Am 9. September endet in Regensburg die Ausstellung des gefeierten Konzeptkünstlers Roman Ondak. Anlässlich der Verleihung des Lovis-Corinth-Preises 2018 entwickelte der international ausstellende Slowake für das Kunstforum Ostdeutsche Galerie eine von der Presse und vom Fachpublikum bejubelte Präsentation.
Unter dem Titel "Based on True Events" bespielt er das Museum mit vier Rauminstallationen, darunter der Publikumsliebling "Signature". Sie zeigt eine Schreibmaschine aus Familienbesitz, die Ondak in fünfzig Einzelteile zerlegt hat und auf ungewöhnliche Weise präsentiert. Hinzu kommen einige kleinere Arbeiten und Interventionen. Viele der Werke sind in den letzten Jahren entstanden. Die jüngste Arbeit "Perfect Society", ein metaphorisch angelegtes Arrangement aus Kupferrohrfragmenten, zeigt Ondak hier zum ersten Mal. In den letzten Ausstellungstagen bietet das Museum einige Führungen an.
Ausgangspunkt für Roman Ondaks konzeptuelle Überlegungen sind Gegenstände, die er seiner alltäglichen Umgebung entlehnt. Es sind stets alte, benutzte Dinge, die ihn ansprechen und denen er ein neues, überraschendes Leben verleiht. Sie bergen viel Potential für eigene Assoziationen. Die Ausstellungsbesucher können sich ihrem eigenen Gedankenfluss hingeben. In der umfangreichen Installation, die den Ausstellungsrundgang eröffnet, lässt Ondak Einzelteile der besagten Schreibmaschine seines Großvaters mit verschiedenen möbelartigen Fundstücken verschmelzen. Die eigene kindliche Faszination durch die Ähnlichkeit von seinem Namen und dem Firmennamen Remington ist nur eine der vielen Bedeutungsschichten, die Ondak in "Signature" ausspielt. Ein weiterer Schlüssel versteckt sich im Werbespruch des Herstellers, "To save time is to lengthen life", ursprünglich gemeint als "Zeitsparen verlängert das Leben". Das englische Verb "to save" legt der Künstler nicht, wie es gemeint ist, als "sparen" aus, sondern als "bewahren". Dieses nachhaltig gedachte "Hinüberretten" der Dinge steht hinter den meisten von Ondaks Arbeiten in der Regensburger Ausstellung.
Die Kupferrohrteile seiner neuesten, ebenfalls metaphorisch zu lesenden Installation "Perfect Society" (2018) entstammen der defekten Heizungsleitung in Ondaks Wohnhaus. Während sich die geraden Teile in strenge geometrische Strukturen fügen, liegen die gebogenen Verbindungsstücke verstreut herum, allerdings verbunden durch eine Kette. Es ist eine unheimliche Gesellschaftsutopie, die der Künstler hier aufzeigt.
Die ehemaligen Dachgauben aus demselben Haus in Bratislava verwandelt Ondak zu scheinbar von Riesenhand zusammengeknüllten Skulpturen, den "Scrunched Roofs" (2016). Mit dem Umformen und Uminterpretieren geht selbstverständlich auch das Überdenken von eingefleischten Wahrnehmungs- und Deutungsmustern einher. Als eine Übung für den Wechsel der (räumlichen wie zeitlichen) Perspektive funktioniert "Planets I-IX" (2016-18). Die in Schultafeln und Tischplatten eingelassenen Schöpfkellen kann man von weitem als Gestirne im Weltall lesen.
Ondaks Erfolg liege in der "List seiner Ideen", so Ulf Erdmann Ziegler in der Eulogie auf die Ausstellung (TAZ). Im Blick hatte er ein anderes Highlight der Ausstellung: "New Observations". Zu der Idee regte Ondak eine wahrnehmungspsychologische Publikation über nichtverbale Kommunikation aus den 1950er Jahren an. Ondak seziert das Buch und verteilt die Bilder samt Titeln als Vries im Raum: Der wissenschaftliche Band wird zu einer begehbaren, öffentlich zugänglichen Präsentation, der Besucher Teil dieser Befragung menschlicher Kommunikation.
Zur konzeptuellen Kunst fand Roman Ondak erst nach seinem traditionellen Studium von Malerei und Design zwischen 1988 und 1994 an der Akademie der Bildenden Künste in Bratislava. Seit 1999 ist er auf internationalen Kunstschauen vertreten und stellt in namhaften Museen aus - darunter Tate Modern, London; Pinakothek der Moderne, München; Museum of Modern Art, New York; Deutsche Guggenheim, Berlin oder Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris. Die Ausstellung "Roman Ondak. Based on True Events" konzipierte Ondak für das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, das den Lovis-Corinth-Preis seit 1974 alle zwei Jahre verleiht.
In der letzten Ausstellungswoche gibt es zwei Führungen mit Dr. Nina Schleif, die die Regensburger Schau in engem Austausch mit Roman Ondak vorbereitet hat. Die Mittagsführung beginnt am Mittwoch, 5. September, um 13 Uhr. Zur Kuratorenführung lädt das KOG am Donnerstag, 6. September, um 18.30 Uhr ein. Der letzte Ausstellungstag fällt auf den Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 9. September. Das Museum ist an diesem Tag wie gewohnt von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Um 15 und um 16 Uhr finden die zwei allerletzten Führungen durch die Ausstellung "Roman Ondak. Based on True Events" statt. Die Spezialführungen zum Tag des offenen Denkmals beziehen sich auf das Thema "Kunst zwischen Ost und West" in der Dauerausstellung und starten jeweils um 13.30, 14.30 15.30 Uhr an der Museumskasse.