Aufklärung, Kolonialismus, Sturm und Drang: Was uns die Literatur des 18. Jahrhunderts mit auf den Weg gibt
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- Kategorie: Kultur & Szene
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„Bücher müssen mit ebenso viel Überlegung und Zurückhaltung gelesen werden, wie sie geschrieben wurden“. Henry David Thoreau fasste es im 19 Jahrhundert bereits treffend zusammen, heute gerät es immer wieder in Vergessenheit: Bücher sollten nicht nur unterhalten, sie sollten uns auch bilden. Natürlich wird von niemandem erwartet die gesammelten Werke Shakespeares und Goethes auswendig zu können , jedoch kann klassische Literatur Rückschluss über das Leben und die Einstellungen in vergangenen Zeiten liefern, uns den damaligen Sprachgebrauch näher bringen, und uns – in vielen Fällen – mindestens genauso gut unterhalten wie moderne Werke.
Aus diesem Grund sammeln wir für Sie Literatur, die zum Nachdenken anregt – Und die man, zumindest zum Teil, gelesen haben sollte, nicht zuletzt weil die Werke erheblich zur Allgemeinbildung beitragen. Heute: Literatur aus dem 18. Jahrhundert.
1719: Robinson Crusoe – Daniel Defoe
Robinson Crusoe ist nicht nur verantwortlich für das Genre der Robinsonade, das sich nach seiner Veröffentlichung steigender Beliebtheit erfreute, sondern auch eine Erzählung über Britischen Kolonialismus und den damit einhergehenden Rassismus im 18. Jahrhundert. Der Inhalt des Romans ist den Meisten bekannt. Jedoch enthält die Handlung eine zweite Dimension: Der Hauptcharakter, der zunächst versklavt wird und dann auf einer einsamen Insel strandet, hat selbst miterlebt wie es sich anfühlt seiner Menschlichkeit beraubt zu werden – trotzdem behandelt er dunkelhäutige auf die er trifft nicht wie Menschen, sondern eher wie Dinge, die nur existieren um ihm zu dienen. Er kann als Inbegriff des Britischen Kolonialisten gesehen werden, wodurch die Erzählung Rückschluss auf die Bildung des Britischen Reichs, sowie zeitgenössische Verhaltensweisen gegenüber Ureinwohnern und Fremden liefert.
1726: Gullivers Reisen – Jonathan Swift
Der irische Schriftsteller Jonathan Swift war einer der berühmtesten Britischen Satiriker seiner Zeit. So fand er in dem Essay „A Modest Proposal“ eine wahnwitzige Lösung für die Hungersnot, die im zeitgenössischen Irland wütete. Sein berühmtestes Werk ist ohne Frage der Roman „Gullivers Reisen“, in dem er sich auf satirische Weise über Missstände der Britischen Gesellschaft und menschlicher Werte auslässt. Satire ist wohl eine der besten literarischen Möglichkeiten als Leser vergangene Zeiten zu erfassen, zu erforschen und zu verstehen, denn sie beschäftigt sich zumeist mit den Problemen der damaligen Gesellschaft und den einfachen Bürgern anstatt mit der Oberschicht.
1759 - 1766: Tristram Shandy – Laurence Sterne
Die Reihe um Tristram Shandy ist eine etwas andere Biographie. Denn die Geburt des Hauptcharakters wird erst im dritten Band erreicht. Trotzdem wird die Handlung aus der Perspektive des selbsternannten Gentlemans erzählt, der einen recht unzuverlässigen Erzähler darstellt. Regelmäßige Abschweifungen, im nichts endende Handlungsstränge und andere Stilmittel bewegen den Leser dazu konstant mitzudenken und sich aktiv mit der Romanreihe auseinanderzusetzen. Allein schon aufgrund der experimentellen Erzählweise ist Sterne’s Werk ein must-read. Zusätzlich ist es ein humorvolles Beispiel für unsinnige Gedanken, die sich ein jeder Mensch Tag für Tag macht – und wie man sich in Gedanken verstricken kann.
1774: Die Leiden des jungen Werther – Johann Wolfgang von Goethe
Goethes Roman ist in Briefform verfasst und gilt mittlerweile als der Inbegriff des Sturm und Drang. Werther verliebt sich darin in eine verheiratete Frau und erzählt seinem Freund in zahlreichen Briefen von seiner unglücklichen Liebe, die ihn schließlich zum Selbstmord treibt. Sie sollten das Werk als Stellvertreter einer Epoche sehen, das zu seiner Zeit einige Kontroversen entfachte. So wurde dem jungen Werther beispielsweise vorgeworfen, dass er ein Ehezerstörer sei und durch ihn Selbstmord glorifiziert werde. Vor allem wenn das vorherige - eher zwanglosere - 17. Jahrhundert miteinbezogen wird, kann besonders durch die kritischen Stimmen ein klarer Bruch in der Kulturellen Entwicklung zwischen Epochen gesehen werden.
1779: Nathan der Weise – Gotthold Ephraim Lessing
Als eines der wichtigen Werke der Aufklärung, befasst sich Nathan der Weise mit Humanismus und Toleranz. Besonders bezüglich religiöser Toleranz hatte das Werk reichweitende Folgen, deren kultureller Einfluss bis heute ersichtlich ist. Besonders die aufgestellte Ringparabel, die vorurteilsfreies Denken und Akzeptanz anderer Religionen fordert, hat bis heute Geltung und gilt als eines der wichtigsten Produkte der Aufklärung.
1781: Die Räuber – Friedrich Schiller
Als erstes Drama des Schriftstellers ist „Die Räuber“ begründeter Weise ein Klassiker Deutscher Literatur, und sollte als solcher gelesen werden. Auch hier handelt es sich um ein Stück aus dem Sturm und Drang, das bei seiner Uraufführung für die plötzliche Berühmtheit des Autors sorgte. Die Brüder Karl und Franz sind in dieser Erzählung Rivalen um die Gunst ihres Vaters und unterscheiden sich grundlegend in ihrem Charakter – wodurch einige Konflikte entstehen.