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Der Regensburger Autor und Familienvater Klaus Schwarzfischer, der in der Regel unter seinem Künstlernamen Schwafi geht, schrieb bisher drei Thriller und einen Western, sowie einen Touristenguide – nichts davon ist zu 100% ernst zu nehmen.

Der Entertainer zeichnet sich vor allem durch eines aus: Unmengen an Humor. Seinen ersten Thriller, der viel Ironie und Sarkasmus an den Tag legte und das Kleinstadtleben gekonnt auf die Schippe nahm, verfilmte er 2014 in einer Crowdfunding Initiative. Seitdem wurde der Film im Ostentorkino, Tiki Beat und anderen Kinos in ganz Bayern gezeigt und erfreute sich großer Beliebtheit.

Auch sein neuester Roman schlug Wellen: „Wenig Zeit und viel zu tun“ sagte 2016 voraus, was nun Realität wurde. Er handelt von einem korrupten Bürgermeister und einem spitzfindigen Immobilienhai, die in einer Kleinstadt ihr Unwesen treiben. Gehandelt wird der Roman als Western, denn der Bürgermeister ist nebenbei auch Vorsitzender des Cowboyclubs, eine Rolle die ihm – wie er findet – hervorragend steht.

Als Regensburger Tarantino eröffnet der Autor immer wieder skurril-ironische Welten, frönt dabei auch einem gewissen Hang zur Brutalität – und hat sich damit schon längst einen Namen gemacht. Auf unterschwellige Weise schafft er hier immer Bezug zu Regensburg und zeigt sich sozialkritisch.

Sein Touristenguide richtet sich hauptsächlich an Regensburger und gibt auf wunderbar humorvolle Weise wieder, wie sich die Bürger der, von Touristen überrannten, Stadt oft fühlen mögen und was diese am Verhalten der Ortsfremden am meisten stört. Ganz nebenbei erfindet er die Geschichte der schönen Stadt neu und nimmt typische Reiseführer à la Marco Polo aufs Korn.

Außerdem verfasste er mehrere Kinderbücher. Diese liest er oft an Grundschulen vor. Doch der vielfältig talentierte Rodinger macht nicht nur mit seinen literarischen Werken auf sich aufmerksam. Auch musikalisch hat er es drauf. Mit seiner Band Schwafi & Die Spackos hat er schon einige Auftritte hinter sich und auch hier zeichnet es sich ab: die Gruppe junggebliebener mitfünfziger nimmt das Leben mit viel Humor und Ironie und nimmt sich selbst nicht sonderlich ernst. In vielen seiner Werke arbeitete Schwafi eng mit Schulfreund Andreas Hanauer zusammen, der für Illustrationen sorgte.

Im Interview plaudert er über seine Werke, seine Inspirationen und sein Privatleben.

Es wird gemunkelt, dass Kinder oft Angst vor dir haben. Warum also Kinderbücher schreiben, wenn deine Tochter schon erwachsen ist?

Das Kinder Angst vor mir haben liegt wahrscheinlich an der dunklen Stimme und daran, dass ich doch eine relativ bedrohliche Figur bin (lacht). Aber das Kinderbuch haben ja der Hanauer und ich miteinander gemacht und der ursprüngliche Grund war, dass unsere Kinder fast zur gleichen Zeit auf die Welt gekommen sind. Vor fünf Jahren hab ich das Buch dann wieder gefunden und dachte mir, dass man das ja eigentlich veröffentlichen könnte. Das Kinderbuch wurde also eigentlich mit 17 Jahren Verspätung auf den Markt gebracht.

Du hast schon einige literarische Genres behandelt. In den meisten deiner Bücher sind Ehemänner nicht sonderlich nett zu Ihren Familienangehörigen. Zu deiner Familie bist du aber sehr liebevoll. Lebst du in deinen Romanen etwa unterschwellige Aggressionen aus?

Nein (lacht). Es ist natürlich so, dass Literatur eine Kunstform ist und als Autor beschreibst du etwas, das zwischen eigenen Erlebnissen und Fantasie liegt. Das Endergebnis geht bei mir oft in eine düstere Richtung, weil ich das mag, wenn in Romanen Zwischenwelten auftauchen. Mir geht es sehr oft auch ums Handwerkliche. Also wie kann ich, zum Beispiel mit Wortwahl, in eine bestimmte Richtung gehen. Oft sind es ja dann weniger Krimis, sondern gewisse Milieustudien. Es geht immer eher um die Umstände die auf die Familie einfließen, sodass diese gar keine Chance hat sich normal zu verhalten.

Oft wirst du mit Quentin Tarantino verglichen, da deine Heimatthriller oft ähnlich brutal und sadistisch sind. Absicht oder Zufall? Gefällt dir der Vergleich mit dem Regisseur?

