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Mit „Der Glöckner von Notre Dame" ist im Deutschen Theater noch bis 7. Januar eine Musical-Produktion zu Gast, die vieles andere, was zuletzt am renommierten Münchner Haus zu sehen war, schlichtweg wie Hobby-Musicals erscheinen lässt. Exzellent besetzte Solisten, ein nicht zu üppig besetztes Orchester und vor allem ein für Disney überraschend dezentes aber dennoch brillantes Bühnenbild sorgen für ein absolutes Aha-Erlebnis.

Berührend sind sie allemal, die Produktionen, die von der Disney-Familie von der großen Leinwand auf die Musical-Bühne gezaubert wurden. Egal ob "König der Löwen", "Tarzan", "Die Schöne und das Biest" oder "Aladdin" - alle sind sie ziemlich disney-bunt.

Wie überraschent kitschfrei wirkt da das detailverliebte Setting dieser Neuinszenierung, die im Frühjahr schon im Berliner Theater des Westens uraufgeführt wurde - wo das Musical vor fast genau 18 Jahren auch erstmals Weltpremiere feierte.


Verschwunden ist zum Glück das Hightech-Bühnenbild von einst. Songs wurden gestrichen, umgeschrieben und neu hinzugefügt. Die Musik stammt aus der Feder von Disney's Broadway-Veteran Alan Menken, dessen Partituren längst Oscar-prämiert sind. 15 Musiker und ein 24 Kehlen starker "Kirchenchor" sorgen für den für den Anlaß angemessenen Kathedralen-Sound. Ein Gesamtpaket, das den Musical-Besucher nach einem gelungenen Abend gewiss mehr als zufrieden nach Hause schickt.


Alles beginnt mit einem pompösen Auftakt, der die ganze Kraft des Ensembles demonstriert. Erst langsam kristallisieren sich die punktgenau agierenden Akteure heraus. Allen voran der charismatische David Jakobs, der in einer metadramatischen Wendung vor den Augen des Publikums zum entstellten Glöckner Quasimodo wird, indem er sich schwarze Farbe ins Gesicht schmiert und einen Buckel aufsetzt und zumindest das Monster andeutet.

Die Rolle des wahren Monsters, Kardinal Frollo, spielt der exzellente Felix Martin mit deutlich mehr Nuancen als die Figur der Disney-Vorlage. Man fühlt seine innere Zerrissenheit zwischen religiöser Folgsamkeit und fleischlichen Gelüsten und nimmt ihm sogar ab, dass er es gut mit Quasimodo meint. Der herausragende Solist, der schon in so tragenden Rollen wie Graf Krolock in "Tanz der Vampire oder den Tod in "Elisabeth" brillierte, liefert mit dem Hit „Das Feuer der Hölle“ auch das Highlight der Show.

Für "Esmeralda" Sarah Bowden ist die Show eine Reise zurück in die Kindheit: "Ich liebe Glockengeläut. Ich bin katholisch aufgewachsen, ganz nah bei meinen Großeltern, die sehr gläubig waren. Ich war jeden Sonntag in der Kirche und habe gesungen." Die gebürtige Australierin war ein Glücksfall für die Produktion. Nach vielen Engagements gerade in Berlin und dem Gastspiel in Hollywood für "A Chorus Line" 2016 rief eigentlich der Broadway nach ihr. Aber die Glocken von Notredame waren lauter.


Natürlich ist die Botschaft des Abends, dass man Menschen eben nicht nur nach ihrem Aussehen oder ihrer Herkunft beurteilen sollte, bekannt. Daher ist die einzige Kritik, die man anführen könnte, dass sich die Inszenierung an der einen oder anderen Stelle selbst etwas zu ernst nimmt, zumal die Moral der Geschichte, dass wahre Schönheit von innen komme, eigentlich recht simpel ist.

Dennoch ist das Stück leicht. Weitaus schwerer die Glocke auf der Bühne, an der Quasimodo im Bühnenbild hängt. Sie wurde wie die anderen sieben, die auf der Bühne hängen, computergesteuert gefräst und mit Glasfasermatten und Acrylharz beschichtet. Nnatürlich nicht so schwer wie Bronze. Aber 40 Kilo wiegt sie doch. Der Klöppel schlägt gegen die Wand, als Hauptdarsteller David Jakobs zieht. 

"Die Glocken klingen echt, es gibt eine Mechanik, ich ziehe an den Seilen, sie bewegen sich und ein Sensor sorgt dafür, dass ein Geläut erklingt", erklärt der junge Shooting-Star, der im Musical "Das Wunder von Bern" als Bruno Lubanski quasi entdeckt wurde. Nach der Show zogen hauptsächlich die begeisterten Premierengäste am 33-jährigen David, um ein gemeinsames Bild mit dem Glöckner vor der Glocke zu bekommen.

"Der Glöckner von Notre Dame" läuft noch bis zum 7. Januar im Deutschen Theater in München. Weitere Infos und Tickets gibt es unter www.deutsches-theater.de

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