Du wolltest immer Schauspielerin werden, warst auf der Schauspielschule – aber bislang gab es nur kleinere Rollen – wie im Pubertier an der Seite von Detlef Buck oder als Birkenberger-Geliebte in einem Eberhofer-Krimi.
Das macht auch irre Spaß. Aber ich möchte schon auch mal eine gescheite Rolle und nicht bloß so einen Tageseinsatz. Das ist immer echt undankbar.
Du bist seit fast vier Monaten mit Deinem neuen Programm WAHNSINN unterwegs – allerdings bewusst nur südlich des Weißwurstäquators. Bayern als Komfort-Zone – hier ist der Erfolg „a gmahde Wiesn“, oder?
Naja – „a gmahde Wiesn“ ist es nie. Man geht auf die Bühne, die Leute klatschen, das dauert ungefähr 15 Sekunden und dann musst Du liefern. Und wenn das nicht ankommt – dann war’s das mit der gmahden Wiesn. Man hat sich natürlich einen gewissen Popularitätsgrad erarbeitet – aber drauf ausruhen reicht einfach nicht. Ich versuche immer Sachen zu bringen, die die Leute in irgendeiner Form berühren oder überlege, was mich aktuell bewegt. Ich kann sowieso nur über Sachen reden, die mich in irgendeiner Art beschäftigen. Und das versuche ich auf möglichst lustige Art…
WAHNSINN ist immerhin schon das sechste Soloprogramm. An Ideen fehlt es wohl nicht….
Naja, nachdem der Irrsinn der Welt ja nicht aufhört, sondern sich eher noch in schwindelerregende Höhen schraubt, fällt es eher schwer, irgendetwas noch satirisch zu überhöhen was im wahren Leben passiert, weil das Leben an sich schon Satire genug bietet. Wenn zum Beispiel Politiker Aussagen machen wie „Ich möchte die SPD wieder fühlbar machen“. Wie willst du das denn bitte noch satirisch überhöhen? Da brauchst Du a Watschn für so einen Satz, das kann ich gar nicht mehr übertreffen.
Solche Sätze kommen ja laufend, während ein Programm schon auf Tour läuft. Wie leicht ist es, so etwas aktuell mit einzubauen?
Im Wesentlichen sind es ja Geschichten aus dem Leben, wo viele sagen „da erkenne ich mich wieder“. Aber natürlich gibt es Themen, die ich mit aufgreife und einbaue. Wenn ich mir beispielsweise nach einem Jahr Spielen den ursprünglichen Text anschaue, dann ist das wirklich nur noch rudimentär das was ich dann aktuell auf der Bühne mache, weil sich das einfach durch das Spielen und das Tempo abschleift, manche Sachen irgendwie hinfällig oder durch andere ersetzt werden. Ich brauche immer erst an die 30 Vorstellungen bis ich überhaupt mal den Rhythmus von einem Stück verinnerlicht habe.
Wirklich fertig ist es also nie?
Es wächst immer vor sich hin. Jetzt habe ich zum Beispiel aktuell eine #metoo Nummer eingebaut, weil es mir ein persönliches Bedürfnis ist. Und wenn du was Lustiges erlebst, wie im Herbst auf einem New York Flug – da hab ich echt Scheiße geschrien vor Lachen – dann muss das mit rein. Auch wenn es für manche wie ausgedacht klingt, aber weil ich das wirklich erlebt hab, musste ich das einfach erzählen. Das war so saulustig.
Die Zuschauer fühlen sich nach zwei Stunden quasi an die Wand geratscht. Schaffst Du es überhaupt, zwischendrin Luft zu holen?
Das fällt mir gar nicht so auf. Das ist einfach mein natürlicher Sprechrhythmus. Manche sagen dann schon „Ich versteh sie so schlecht, sie reden so schnell“. Dann erwidere ich schon gerne, „vielleicht denken Sie zu langsam!?“. Aber ist weiß schon - manchmal ist es auch ein bisschen viel, ich hetze mich da selber immer durch.
Bist Du auch privat so goschert?
