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Wir sammeln für Sie Literatur, die zum Nachdenken anregt – und die man, zumindest zum Teil, gelesen haben sollte. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Werke erheblich zur Allgemeinbildung beitragen. Heute: Deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts.

Das 20. Jahrhundert war in Deutschland geprägt von Krieg und Aggressivität, was sich auch in der Literatur bemerkbar machte. Während zu Beginn noch Philosophische Werke und Gesellschaftsromane Vorrang hatten, zeichnete sich spätestens ab den 1920ern eine Tendenz zu Themen über Krieg und Antisemitismus ab. Auch nach den zwei Weltkriegen, war eines der Hauptmotive der Literatur das Verarbeiten der Zerstörung, die der Krieg hervorbrachte. Auch der Einsatz des unzuverlässigen Erzählers boomte in dieser Zeit, wodurch experimentelle und moderne Werke zum Vorschein kamen.

1901: Buddenbrooks – Thomas Mann

Der erste deutschsprachige Gesellschaftsroman von Weltrang erhielt 1929 einen Literaturnobelpreis und erzählt die Geschichte sowie den Niedergang einer Familie über vier Generationen. Mann legt dabei viel Wert auf die Darstellung der Selbstwahrnehmung und des Selbstverständnisses des Lübecker Großbürgertums. Der Werdegang der Familie spiegelt historische Ereignisse Deutschlands und die Revolution 1848 wieder.

1911: Der Tod in Venedig – Thomas Mann

Tod in Venedig handelt von dem etwas über 50-Jährigen Gustav von Aschenbach, der sich in Venedig in einen schönen Jungen verliebt und dadurch seine Würde verliert. Obwohl der Greis stets die Distanz zu dem Jungen wahrt, schwindet doch seine Selbstkontrolle, die er sein ganzes Leben lang akribisch gewahrt hat. Besonders das Motiv der Pädophilie und die inhaltliche Gewagtheit machen das Werk interessant. Heute fällt die Lektüre jedoch schwer, denn die Schreibweise des Autors ist angestrengt und kompliziert. Aus historischer und kultureller Sicht ist es trotzdem lohnenswert, dass Werk zu lesen.

1912: Die Verwandlung – Franz Kafka

Gregor Samsa verwandelt sich über Nacht in einen Käfer. Mit der Verwandlung beginnt eine Erzählung über Familiäre Verantwortung, Einsamkeit und Andersartigkeit. Hinter der simplen Handlung verbirgt sich einiges an Interpretationsmaterial und die Geschichte geht viel tiefer, als sich zuerst vermuten lässt.

1915: Der Prozess – Franz Kafka

Joseph K. wird angeklagt, ist sich jedoch keiner Schuld bewusst. Das Gericht, vor dem er steht, ist kein gewöhnliches. Es wirkt merkwürdig und alptraumhaft Bürokratisch und auch das voranschreiten des Prozesses und das resultierende Urteil wird nicht offenbart. Diese Geschichte erzählt von Ausweglosigkeit und Anonymität in der modernen Welt. Das Werk ist eines von drei unvollendeten Werken Kafkas und wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht.

1924: Der Zauberberg – Thomas Mann

Phantastisch inspiriert handelt dieser Roman von Hans Castorp, der seinen Kranken Vetter für drei Wochen in einem Sanatorium besucht. Letztendlich bleibt Hans dort für 7 Jahre, in denen er in eine Zauberhafte Welt zwischen Krankheit und Tod geführt wird und unterschiedlichste Weltanschauungen kennenlernt. Ein Roman mit hohem philosophischem Wert.

1925: Jud Süß – Lion Feuchtwanger

Jud Süß sollte den Menschen eine Warnung vor wachsendem Antisemitismus vor Augen führen, indem es gängige Klischées über Juden in dem Machthungrigen Finanzrat Josef Süß Oppenheimer zum Leben erweckte. Die Bedeutsamkeit des Werks ist daher nicht zu verleugnen, zeigte es doch Gesellschaftskritik und prangerte den Antisemitismus an, lange bevor die meisten anderen die Probleme der Gegenwart verstanden.

