegs zu sein.

Du hast Deutschland zu Deiner Wahlheimat gemacht. Was gefällt Dir besonders an den Deutschen?
Ich denke, Deutschland ist eines der besten Länder, wenn es um Musik geht, da die Leute hier sehr musikaffin sind. Sie gehen zu einer Show, hören die Musik, unterstützen einen und möchten einfach Spaß dort haben. Und sie sind auch bereit, etwas dafür zu tun und ein Teil der Show zu sein.

Wie verbringst Du Deine freie Zeit? Wie entspannst Du Dich am besten?
Um ehrlich zu sein, bin ich nicht besonders gut im Entspannen. Ich möchte lieber etwas Nützliches machen, als nur rumzuliegen. Aber ich mag es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, mit meinem Hund spazieren zu gehen, oder gutes Essen zu genießen. Aber dafür hatte ich die letzten Jahre nicht besonders viel Zeit.

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Bild: Tim Vantol, (c) Joe Davis

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