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Tiziano und Patrick sind zusammen Pitchlabor: eine Event- und Booking Agentur, die regionale und überregionale DJs vertreibt und in Regensburg und anderen bayerischen Städten Veranstaltungen organisiert. Bereits seit 2012 besteht die Kollaboration.

Ihre Anfänge hatten die Beiden in der Alten Mälzerei, „weil uns damals keiner haben wollte“, kommentiert Tiziano lächelnd. „In dieser Zeit gab es Gruppen, die um  einiges größer waren als wir. Wir waren daher noch nicht wirklich gefragt.“

Im Underground in der Mälze organisierten die Pitchlabor-Gründer also ihre ersten Events - anfänglich mit 200 bis 300 Gästen. Darauf folgte ein großes Event mit dem Namen „Sang und Klang“. Damals mit Daniel Steinberg als Booking und insgesamt 16 DJs auf drei Floors, die innen und außen über 16 Stunden auflegten. „Sang und Klang“ besteht immer noch als Event und das mit gleichbleibender Beliebtheit.

Nach dem Erfolg des Events konnten die beiden in der Suite15 Fuß fassen - damals noch in der alten Kirche, in der nun das Peter und Paul zu finden ist - wo sie mit Stars wie Format B, Ostblockschlampen und Marco Bailey zusammenarbeiteten. Von da aus trieb es die Gruppe direkt ins Schimmerlos. „Großen Dank hier an Florian Muche, mit dem wir mitgehen konnten!“ wirft Tiziano ein. „Ein toller Mann und guter Freund, der uns auf unserem Weg sehr geholfen hat.“ Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass das Schimmerlos schließt, entwickelte sich das Peter und Paul. Hier ist Pitchlabor bis heute tätig.

Die Künstler, die von Pitchlabor vertrieben werden, kommen nicht nur aus München, Augsburg und Regensburg, sondern auch aus dem Osten Deutschlands (unter anderem Elec Brown, Coucou und Stefan303). Tiziano und Patrick stehen hinter der Qualität ihrer Künstler. Mit Stefan303 betreibt Pitchlabor sogar eine Online-Radioshow, die alle zwei Wochen ausgestrahlt wird. Der Sender „Cuebase-FM“ hatte im vergangenen Jahr das deutschlandweite Exklusivrecht, das „Ultra Music Festival“ in Miami zu übertragen, das eine internationale Elektrogröße darstellt. Die dort ausgestrahlten Sets werden im Nachhinein auf Pitchlabors Soundcloud Seite hochgeladen.

Zusammen mit drei anderen Parteien managen Pitchlabor seit Anfang des Jahres das Peter und Paul in Regensburg. In dem Elektroclub werden die Gäste hauptsächlich mit Techno und House Sounds verwöhnt – ab Juli soll auch Goa ins Programm aufgenommen werden. Damit richtet sich der Club hauptsächlich an die Underground-Szene, was sich auch in den gebuchten DJs wiederspiegelt. Die Gruppe achtet darauf, überwiegend weniger bekannte Gesichter hinters DJ Pult zu stellen. „Ausgefallen gefällt uns. Und DJs, die eine Geschichte erzählen“, beschreibt Tiziano den Stil der Einrichtung.

„Es ist mehr Kunstprojekt als alles andere“, fügt er hinzu. Patrick kommentiert die Wahl der Musikgenres: „Es gibt in der Elektroszene einfach ein zu breites Spektrum an Musikrichtungen, um sich nur auf House und Techno zu konzentrieren. Deshalb möchten wir nun auch Goa anbieten. Vielleicht werden demnächst auch noch andere Genres für uns interessant. Es gibt einfach so viele Künstler aus aller Welt, die es wert sind und die wir in den Club holen können. Am 01.07. tritt zum Beispiel ein Künstler aus der Dominikanischen Republik bei uns auf.“

Das Peter und Paul wird organisiert von den DJ Gruppen Pitchlabor, Drückermukke,  Soundbooooutique und Bimmelbande. Jede der DJ-Gruppen hat dabei im Wechsel zwei Wochenendtage im Monat, die sie hosten. Die Vertigo Veranstaltungen werden von den vier Gruppen zusammen organisiert. „Vertigo ist immer etwas Besonderes. Es sind dann meistens größere Bookings, zum Beispiel David Jach, DJ T. und Dj Emerson.“, so Patrick.

Patrick ergänzt: „Das Vertigo Konzept spiegelt sich auch im Laden wieder. Im Eingangsbereich findet sich eine Spirale, die an die Tür gemalt ist. Das hängt mit dem Konzept „White Rabbit“ zusammen - gedacht für House und verspielten Sound. Der weiße Hase kommt natürlich aus Alice im Wunderland. Man kommt also aus der normalen Welt, stößt am Eingang auf die Spirale, die dich schwindlig macht – hier das Vertigo – und wenn du nach der Brücke, der Spirale, die Tür öffnest und die Treppe hochgehst, steht auf jeder Stufe ein Teil unserer Hausregeln, aufgeteilt in verschiedene Begriffe. Auf diese werden wir auch immer wieder angesprochen.“ Auf der Treppe finden sich Begriffe wie No Racism und No Homophobia.

Die beiden DJs sind sichtlich überzeugt und begeistert von dem Konzept, dass im Peter und Paul verwirklicht wurde. Die Liebe zum Detail war ihnen offensichtlich wichtig. Bei großen Veranstaltungen hosten die Beiden auch Afterhours im Pavo.

