Kunst frisch vom Künstler
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- Kategorie: Kultur & Szene
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Die Produzentengalerie an der Donau führt in der Weißen-Lamm-Gasse 2 quasi eine etablierte Institution fort: Die Räumlichkeiten werden bereits seit etwa 15 Jahren als Ausstellungs- und Verkaufsort für zeitgenössische Kunst genutzt. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert - Neu ist allerdings das Konzept der Produzentengalerie, bei dem ein Zusammenschluss von lokalen Künstlern die Wände mit frischen Kunstwerken versorgt.
Das Spektrum der ausgestellten und angebotenen Kunst reicht dabei von klein- und großformatiger Malerei (Portrait, Street-Pop-Art, abstrakte Malerei…) über kleinere, handgemachte Porzellanarbeiten und Papierskulpturen hin zu handgemalten Postkarten und Schmuckstücken - wobei es sich aber fast immer um Unikate handelt.
Das Konzept Produzentengalerie ist in Regensburg einzigartig und birgt neben der künstlerischen und stilistischen Vielfalt an den Wänden noch eine weitere Neuerung: Die Galerie an der Donau wird keineswegs von einem Galeristen besetzt, sondern die Künstler selbst leisten hier Galeriedienst. Dies bietet nicht nur den Künstlern die Gelegenheit direkt mit potentiellen Kunden in Kontakt zu kommen, sondern auch den Passanten und Kunstinteressierten die Chance von Angesicht zu Angesicht mit den Künstlern über seine/ihre Kunst zu sprechen.
Die andere Galerie
Dieser kleine aber wesentliche Unterschied wirkt sich auch auf das Ambiente und die Atmosphäre der Galerie aus, denn die Mitglieder der Galerie an der Donau wollen Schluss machen mit den Vorbehalten der Menschen eine Galerie zu betreten. Sie wollen „die andere Galerie“ sein. Locker und lässig werden deshalb Kunstwerke an die Außenfassade der Galerie gehängt, die Passanten per Schild mit der Aufschrift „Komm doch rein und trink ᾿nen Kaffee“ aufgefordert sich innen umzusehen und die Türe – aus der stets leise Ambiente-Musik dringt - sperrangelweit offen gelassen. Innen angekommen laden schließlich eine Couch und Knabbereien zum Verweilen für ein Gespräch mit dem galeriedienst-habenden Künstler ein.
Denn ein Anliegen der Galerie an der Donau soll sein, mit dem Image der Galerie und der Kunst im Allgemeinen aufzuräumen - dem „normalen“ Menschen Kunst leichter zugänglich zu machen. Die Kunst soll sowohl preislich als auch vom Anspruch her etwas für Jedermann sein. Egal ob man ein Interesse an der Kunst an sich oder nur ein Interesse am dekorativen Wert der Kunst hat, in der Galerie an der Donau soll für Jedermann etwas dabei sein – auch für Personen mit schmaleren Geldbeuteln.
Art-2-Go
Eine weitere Abgrenzung vom Gebaren einer klassischen Galerie soll der Art-2-Go-Automat bilden. Hierbei handelt es sich um einen ausrangierten Zigaretten-Automaten in dem künftig zigarettenschachtelgroße Kunstwerke für fünf Euro pro Stück angeboten werden soll. Anbei liegt dann eine Kurzbeschreibung des Werks und des Künstlers. Damit es dabei nicht zum Zufallsprinzip kommt, ist am Automaten ersichtlich, welches Fach zu welchem Künstler gehört und welche Stilrichtung dieser praktiziert. Ebenso sollen zwei Fächer ausschließlich für Kleinkunstwerke mit einem typischen Regensburger Motiv reserviert sein – um auch Touristen und eingefleischten Stadtliebhabern gerecht zu werden.
Das Unterfangen soll zum einen hochwertige und erschwingliche Kunst zum kleinen Preis bieten und zum anderen den Markt der sog. Notfallgeschenke an Sonn- und Feiertagen erweitern. Günstiger als ein Blumenstrauß – und ganz nebenbei auch günstiger als eine Schachtel Zigaretten. Denn Kunst ist ein sehr unverfängliches Präsent – und ein originelles noch dazu. Ursprünglich war geplant den Automaten in den nächsten Wochen an der Außenfassade der Galerie zu platzieren. Ob dies gelingt, ist aber noch ungewiss, da sich das Gebäude der Weißen-Lamm-Gasse 2 unter Denkmalschutz befindet. Falls der Denkmalschutz das Unterfangen nicht genehmigen sollte, wird der Automat an einem anderen Platz angebracht. Wo genau, müssten die acht Künstler dann aber noch beraten.
Künstler als Kuratoren
Momentan besteht das Künstler-Konglomerat aus acht regionalen Künstlern - von denen zwei vom Kunstverkauf leben können - und einem freien Galeristen, der dort seinen Kunstankauf mitanbietet. Anders als bei den meisten anderen Produzentengalerien in Deutschland, in denen die Mitgliedschaft den Künstlern eine mehrwöchige Alleinausstellung ermöglicht, haben die Künstler in der Galerie an der Donau, jeweils eine eigene Wand angemietet, auf denen sie ihre Kunst ausstellen. Da der eigenverantwortliche Vertriebszusammenschluss den Künstlern die Möglichkeit bietet ihre Kunstwerke ohne einen Galeristen als Zwischenhändler zu verkaufen, sind die Wände in der Galerie auch heißbegehrt. Wird ein Platz frei, kommen schnell einige Bewerber zusammen, um die Lücke an der Wand zu füllen. Dafür gibt es auch mehrere Gründe: Zum einen sind die Mieten relativ erschwinglich und zum anderen müssen die Künstler beim Verkauf eines Bildes keine Provision an den Galeristen abtreten, was üblicherweise zwischen 40-60% der Verkaufssumme ausmachen würde.
Wer allerdings bei Freiwerden eines Platzes in die Galerie aufgenommen wird, entscheiden die Künstler untereinander. Sie alle sind innerhalb ihres Zusammenschlusses gleichberechtigt und haben ein Mitspracherecht, wer aufgenommen wird. Ziel ist es hier, sowohl die Qualität als auch Vielfalt der angebotenen Kunstwerke zu wahren.
Kunst für Regensburg
Klassische Souvenirs sucht man in der Galerie vergeblich. Die Vielfalt und Qualität der ausgestellten Kunstwerke soll vor allem einen Regensburger Klientelstamm ansprechen und die Galerie an der Donau als erste Anlaufstelle für freie Kunst und Auftragsarbeiten etablieren. Deshalb laden die Künstler auch alle zwei Monate zu einer openhouseparty ein, bei der alle Mitglieder der Galerie anwesend sind, um anschließend sich und ihre Kunstwerke vorzustellen. Hier soll die Regensburger Bürgerschaft Gelegenheit bekommen, die Künstler nicht nur näher kennenzulernen, sondern überdies mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Denn Kunst wird hier nicht um der Kunst Willen angeboten. Das Konzept Produzentengalerie ist der Versuch einen fruchtbaren Dialog zwischen Kunst und Bevölkerung zu etablieren. Die nächste openhouseparty findet am 21. Juli 2017 statt. Weitere Informationen zu den Künstlern und der Galerie gibt es auf www.galerie-an-der-donau.com.
Autor: Willibald Ferstl