Manchmal. Aber nicht durchgängig weil ich glaub das wäre wahnsinnig anstrengend für mein Umfeld. (?) Ich glaube, dass jeder, der sich auf eine Bühne stellt und so etwas macht wie ich eher jemand ist, der sehr reflektiert und feinfühlig ist, sich Gedanken um alles Mögliche macht und auch nicht immer nur lustig ist. Ich glaube du kannst nur lustig sein wenn du im Grunde genommen ein ernsthafter Mensch bist. Das heißt jetzt nicht, dass ich durchgehend an Selbstmord denke und meine dunklen Seiten pflege sobald ich von der Bühne runter gehe. Aber es ist halt nicht immer alles Sonnenschein. Also ich glaube ich mache mir über mein Leben und mein Umfeld und alle Leute die mit mir zu tun haben schon sehr viele Gedanken. Außerdem bin ich von Sternzeichen (ein typischer) Krebs, d.h. ich bin sehr harmoniebedürftig und daher her eher zurückhaltend.
Das ist schwer zu glauben. Aber wenn Du privat genauso geschert wärst wie auf der Bühne, dann hättest Du wohl weniger Freunde, oder?
Mag sein (lacht). Die Frage ist aber auch: Braucht man so viele Freunde? Je älter man wird, desto mehr stellt man fest, dass mit dem Wort Freundin oder Freund sehr inflationär umgegangen wurde. Und dann stellt man fest, wirkliche Freunde hast du nur eine Hand voll. Vielleicht zwei, alles andere sind Bekannte. Der Kontakt kann sicherlich auch nett sein, aber so ein Freund, wo ich sag da kann ich mich immer drauf verlassen und der mag mich um meiner selbst willen. Wenn du den nachts anrufst und sagst „Ich steh am Brenner, das Auto ist geklaut und das Geld weg, kannst du mich bitte holen?“, dann hockt der sich ins Auto und kommt. Und da hab ich schon ein paar so Freunde.
Ich es schwer privat Leute kennen zu lernen, wenn man in der Öffentlichkeit steht?
Das stimmt und man wird selber irgendwie vorsichtig, weil ich weiß nie, mag der mich oder mag der die Monika Gruber von der Bühne. Aber alle meine wirklich guten Freunde, die ich hab, kenne ich schon länger als 20 Jahre, weit bevor ich bekannt geworden bin. Sicherlich kommen immer mal wieder nette Bekannte dazu, mit denen man sich auch mal zum Essen trifft.
Weiter als München und die Ecke willst Du gar nicht?
Nein, Stadt ist schön, ich bin gern in der Stadt, aber ich bin kein Stadtmensch. Ich versteh gar nicht, wie überhaupt jemand in der Stadt leben kann. Das ist mir zu eng und ganz ehrlich, das hört sich jetzt blöd an wenn ich das sage, aber das sind mir zu viele Leute in der Stadt. Es ist faszinierend, das ganze Angebot gefällt mir auch total gut, das Ausgehen und was es alles gibt, aber von Erding bin ich ja in einer halben Stunde in Schwabing, das ist ja gar nichts.
In Schwabing wird ja gern auch mal geposed. Jetzt hast Du Dir zumindest schon mal ein Poser-Auto gegönnt – Deinen Maserati.
Ja – den Massimo – so heißt er. Aber das ist kein Poser Auto, überhaupt nicht. Wenn man damit an der Kreuzung steht, gucken die Leute zwar, aber keiner weiß, was das für ein Auto ist.
Erkennt man Dich da drin?
Nah, die Leute sind so beschäftigt mit Gucken, bis die das erkennen, bin ich schon wieder weg.
War es Liebe auf den ersten Blick – das mit dem Massimo?
Es ist wirklich ein erotisches Verhältnis. Ja, der Massimo. Das ist kein Auto, das man sich wegen technischer Finessen kauft; dafür muss man sich schon ein deutsches Auto kaufen. Es ist einfach die italienische Seele und dieser magische Sound. Ich nahm meinen Bruder mit ins Autohaus und dachte mir, wenn die dort denken, was das Trutscherl vom Land mit so einem Auto will, dann fahren wir auf der Stelle wieder. Ich habe den Wagen nur kurz angelassen und gewusst – den nehm ich! Ich hab mir immer gesagt, bevor ich 50 werde kommt da so ein Auto her. Und dann bin ich gleich damit mit meinen Freundinnen zum Gardasee.
Aber da passt ja nur eine Freundin rein oder?
Nein, zwei. Es gibt ja einen Rücksitz. Eine kleine zierliche passt da schon rein.
Und das Gepäck?
Ok – viel Schuhe können wir dann nicht kaufen. Aber wenn wir sie ohne Karton nehmen geht auch das. Wir haben da schon so unsere Techniken.
Auf der Bühne kokettierst Du ja gern damit, nicht den richtigen Kerl zu finden. So als erfolgreiche Kaberettistin mit Maserati … wäre da das Format „Bachelorette“ nichts für dich?