Der Vergleich würde mir sehr gut gefallen, aber ist natürlich etwas überzogen, da Tarantino vom Filmischen her natürlich eine gewisse Grundkompetenz hat. Vom Stil her hab ich mich an niemandem orientiert. Ich schreibe einfach so, wie ich will, aber es geht natürlich schon in diese Richtung. Ich mag Tarantino Produktionen, trotzdem ist er für mich weder ein Vorbild, noch ein Vergleich.

Du bist mit deiner Band, den Spackos und auch privat für jeden Spaß zu haben. Gibt es überhaupt Dinge die dir peinlich sind?

Ich bereue nichts was ich in der Vergangenheit auf der Bühne getan habe, denn ich probiere mich gern aus. Sachen, die mir peinlich sein könnten, wie beispielsweise geschmacklose Witze zu reißen, mache ich von vorneherein nicht. Ich bin schon aggressiv und sage offen meine Meinung, aber es wäre mir peinlich Leute gezielt zu beleidigen, die nichts falsch gemacht haben. Ich kann zwar nicht sonderlich gut singen, aber unsere Auftritte leben eher von der Performance. Früher haben wir Open Air Konzerte mit Lesungen gemacht, das fanden die Leute natürlich langweilig, da es niemand erwartet hat, aber es gab uns auch die Möglichkeit gewisse Leute damit zu konfrontieren. Das war dann eher eine Art Selbstbefriedigung, weil den Leuten hat‘s ja nicht gefallen (lacht).

Worauf bist du besonders stolz? Deine Errungenschaften als Autor? Deine Familie?

Darauf, dass man sein Leben ohne Missgunst leben kann. Ich habe ein sehr stimmiges Verhältnis mit meiner Familie und jeder in der Familie schert sich wenig um Konventionen. Vielleicht ist es diese Unabhängigkeit und ein gewisser Grad an Freidenkertum, der einen stolz oder zumindest zufrieden machen darf. Für mich ist es wichtig etwas zu tun, das einem Spaß macht, auch wenn es nicht von Erfolg gekrönt ist. Und das einen fehlender Erfolg nicht traurig macht.

Planst du schon einen neuen Roman? Welches Genre könntest du dir vorstellen als nächstes zu behandeln?

In naher Zukunft wird es erst einmal eine Weltausstellung geben. Das wird die Fortsetzung vom Tourist Guide. Es wird eine Auseinandersetzung, mit dem kulturellen und politischen Selbstverständnis Regensburgs, also was in Regensburg als Kunst und Kultur gewertet wird. Dafür haben wir im Leeren Beutel am 26. Juni eine Weltausstellung geplant, mit der wir in die Regensburger Welt einführen werden. Diese Welt ist ganz anders als die, die von der Stadt hinausposaunt wird.

Mein Schreibprojekt zur Zeit ist, dass ich an Preisausschreiben für Literaten mitmache, egal ob lyrisch, poetisch oder Kurzgeschichten oder Krimis. Am Ende des Jahres werde ich dann die gesammelten Texte, die ich bei den unterschiedlichen Preisausschreiben eingereicht habe, in einer Sammlung veröffentlichen. Es soll also kein bestimmtes Genre bedient werden, sondern eher zeigen, was in einem Jahr passieren kann, wenn man sich gewisse, kleinere Ziele setzt.

Dein Touristenguide ist eindeutig eher an Regensburger als an tatsächliche Touristen gerichtet. Wie kamst du zu der Idee? Warst du so genervt von den vielen Ortsfremden die sich daneben benehmen?

Ich habe den Tourist Guide mit Hubert Lankes gemacht, der ein sehr guter Fotograf ist. Ich schätze ihn sehr, aufgrund der Art wie er auf Themen zugeht. Seine Fotografien erwecken oft einen offiziellen Anschein, doch bei genauerer Betrachtung, merkt man, dass da etwas nicht stimmt. Er hat schon viele Sachen gemach, die Fragen aufwerfen. Grundgedanke hinter dem Tourist Guide ist, dass in Regensburg viel zu viel ohne Hinterfragung hingenommen wird. Es geht darum, wie sich die Stadt Regensburg darstellt, und was in Wirklichkeit dahintersteckt. Zum Beispiel der Anschein der Urbanität, der verkauft wird, und das obwohl Regensburg im Endeffekt doch nur eine Provinz-, beziehungsweise Mittel-Großstadt ist. Es war also nicht der Tourismus der uns genervt hat, sondern der Umgang der Stadt mit wichtigen Themen, wie zum Beispiel dem Tourismus und, dass es in Regensburg genug schlaue Leute geben sollte, die sich darüber Gedanken machen.

Neugierig geworden? Am 26.06. findet im Leeren Beutel Schwafis Weltausstellung statt.

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