Galerie Lesmeister: PAPILIO
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- Kategorie: Kultur & Szene
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Die Ausstellung „PAPILIO“ in der Galerie Isabelle Lesmeister zeigt von Juni bis September Arbeiten von Madeleine Schollerer, Sandra Kantanen und Huber.Huber, die sich jeweils durch einen eigenständigen künstlerischen Blick mit der Motivik des Schmetterlings auseinandersetzen. Die Symbolik des Schmetterlings ist vielschichtig. Bereits seit der Antike gilt dieser durch seine Verwandlung von der Raupe in einen prächtigen Falter als das Symbol der Wiedergeburt. Im alten Griechenland trug er den Namen „Psyche“, gleich der Seele des Menschen, die sich nach dem Tod in der Form des Schmetterlings reinkarniert.
Ebenso war er das Symbol der Verwandlungskraft, die auch der Menschen durchleben musste, um innere Freiheit zu erlangen. Durch die Eigenschaft der Metamorphose wird der Schmetterling bis heute in der christlichen Kunst als Symbol der Wiederauferstehung gesehen. So ist der „Papilio“ aufgrund seiner verschiedenartigen Symbolkraft ein oft wiederkehrendes Motiv in der bildenden Kunst und wird auf verschiedenste Weise behandelt. Madeleine Schollerer setzt das Thema des Schmetterlings gekonnt in der traditionellen Kunstform des Scherenschnitts um. In ihren Arbeiten kombiniert sie die Leichtigkeit der Falter mit den bedrohlich anmutenden Silhouetten von Kampfflugzeugen. Das Symbol der Wiedergeburt steht somit im direkten Kontrast zu vom Menschen geschaffenen Maschinen, die das Leben innerhalb eines Flügelschlags auszulöschen vermögen. Bemerkenswert ist, dass in vielen asiatischen Regionen vor allem schwarze Schmetterlinge als Unglücksbringer und Todesboten angesehen werden. Ebenfalls aus Asien stammt die selbstmörderische Kriegstaktik der Kamikazeflieger.
In Madeleine Schollerers Arbeiten scheint jedoch die Bedrohlichkeit der Flugzeuge durch ihre starke Verkleinerung im Kontrast zu den größeren Faltern fast schon relativiert. Diese zwei kontroversen Themen fügt die Künstlerin in einer ästhetisch ansprechenden Komposition zusammen, welche den Betrachter zum Denken anregt. Es stehen Natur und Technik, Lebenskraft und Todesbringer einander direkt gegenüber. Die in Straubing geborene Künstlerin studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München, wo sie ihr Staatsexamen mit Auszeichnung abschloss. Seither ist sie nicht nur regional, sondern in ganz Deutschland mit ihren Werken in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Sandra Kantanen gewährt uns durch ihre kreisförmigen Arbeiten einen anderen, eigenwilligen Einblick in die wunderbare Welt der Botanik. Auf monochromem Hintergrund erscheinen ihre Darstellungen von Pflanzen aus der natürlichen Umgebung gerissen. Lediglich kleine Ausschnitte des Ganzen stehen im Fokus. Motten und Schmetterlinge ergänzen das Bild und erwecken den Eindruck von Bewegung und Lebhaftigkeit. Durch die unglaublich detailgetreue Darstellung hat es den Anschein, als würde man die Bildelemente durch ein Vergrößerungsglas betrachten. Jedes Haar des Blumenstängels und jede Ader eines Blattes wird sichtbar. Die aus Finnland stammende Künstlerin öffnet ein Fenster zur Natur und gibt einen Blickwinkel, der uns sonst verwährt blieben würde. Sie zeigt uns in ihren eigenen, künstlerischen Schöpfungen die Schöpfung der Natur in all ihrer Schönheit.
Sandra Kantanen absolvierte ihre Ausbildung in Finnland und China. Ihre Arbeiten zeigt sie heute, über die finnischen Landesgrenzen hinaus, in internationalen Ausstellungen. Ergänzt wird die Ausstellung durch das Schweizer Künstlerduo Huber.Huber. In ihren facettenreichen Arbeiten beschäftigen sie sich in ganz eigener Weise mit der Symbolkraft des Schmetterlings. In ihren Collagen inszenieren sie bewusst eine Kollision verschiedener Welten. Als Basis dienen ihnen vergessene Gegenstände unserer Konsumwelt, denen sie durch verschiedenste Kompositionen und Überlagerungen einen neuen erzählerischen Gehalt verleihen. So überschneiden Fragmente von Schmetterlingsflügel alte Photographien und zerstören damit die Idylle einer vergangenen Zeit. Mit einem Hang zur Nostalgie und einer teils düsteren, mystischen Atmosphäre visualisieren sie somit in ihren Werken einen Konflikt zwischen der Natur und der Zivilisation.
Dabei wird die altehrwürdigen Bedeutungen der Schmetterlingsthematik par excellence umgesetzt. Die Fähigkeit zur Metamorphose widerfährt dem Werk selbst. Es entstehen alternative Welten, die bewusst das Irrationale verkörpern, und den Betrachter zu einer imaginären Wanderung einladen. Die beiden Zwillingsbrüder Reto und Markus Huber erhielten ihre Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und arbeiten seit ihrem Abschluss 2005 als Künstlerduo unter dem Namen Huber.Huber zusammen.
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Madeleine Schollerer „Wenn ich den Himmel nicht erweichen kann“, Papier, 50 x 70 cm, 2016. Bild: (c) Galerie Isabelle Lesmeister