Das hatte ich mir auch schon überlegt. Ja – das könnte ich tatsächlich machen. Ich bewerbe mich als Bachelorette! Aber erst, wenn ich kurz vorm Hungertod bin. Dann muss ich aber vorher schon mein Haus, den Maserati und die komplette Schuhsammlung verloren haben. Das wäre dann das letzte Stückerl Zwieback. Gut – ich könnte mich vorher beim perfekten Promi-Dinner und im Dschungel noch richtig satt essen. Dann mach ich auch noch die Bachelorette. Aber ich hoffe, dass dies in diesem Leben nicht der Fall sein wird.
Männer haben bestimmt manchmal etwas Angst vor Dir, oder?
Ok, ich bin schon a bisserl krachert! Ich bin laut, präsent, selbstbewusst. Ich scheiß mir nichts. Mein Leitsatz: „Scheiß da nix, dann fehlt da nix!“ Goschate Frauen sind denen suspekt, weil sie meinen, solche bräuchten keinen Mann. Aber gleichzeitig bin ich auch g'schamig, also das genaue Gegenteil. Zum Beispiel wenn ich einen Raum betrete, weil ich mir unsicher bin, wie ich damit umgehen soll, dass die Menschen schon ein vorgefertigtes Bild von mir im Kopf haben. So etwas sollte einem natürlich egal sein, ist es aber meistens nicht. Ich hab zwar keine Berührungsängste, aber ich hab’s gern, wenn man sich kennt, weil da red ma glei ganz anders.
Es gibt also auch tatsächlich die unsichere Monika Gruber?
Kann man sich zwar vielleicht nicht vorstellen – ist aber so. Oje. Wenn ich nervös bin, dann red ich manchmal totalen Blödsinn – als Überbrückung. So hab’ ich ja auch entdeckt, dass ich lustig sein kann. Weil ich immer, wenn mir etwas furchtbar peinlich ist, versuche es mit einem Witz zu überspielen. Der natürlich auch peinlich ist.
Genau damit könntest Du derzeit dreimal so viele Hallen füllen. Im Grunde genommen heißt das auch wenig Zeit für den Massimo oder für wen auch immer. Wird das Touren manchmal nicht zu viel?
Natürlich wird es manchmal schon zu viel. Aber in unserem Beruf darfst du nicht meckern, du musst dankbar sein. Weil es kommt entweder alles auf einmal oder gar nix, dazwischen gibt es wirklich nicht viel.
Apropos ganz oder gar nicht - Wie merkt man es, dass man so eine Gosch‘n hat und ob man auf die Bühne gehört?
Eigentlich war's mir immer klar. Ich wollte immer Schauspielerin werden, kein Kabarett oder Standup Comedy. Aber ich hatte lange nicht den Mumm, dazu zu stehen. Ich wusste einfach nicht, dass jemand wie ich, der vom Bauernhof stammt, auf eine Schauspielschule kann. Ich dachte, man muss dazu aus einer Künstlerfamilie stammen und irgendwie auf der Straße entdeckt werden oder so ähnlich. Völliger Schwachsinn.
Und dann beim Vorsprechen entdeckte man Deine wahre Begabung….
Ich erzählte vom alltäglichen Chaos als Sekretärin mit meinem holländischen Chef, vom Kuddelmuddel auf holländisch, bayrisch, englisch und hochdeutsch. Die ersten im Publikum fingen an zu lachen. Dann hat man mich rausgebeten und ich dachte ok, das war die letzte Chance, an einer Schauspielschule aufgenommen zu werden. Nach 10 Minuten holten sie mich wieder rein und erklärten mir, dass ich eine niedrige Hemmschwelle hätte. Ich wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht sei.
Es war wohl positiv gemeint….
Sie hatten mir das Versprechen abgerungen, in jedem Trimester nicht nur eine einstudierte, klassische Rolle vorzuspielen, sondern auch selber einen Text zu schreiben, den ich dann stand-up mäßig vortragen sollte. Gut, ich kann ganz lustige Sachen schreiben. Zumindest schaff ich es, fünf Minuten irgendwas zu erzählen und die Leute hören mir zu (zumindest gehen sie ned raus). Das hat mal jemand vom Fernsehen gehört und sich überlegt, ob ich des ned so in so nem Dreiminüter in einer Figur, die ich mir aussuchen konnte, für Kanal Fatal verpacken könnte – das war dann die Geburtsstunde der Kellnerin Monique. Dort traf ich auch auf Günther Grünwald. Das war quasi das Ende vom Anfang – oder war‘s umgekehrt?