Zur Finissage der Ausstellung: Alles, was ich weiß

In der Regensburger Galerie „konstantnin b.“ (Am Brixener Hof 11) kann am Freitag, den 14. Juli 2017, von 16.00 bis 21.00 Uhr zum letzten Mal der auf Post-it-Zettel konservierte Bewusstseinsstrom von Florian Toperngpong begutachtet werden. In einem Selbstversuch notierte Toperngpong „nine to five“ alle bildungsbezogenen Wissensbestände ad hoc und ohne Zuhilfenahme von Lexika.

Auf über 200 kleinen selbstklebenden Zetteln tummeln sich nun Wissensbestände aller Art. Neben Fachbegriffen und Wissensbeständen des eigenen Hochschulstudiums fanden auch alle erdenklichen Allgemeinplätze ein Fleckchen auf den Post-its, darunter Kochrezepte, historische Fakten und Daten, Film und Pop-Musik etc…

Sich öffentlich beim Denken zusehen zu lassen ist hierbei nur ein Teil des künstlichen Arrangements. Denn durch die Digitalisierung und dem steten Zugriff auf alle Informationen erscheint das Sich-auf-seine-eigene-Kognition-zu-verlassen geradezu anachronistisch und künstlich: Wissensbestände spontan kognitiv zu laden und analog abzuspeichern transformiert sich zu einem schwammigen Verlässlichkeitstest und einem notwendigem Ordnungszwang, der den Menschen als denkendes Wesen in seine Orientierungseinheiten zerlegt. Die persönliche Konstruktion der Welt wird somit sichtbar.

Die Tatsachen, mit denen sich der Mensch als Wesen des Geistes unmittelbar konfrontiert sieht, sind sowohl die Unendlichkeit des eigenen Wissens als auch die Unendlichkeit des eigenen Unwissens, mit der die Welt überhaupt erst konstruiert wird. Toperngpongs Selbstversuch führt unweigerlich zur Erkenntnis, dass das Denken und sein Ordnungsprinzip sowie dessen struktureller Aufbau an sich schon eine Kunst für sich sind, und erinnert uns daran, welchen Verlust das digitale Zeitalter über uns gebracht hat. Vielleicht ging es den Kulturen vor uns ebenso mit der Erfindung der Schrift.

Von 19.00 bis 21.00 Uhr ist Florian Toperngpong selbst noch einmal anwesend.