Interview Amy McDonald: Schottenrock im Schloss
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Amy MacDonald ist gerade mal fast 30 Jahre jung – und quasi schon auf Comeback-Tour. Neunmal Platin und vier Alben unter den Top3 der Deutschen Charts zählen zu ihren Erfolgen – am 17. Juli war sie zu Gast bei den Regensburger Schlossfestspielen. Wir trafen Sie in Wien und waren überrascht, wieviel Bayerin in ihr steckt: Amy liebt Fußball und Weißwürste.
Amy – manche starten eine Karriere mit 30, Du hast Deine ersten Songs noch im letzten Jahrtausend geschrieben. Schon verrückt, oder?
Oh je – das klingt als wäre ich ziemlich alt (lacht). Ich bin schon stolz auf das, was ich in jungen Jahren so an Songs geschrieben habe. Es ist überhaupt unglaublich, wenn man bedenkt, was mit mir in dieser Zeit passiert ist. Und das alles nur wegen der Lieder, die ich damals in meinem Schlafzimmer geschrieben habe. Am Anfang war da nur ich und meine Gitarre. Jetzt habe ich eine eigene Band. Ich liebe dieses spannende Gefühl, wenn da ein Song reift und entsteht. Ich möchte, dass das nie aufhört. Das diese Kreativität in mir nie versiegt.
Gehen Dir die Songs heutzutage noch genauso leicht von der Hand wie noch vor zehn Jahren, als Du mit Mr. Rock & Roll ihren Durchbruch hatten?
Es hängt davon ab, in welcher Lebensphase man sich gerade befindet. Es gibt Zeiten, in denen ich alles alleine mache. Dann schließe ich mich samt Gitarre in ein Zimmer ein und schreibe ein Album. Aber zuletzt habe ich tatsächlich angefangen, mit meiner Band Songs zu schreiben. Das ist ein ganz normaler Prozess wenn man so viel Zeit miteinander verbringt. Da fängt man an auf der Gitarre zu klimpern, spinnt ein paar Ideen. So entstanden Songs beispielsweise mit meinem Bassisten Jimmy oder meinem Gitarristen Ben. Das war neu und manchmal auch nervenaufreibend – aber es klappte und hat am Ende auch viel Spaß gemacht. Ich habe das echt genossen.
Woher nimmst Du den Stoff für all Deine Texte? Sind das alles eigene Lebenserfahrungen? Mit 30?
Oh nein. Ich beobachte unheimlich gerne Menschen. Manchmal sitze ich in einem Cafe am Fenster und denke mir, was für Geschichten hinter den Leuten stecken könnten. Oft benutze ich auch meine Freunde, die mir erzählen, was in ihrem Leben so passiert. Das inspiriert mich. Ich schreibe deswegen auch so wenig von meinem Leben weil ich denke, dass es die Menschen gar nicht so interessiert was bei mir passiert und das es auch nichts ist, was anderen passieren könnte. Mein Leben ist auch nicht wirklich dafür geeignet und ganz und gar nicht glamourös.
Dann geht es in Deinem Song „Footballer’s wife“ (Spielerfrau) gar nicht um Dich? (Amy war von 2008 bis 2012 mit dem ehem. Fußballprofi Steve Lovell verlobt - die Red.)
Natürlich nicht. Da geht es um Leute, die ihr Leben damit verbringen, berühmt zu werden. Das ist das ganze Gegenteil von mir. Mein Leben ist wie gesagt nicht spektakulär genug für autobiographisches, wie ich finde. Da ist es besser, realitätsnah zu bleiben und Songs zu schreiben, die für jeden eine Bedeutung haben können.
Aber ein Fußballfan bist Du trotzdem?
Hallo – ich bin Schottin! Es sollte auch nicht heißen, dass ich kein Fußballfan bin. Ich liebe Fußball. Das war schon immer meine Leidenschaft und ist generell was ganz großes in Schottland. Jeder wächst dort damit auf. Wurde Fußball nicht in Schottland erfunden?
