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Am 04. März findet zum 90. Mal die Academy Award-Verleihung statt. Das ist die Show in Los Angeles, in der die vermeintlich besten Filme des vergangenen Jahres gekürt werden. An diesem Abend wird ein goldener, kleiner, glatzköpfiger Mann namens Oscar in mehrfacher Ausführung an diejenigen verliehen, die das Glück hatten konform mit der Jury gegangen zu sein. Jedoch sollte der geneigte Cineast nicht so viel auf die Preisverleihung geben.

Wie werden Oscars gewählt?

Die Nominierung und Wahl der Filme übernimmt die „Academy Of Motion Picture Art And Sciences“. Das ist eine 6000-köpfige Organisation, welche aus überwiegend männlichen und weißen Größen der Film- und TV-Branche besteht. Das Durchschnittsalter dieser Jury beträgt 64 Jahre (Tendenz steigend) und die meisten sind von jüdischer Abstammung. Eine total emanzipierte und fair verteile Auswahl von Juroren eben. Nachdem ungefähr 10.000 jährlich produzierten Filme ausgiebig gesichtet und bewertet wurden, erhalten die besten davon eine Nominierung… Nun nicht ganz. Es werden nur Filme nominiert, die eine Laufzeit von über 40 Minuten besitzen und in Kinos von Los Angeles eine Ausstrahlung bekamen. Dabei ist eine Vorstellungszeit von über einer Woche Pflicht. Somit haben nahezu sämtliche nicht-amerikanische Produktionen keine Chance einen anderen Oscar zu gewinnen, als den unter der Kategorie „bester ausländischer Film“. Akademiemitglieder erhalten zur Wahl eine Einladung des "Board of Governors". In jeder Kategorie stehen zehn Nominierungen für die Vorauswahl. Dabei bleiben die "Schneider bei ihren Leisten", d.h. Schauspieler wählen Schauspieler, Regisseure bestimmen Regisseure, nur in der Kategorie "Best Movie" stimmen alle ab. Nun muss nicht wirklich jeder einzelner Film von allen Jurymitgliedern einer Sparte gesehen werden. Es reicht vollkommen aus, dass ein Werk von einem Mitglied gesehen wird und über den Rest kann jeder ungesehen abstimmen. Eine Mund zu Mund Propaganda reicht vollkommen aus. Nur bei der Wahl der nominierten ausländischen Produktionen muss das Jurymitglied alles begutachten. Die ersten Fünf jeder Kategorie werden schließlich von der Akademie als Nominées verkündet. Auf dass eine höhere Chance der Nominierung und Wahl besteht, bieten manche Produzenten sogenannte „Privat-Screenings“ an. Die Filme werden direkt zu den Akademiemitgliedern geschickt, um deren Gunst zu erhalten. Auch ganze Kampagnen werden von Firmen unternommen, um den Film zu promoten. Diese kosten teilweise genauso viel wie das Machwerk selbst.

Warum sind die heute Oscars so wichtig?

Es geht hierbei um richtig viel Geld. Mit der Nominierung eines Machwerks, kann der Filmverleih mit 12,7 Millionen Dollar mehr rechnen, als mit einem ohne Nominierung. Ein „Best Picture“-Gewinn steigert die Einnahmen nochmals um mindestens 3 Millionen, die Auszeichnung „Best Actor“ erhöht die Gage des Schauspielers um 3,9 Millionen und „Best Actress“ füllt die Taschen der Schauspielerin um 0,5 Millionen. Als sei eine Oscar-Nominierung nicht genug, bekommen alle Nominierten „Goody Bags“ geschenkt, über deren Sinnhaftigkeit sich streiten lässt. Diese sind mehrere zehntausend Dollar wert und beinhalten neben Schmuck, alkoholische Getränke und Reisetickets auch Gutscheine für Haarstransplantationen für die Herren und Vaginalverjüngungen für die Damen. Aber nicht nur die Intimstellen werden verschönert, sondern man putzt sich auch für die Verleihung heraus. Eine sehr gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und seinen Marktwert aufzubessern – das lässt auch die Kassen klingeln.