Im Peter und Paul herrscht eine „No Photo Policy“. Partyfotografen sucht man dort vergeblich. Zu Beginn wurden am Eingang die Handykameras der Besucher abgeklebt, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig den Veranstaltern das Anliegen ist. Mittlerweile vertrauen die Veranstalter ihren Gästen voll und ganz. Lediglich am Einlass und auf Flyern wird auf das Fotoverbot hingewiesen. Grund für die Regel ist nicht die Vermittlung von Exklusivität oder ein Wunsch nach Mythisierung des Clubs. In erster Regel sollen Gäste geschützt und dazu angehalten werden, den Moment voll und ganz zu genießen.

„Gerade im Techno-Bereich ist es wichtig, dass jeder seine Privatsphäre hat. Man will sich schließlich nicht nach dem Weggehen in irgendeiner Zeitung oder dem Internet sehen“, erklärt Tiziano. „Wir haben unter anderem auch ziemliche Paradiesvögel in verschiedensten Outfits. Es passiert schon Mal, dass Menschen in Taucherausrüstung oder Lack und Leder kommen.“ Patrick wirft ein: „Das sind dann Leute, die unter der Woche Schreibtischjobs haben und am Wochenende der Freak sind. So ausgefallene Leute haben wir in anderen Locations hier nie gesehen, zumindest nicht in der Form.“

„Man will den Leuten auf den Weg geben, dass es ein Leben außerhalb des Handys gibt. Dass man sein Leben genießen und nicht durch die Handykamera leben soll.“, erklärt Patrick. Tiziano ergänzt: „Es ist sozusagen ein Statement gegen die Digitalisierung. Ist ein Club oder Festival wirklich ein geeigneter Ort, um Fotos zu machen? Zum Schluss verpasst du noch den Moment, der es wert war, dafür Eintritt zu zahlen. Den hast du zwar dann in deinem Telefon gespeichert, doch im Moment selbst warst du nicht zu 100% dabei, sondern abgelenkt.“

Mehrere Deko-Elemente im Club sollen verdeutlichen, dass die Natur immer mehr von der Industrie und von unserer Gesellschaft eingeschlossen wird. Pflanzen werden in Metallkäfige gesteckt und kunstvoll beleuchtet und auch sonst wird darauf geachtet, das Konzept auf ganzer Linie durchzuziehen.

Patrick und Tiziano sind jedoch nicht nur als Veranstalter unterwegs. Sie legen als Tech & Schwefel auch selbst auf. Ursprünglich legten die beiden separat voneinander auf. Als Tiziano eines Abends gebucht war, fragte er Patrick, ob er Lust hätte mit einzusteigen. Sofort bemerkten die Beiden, dass ihre Art aufzulegen, trotz der unterschiedlichen Stile, sehr gut zusammenpasste. Sie mussten bisher für keinen ihrer Auftritte üben, sondern spielen „einfach frei Schnauze“, so Patrick. Lediglich über den Stil machen sie sich im Voraus Gedanken. „Natürlich schauen wir bevor wir spielen, wer nach uns auflegt und um welche Art von Veranstaltung es sich handelt. Das Gesamtbild muss schließlich stimmen, damit der Gast es auch voll genießen kann.“, führt Patrick aus. „Es bringt schließlich wenig, wenn ich auf einem Open Air vor David Jach Techno spiele, denn er ist definitiv kein Techno.“

2016 hatten die Beiden um die 45 Auftritte, darunter auch internationale in der Schweiz. Unter anderem legten sie auf dem „Utopia Island Festival“ und „Zuckerbrot und Peitsche“ auf. Ende vergangenen Jahres veröffentlichten sie bei Stereotypen Records eine EP, auf Subinstinct Records kommt am 23.06.2017 schon die nächste Platte. Einer der Tracks, die dort veröffentlicht werden, ist der Soundtrack des Suncloud Festival „Aftermovies“. Auch in der „Freunde der italienischen Oper“ sind sie regelmäßig anzutreffen. Dort spielen sie All-Night-Long Sets unter dem Titel „Damn!“.

Trotz der vielen Arbeit, die sie in ihre Karrieren als DJs und Veranstalter stecken, sehen sie all dies eher als lukratives Hobby denn als Beruf. Beide haben nebenbei noch ganz normale Jobs. „So können wir auch gewährleisten, dass wir immer mit Spaß bei der Sache sind. Hätten wir kein beständiges Einkommen, würde sehr viel Unsicherheit dazukommen, und das könnte sich negativ auf unsere Leistung auswirken“, erklärt Patrick.

Für Menschen, die sich nicht in der Elektroszene auskennen, beschreiben sie ihren Stil als „technoid-verspielt, drumlastig, raw und deep“. „Es kommt aber auch darauf an, vor wem sie spielen: „Wir können alles, was von uns verlangt wird“, so Tiziano. „Am liebsten Spielen wir melodische, weite Flächen, gespickt mit gutem Techno“, ergänzt Patrick. „Es ist nicht monoton. Leute sagen oft zu uns, dass sie eigentlich keinen Techno hören, ihnen unsere Musik aber trotzdem gefällt.“ Mainstream wird bei ihnen kaum verarbeitet, in der Regel wird auch auf Vocals verzichtet. Trotzdem achten sie darauf, einen gewissen Drive zu haben. „Als DJ ist es ja auch deine Aufgabe, die Leute zum Tanzen zu bringen. Wenn du das nicht schaffst, bist du kein DJ.“

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