Ein richtig dicker Fisch im Prinzregententheater
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- Kategorie: Kultur & Szene
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Eigentlich sind sie nur Studierende. Der Nachwuchs, der die Bretter großer Bühnen bespielen und bereichern möchte. Mit der Europapremiere von BIG FISH ist es der Musical-Abteilung der Theaterakademie August Everding nicht nur gelungen, ein wundervolles Stück vom Broadway an die Isar zu holen. Die jungen Talente haben darin sogar brilliert. An diesem Wochenende ist das Stück im großen Hause des Prinzregententheaters München noch zu sehen.
„Wir haben ein paar wirklich lupenreine Diamanten im Cast“, behauptet Regisseur Andreas Gergen mit Stolz. „Und das sogar schon mehr oder weniger geschliffen.“ Er muss es ja wissen. Gergen, der selbst als Musical-Allroundtalent gilt und in größten Häusern sowohl spielte als auch inszenierte und Regie führte, ist eigentlich Operdirektor des Salzburger Landestheaters.
Als man in der Münchner Theaterschmiede bei ihm anfragte, ob er nicht seinen Teil zur Ausbildung des Nachwuchses beitragen möchte, ließ er sich nicht lange bitten. Und gleich beim ersten Engagement zog er gleich einen wirklich dicken Fisch an Land. „BIG FISH ist einerseits ein unglaublich tolles Stück, andererseits ist es auch für alle Beteiligten eine große Herausforderung, weil es noch nie in Europa aufgeführt wurde.“ Nach seinen ersten Eindrücken von den Sturierenden war Gergen schnell klar, dass man das Ding stemmen kann. Man tat es. Und wie.
BIG FISH verkörpert wie kaum ein anderes Stück die Position der USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Land, in dem ja auch ein Westernheld und jetzt sogar Donald Trump Präsident werden kann. Und genau deshalb zählte BIG FISH schnell zu den gefragtesten Stücken am New Yorker Broadway.
So krönt der Studiengang Musical das Bayerischen Theaterakademie ihr 20-jähriges Jubiläum mit der europäischen Erstaufführung dieses Broadwaymusicals „Big Fish“, pompös und aufwändig mit viel Ehrgeiz, Schweiß, unbekümmertheit und jugendlicher Power, dass man kaum daran zweifelt, dass hier Karrieren schon längst am durchstarten sind. Schließlich gilt es später alltäglich diese tolle Leistung auf die Bühne zu bringen. Abend für Abend in gleichbleibender Qualität.
„Einige unserer Mitwirkenden stehen natürlich längst auf den Zetteln von wichtigen Intendanten und Casting-Direktoren“, verrät Gergen. Vielleicht ist der Regisseur auch dafür selbst verantwortlich. Immerhin war sein Partner Christian Struppeck, ehemals kreativer Kopf der Stage Entertainment und nun Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, bei der Premiere begeistert von der Münchner BIG FISH Inszenierung.
Es ist ein sattes Stück America und erinnert vielleicht so ein kleines bißchen eben an Donald Trump: Da flattert immer wieder das „star spangled banner“, die Showgirls tanzen in Rot-Weiß-Blauen-Kostümen. Und der Mann, der sich selbst zum Helden seiner Geschichte macht, Edward Bloom, bekommt das, was er verdient: DAS American Girl schlechthin in seinen Augen - seine große Liebe Sandra.
Hier und da begeht Andreas Gergen eine Überdrehung ins Plüschig-Knallige, fein gespickt mit Satire a la Tim Burtons Filmvorlage aus dem Jahr 2003, die gegen Gergens Version fast schon unscheinbar harmlos wirkt. BIG FISH ist ein Phantasia-Plädoyer verpackt in eine gefühlige Vater-Sohn-Geschichte.
Als Musicalstoff taugt diese cineatistische Vorlage allemal, will das Musical doch - genau wie Titelheld Edward Bloom – sein Publikum aus dem Alltag reißen, mit herrlichen Hirngespinnsten, die auch vor dem kleinsten Kitsch keinen Halt machen, aber letztlich realistischer sind als man zu denken vermag. Natürlich war es für Komponist Andrew Lippa alles andere als einfach, den bildstarken Film auf eine leere Bühne zu adaptieren. Andreas Gergen schaffte es mit den Münchner Musical-Studenten, all die wirren und fantastischen Handlungsstränge mit Schmackes zu verkaufen.
Die Handlung? Hexen, Riesen, Nixen und vieles mehr: Wenn Edward (exzellent gespielt von Benjamin Oeser, der mühelos zwischen dem springlebendigen und buckligen Edward Bloom wechselt und sich wahrlich zum Star der Show wird) aus seinem Leben erzählt, geht es märchenhaft und bunt zu. Doch was ist Realität, was Imagination? Für seinen Sohn, den Pragmatiker Will, ist die Sache zunächst klar: Sein Vater ist ein Hochstapler. Doch als er dessen fantastischen Geschichten auf den Grund geht, findet er in seinem Vater doch einen Helden: "den großen Fisch in seinem Teich". Wird es Will schließlich gelingen, die Welt durch die Augen seines Vaters zu sehen?
Eine Einführung zum Stück gibt es 45 Minuten vor Showbeginn. Für die Vorstellungen im Großen Haus am Freitag, 25. November, sowie Samstag, 26. November, (Beginn jeweils 19.30 Uhr) gibt es noch Restkarten unter 089-21851970 oder an der Abendkasse im Prinzregententheater München.
Mit der Produktion von "Big Fish" im Prinzregententheater wird der Broadway-Erfolg von John August und Andrew Lippa zum ersten Mal überhaupt in Deutschland zu sehen sein. Die Musical-Adaption von Tim Burtons Fantasy-Meisterwerk aus dem Jahr 2003 steht der filmischen Vorlage in nichts nach: eine farbenprächtige Tragikomödie über den Zauber des Erzählens - gespielt, gesungen und getanzt (sogar den Alabama-Stomp) von den Musical-Studierenden der Theaterakademie August Everding!