1927: Der Steppenwolf – Hermann Hesse

Herrmann Hesse war ein immens erfolgreicher Schriftsteller, dem der Literaturnobelpreis verliehen wurde und der Steppenwolf hatte erheblichen Anteil an seinem Erfolg. Allein das sind Gründe, das Werk zu lesen. Zusätzlich prägen den Roman eine scharfe Gesellschaftskritik und eine Persönliche Charakteranalyse des Autors. Harry Haller ist der Steppenwolf, er sieht in sich einen Zwiespalt zwischen Vernunft und Trieb. Das Werk ist Zeitlos und heute genauso unterhaltsam wie noch vor 90 Jahren. Noch heute können sich vor allem Heranwachsende, die ihre soziale Rolle noch finden müssen, gut mit dem Steppenwolf identifizieren.

1928: Im Westen nichts Neues – Erich Maria Remarque

Remarque stellt die Radikalität des Krieges in seiner Erzählung über den Soldaten Paul Bäumer, der im Ersten Weltkrieg kämpft, dar. Der Ich-Erzähler bringt dem Leser das Leid und die Schrecken des Krieges nah und zeigt wie menschenunwürdig dieser ist. Der Roman kämpft beherzt für den Frieden und wird heute auch oft an Schulen gelesen.

1932: Das kunstseidene Mädchen – Irmgard Keun

Doris verdient ihren Unterhalt als Sekretärin, doch eigentlich will sie ein High-Society Leben führen. Der Sprung in die Oberklasse gelingt ihr mehr schlecht als recht. Doch Doris lügt sich durch ihr Leben, ist freigebig mit Männern und führt ein – relativ unzuverlässiges - Tagebuch. Mit das Kunstseidene Mädchen gelang Irmgard Keun ein humorvoller Zeitroman, der die 20-er Jahre in Berlin detailgetreu und realistisch darstellt.

1956: Der Besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie – Friedrich Dürrenmatt

Es ist eine Erzählung, die von Rache handelt: Die reiche, alte Dame Claire kehrt zurück in ihr Heimatdorf. Die Bürger freuen sich zunächst über den Besuch und erhoffen sich Geldgeschenke. Was sie erst später erfahren: Claire ist hier um sich an dem Mann zu rächen, der sie mit 17 geschwängert und zum sozialen Fall gebracht hat. Es beginnt ein Spiel, das Claire mit den Bürgern der Stadt treibt.

1957: Homo Faber: ein Bericht – Max Frisch

Hier geht es um Walter Faber, einen Ingenieur mit rationaler Weltanschauung. Er verliebt sich in eine Frau, die sich später als seine Tochter entpuppt. Nichtsahnend beginnt er eine inzestuöse Affäre mit ihr, die sein Weltbild auf den Kopf stellt. Seine Fehler werden ihm erst zum Schluss klar. Persönliche Identität und soziale Rolle, Zufall und Schicksal konkurrieren in diesem Roman miteinander, verbildlicht durch meisterliche Prosa.

1959: Die Blechtrommel – Günther Grass

Der Roman gehört zu den wichtigsten der deutschen Nachkriegsliteratur. Oscar ist Außenseiter und Sonderling. Sein Verstand ist bereits bei Geburt vollständig entwickelt. Mit 3 Jahren entscheidet er, dass er nicht erwachsen werden will. Ein Sturz von der Treppe bewirkt, dass sein Wunsch wahr wird. Seine Blechtrommel begleitet ihn sein Leben lang. Sie ermöglicht ihm, Geschehnisse bei denen er nicht anwesend war zu verbildlichen. Da er zu Beginn der Geschichte Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt ist liegt die Vermutung nahe, dass Oscar verrückt ist. Seine Erzählweise ist somit nicht vollkommen vertrauenswürdig.

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