An der Städtischen Berufsschule II laufen derzeit die Proben für ein außergewöhnliches Theaterprojekt. Seit Februar 2011 werden dort berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge unterrichtet, die nun unter der Anleitung von Diplomschauspieler und Choreograph Georg Sosani ein Stück über das Schicksal junger Flüchtlinge von der Kriegsflucht bis zu der Suche nach Glück im neuen Heimatland einüben.
Die elf jungen Schauspieler sind männlich und zumeist unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern wie Afghanistan, dem
Iran, Syrien und dem Irak und doch haben sie vieles gemeinsam: Sie alle haben Krieg und Terror erlebt. Sie hatten den unbeschreiblichen Mut, allein ins Ungewisse aufzubrechen. Sie mussten ihre Heimat und Familie tausende Kilometer hinter sich zurücklassen. Und sie bekamen eine zweite Chance im fremden Deutschland.
Sosani möchte mit „Lebenserlaubnis“ den Zuschauern diese spannende, oft gefährliche, aber auch von Hoffnung geprägte Reise der Flüchtlinge – vom Krieg in der Heimat bis zum Ausländeramt in Deutschland – näherbringen. „Das Stück soll die Leute zum Nachdenken anregen und dazu motivieren, sich in an der Flüchtlingshilfe und -integration zu beteiligen“, erklärt er.
Bei dem Projekt hatten die Schüler die Möglichkeit, persönliche Erlebnisse aus der eigenen Heimat mit einzubauen und sie durch die Schauspielerei zu verarbeiten. Das Stück sei dadurch sehr lebensnah. Außerdem stärke es das Zugehörigkeitsgefühl und Selbstbewusstsein der Jugendlichen. Der 17-jährige Omar erzählt, dass die Gruppe während der Proben eng zusammengewachsen sei und er viele neue Freunde gewonnen habe. Teilgenommen habe er aber in erster Linie aus einem anderen Grund: „Ich möchte den Leuten klarmachen, was in unseren Herkunftsländern passiert.“
Der Titel des Stücks betont die ernstzunehmende Lage der Flüchtlinge. Er lehnt an das Wort Aufenthaltserlaubnis an und macht deutlich, dass die Verweigerung dieser Erlaubnis, also eine Abschiebung, sogar den Tod bedeuten kann.
Ein Stück, das unter die Haut geht
Durch die ausdrucksstarke Körpersprache der Jugendlichen und die gefühlvolle Untermalung durch Musik und Geräuschkulisse, Lichteffekte sowie Videoszenen hinterlässt das Stück auch ohne viele Worte einen klare Botschaft und einen bleibenden Eindruck: „Als wir im Jahr 2014 ein ähnliches Projekt durchgeführt haben, war das Publikum zutiefst berührt. Viele konnten die Tränen nicht zurückhalten“, erzählt Karin Märkl, Abteilungsleiterin für Berufsvorbereitung an der Schule. „Es geht unter die Haut, und das mit Absicht“, fügt Sosani hinzu.
Märkl ist überzeugt von der Botschaft des Stücks und betont die gute Zusammenarbeit hinter den Kulissen. „Ohne einen Profi wie Sosani, die starke Unterstützung der Schulleitung und die große Motivation der Schüler wäre so ein Projekt nicht möglich gewesen“, lobt sie. Finanziert wird das Stück durch das Amt für Schulen und die Location im „Leeren Beutel“ spendiert der Jazzclub Regensburg.
Die Vorstellungen finden am 15. März 2016 um 19 Uhr und am 16. März 2016 um 18.30 Uhr im Leeren Beutel statt. Einlass ist jeweils 30 Minuten vor Beginn der Aufführung.
Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
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Bild: Die Theatergruppe mit Projektleiter Georg Sosani (Mitte) und Sprachlehrerin Maia Simmet (rechts)