Es hat fünf Jahre hat es gedauert, bis mit „Under Stars“ wieder ein neues Album von Dir kam. Eine lange Durststrecke für Deine Fans gerade in Deutschland…
Ich bin so stolz auf die Songs und sehr zufrieden mit dem Album. Da gibt es so viele unglaubliche Momente und ich glaube, dieses Album enthält einige meiner besten Arbeiten. Ich bin aufgeregt, das Album endlich mit meinen Fans zu teilen und ich glaube, es gibt da ziemlich viel, dass auch neuen Fans zusagen wird.
Im Juli /August bist Du mit dem Album zu einigen Gigs auch in Deutschland. Wird ja auch mal wieder Zeit, oder?
Ich bin sehr gern in Deutschland. Es ist für mich ein ganz besonderer Ort. Hier erlebte ich meine allererste Tour, hier habe ich die meisten meiner Alben verkauft. Und ich liebe es, Shows in Deutschland zu spielen. Die Mentalität der Fans ist einzigartig. Wenn sie sich einmal für dich begeistern konnten, dann halten sie einem dermaßen die Treue. Sie sind nicht so launenhaft, sondern einfach immer da - das ist etwas wundervolles. Ich liebe es.
Aber es sind nicht nur die Fans, die es Dir hier zu Lande angetan haben…
Ach – da gibt es einiges. Auch die Autobahn ohne Geschwindigkeitsbeschränkung. Genial. Gerade für jemand wie mich, die viel unterwegs ist. Da kommt man einfach schneller ans Ziel, das ist schon fantastisch. Ich liebe schnelle Autos.
Und auch so manche traditionelle, kulinarische Köstlichkeit… die man Dir am 17. Juli im Schloss in Regensburg sicher im Catering bereitstellen dürfte…
Oh je – ich weiß genau, auf was Sie anspielen. Gerade bei Euch in Bayern haben es mir die Weißwürste angetan – mit dem süßen Senf dazu. Herrje – was für eine leckere Sünde. Die versuche ich bei jedem Besuch zu bekommen. Ich denke, in Regensburg werde ich mir auch welche holen.
Regensburg hat aber definitiv mehr zu bieten als Weißwürste. Welterbestadt, südländisches Flair und echt immer was los. Habt ihr überhaupt Zeit, Euch mal was anzugucken?
Nicht oft – aber wenn dann richtig. Ich kann mich an einen freien Abend in Leipzig erinnern. Meine Band und ich beschlossen spontan, etwas um die Häuser zu ziehen. Dummerweise an einem Mittwoch, wo nicht wirklich was los war. Bis auf diese eine Karaoke-Bar. Wir waren echt die letzten Gäste und blieben bis zum Schluss. Das war ein wundervoller Spaß.
Ist Karaoke aber nicht erst dann lustig, wenn man NICHT singen kann?
Nun gut, wir gaben alle ein paar Songs zum Besten. Und dann sang mein Bassist Jimmy diese Wahnsinns-Version von „Purple Rain“. Die ganze Bar sang schließlich mit – so gut war er. Irgendwie war den anderen Gästen schon klar, dass wir ne Band oder sowas waren. Aber sie hielten ihn für den Sänger. Das ließ er sich dann auch richtig raushängen. Das war schon ein Highlight.
Karaoke ist eigentlich eine coole Sache. Sollten mehr Menschen Musik machen?
Unbedingt. Musik ist ein wundervolles Werkzeug für ganz viele Sachen. Musik bringt Menschen zusammen. Menschen verschiedenster Hintergründe, Hautfarben oder Religionen. Es ist doch wundervoll, wie Musik Menschen verbinden kann, die sonst niemals zusammengekommen wären. Das ist eine sehr positive Sache. Daher liebe ich es auch, Musik zu machen.
Und wir freuen uns darauf, wenn Du genau das am 17. Juli im Schloss St. Emmeram machst.
Wir haben in Schottland sehr viel Burgen und Schlösser. Ich habe das schon ein paar mal gemacht. Das sind immer wieder magische Momente. Ich freu mich sehr auf die Fans in Bayern.