Der Oscar-Bait

Damit Nominierung und Wahl sichergestellt sind, hat sich ein ganzes Film-Genre gebildet – der sogenannte Oscar-Bait. In solchen Filmen werden Themen aufgegriffen, die die Dinosaurier der Akademie am liebsten sehen. Als besonders erfolgreich stellte sich jenes Material heraus, das der Demographie und dem Denken dieser Bevölkerungsgruppe am meisten gleicht. Da wären Themen wie Krieg, Misshandlung von Minderheiten und der Aufstieg eines unterdrückten guten Menschen, der noch alte Werte vertritt. Da der Krieg bekanntermaßen etwas ganz „Schlimmes“ ist, muss er in jeder erdenklichen Weise aufgearbeitet und durchleuchtet werden, auch wenn schon alles Offensichtliche zu Hitler oder Vietnamkrieg gesagt wurde. Dieses Jahr wurde beispielsweise „Dunkirk“ von Christopher Nolan als „Best Movie“ nominiert. Dieser Film passt auch perfekt in das über Jahre hinweg bis zur Karikatur geplättete Schema: Soldaten sterben und Helden werden gefeiert. Dabei kann er mit einer beeindruckenden Geräuschkulisse und Bildern aufwarten, allerdings nicht mit einer einigermaßen guten Handlung oder Charakterentwicklung. Der Film dient nur dem Zweck, die Opfer des Krieges darzustellen, um Schock und Emotionen beim Zuschauer zu erregen. Dabei wird leicht vergessen, dass der Film inhaltsleer ist. Die Perfidität zeigt sich auch dadurch, dass zu Werbezwecken der Film einem Zweiten-Weltkrieg-Veteran vorgeführt wurde und jener danach der Welt mitteilte:“It was just like, I was there again.“  So will der Film nur auf die Tränendrüse drucken, und nutzt seine innovative „wichtige“ Aussage als Vorwand, um als sehr guter Film zu gelten. Genau wie der im Jahr 2016 erschienene „Moonlight“  von Berry Jenkins. Die Auseinandersetzung von Problemen von Minderheiten lässt auf jeden Fall die Herzen der Akademie höher schlagen – was sich letztendlich mit drei Oscars bezahlt machte. Hier ist es so, als könne man eine Checkliste an Oscar-Themen abarbeiten. In diesem Film muss ein junger, schwarzer, homosexueller Mann in der harten Welt zurechtkommen. Geboren in Armut und mit anschließender Drogenabhängigkeit entdeckt er sich selbst, kämpft für seinen Platz in der Welt und findet letztendlich seine große Liebe, die er dennoch wieder verliert. Das alles erzählt in drei Dekaden des 20. Jahrhunderts, der „besten Zeit“ überhaupt. Zudem basiert der Film auf einer wahren Geschichte. Was anscheinend sofort die beste Voraussetzung für einen Gewinn ist? Aber auch Filme, die eine besondere Schaffensgeschichte aufweisen, sind oscarverdächtig. Der Film „Boyhood“ wurde von 2002 bis 2013 mit einem real alterdenden Jungen gedreht. Die Handlung dreht sich dabei um das Erwachsen werden des Kindes und dass dabei aber nichts Großartiges erzählt wird, scheint wohl zweitrangig zu sein. Was zu zählen scheint, ist dass der Film unnötigerweise 11 Jahre lang bis zur Fertigstellung brauchte und sonst nicht rudimentärer sein kann. Es gibt jährlich noch unzählige weitere Filme, die demselben Schema folgen wie die oben vorgestellten Vertreter. „The King’s Speech“ von 2010, „Twelve Years A Slave“ von 2013 und „Birdman“ von 2014 sind Oscar-Gewinner und können in diesen Kategorien eingeordnet werden. Falls bei Kategorien die Themen nicht auftauchen können, wie bei „Best Animation“, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die üblichen Verdächtigen unverhältnismäßig oft gewinnen. Bei Animationsfilmen wären jene vor allem Disney oder Pixar. Übrigens: Die meisten Oscar-Bait-Filme werden am Jahresende publiziert. Vielleicht deswegen, damit sich die Jury Anfang nächsten Jahres noch an sie erinnern kann?

Fazit:

Wie die nähere Vergangenheit bereits zeigte, werden solche Filme wie „The Avengers“ wohl keinen Oscar gewinnen. Wenn auch gleich die Akademie schon Zugeständnisse in Richtung des jüngeren Publikums machte. Mit „Best Make-Up“ gewann „Suicide Squad“ (Superheldenfilm) einen Oscar in einer Kategorie und „Mad Max – Fury Road“ gewann sechs Preise auf einmal mit 10 Nominierungen. Aber jene bleiben Ausnahmen und Anstandsgesten. Wie Filme auch sind die Oscars vorrangig Produkte, die sich gut vermarkten lassen müssen. Denn herauszufinden, wer die besten Filme dieses Jahr gedreht hat, ist nicht Aufgabe der „Academy Of Motion Picture Art And Sciences“. Diese Ehre gebührt kleineren Filmfestivals auf der ganzen Welt, die auch jeweils das weite Spektrum des Films fassen können. Selbst die „goldene Himbeere“ (ein Preis für den schlechtesten Film) hat mehr Aussagekraft als ein Oscar.

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