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Während sich der moderne Pop im Streaming-Dienst-Gedränge immer weiter destruiert und dem Hörer nur noch als weitere Nadel einer schnelllebigen und konsumorientierten Welt gereicht wird, greift sich T.G. Copperfield wie ein Gegenentwurf dieser rasenden Entwicklung den Cowboyhut und die Gitarre, tappt mit seinen Füßen und legt los. Er ist ein Mann des Blues, des Country und des Southern Rock. Seine Songs peilen an Raum und Zeit vorbei und bleiben dennoch verortbar im Menschlichen und Zeitlosen.

Ob Johnny Cash, B. B. King oder Bob Dylon – allesamt waren sie „Landeier“. Sie alle stehen für die „Einfachheit“ des Lebens, das zeitlos Menschliche und den Drang nach Kontemplation in einer sich immer weiter dissoziierenden Welt. So auch der mittdreißigjährige Tilo, Songwriter und Gitarrist bei „3 Dayz Whizkey“ und Frontman von „T.G. Copperfield“. Seine Songs sind schlicht gehalten, fein arrangiert und setzen auf Dynamik und Feinschliff – eben genauso wie die Songs seiner „musikalischen Heroes“: Cash, King und Dylon. Mit der Stammbesetzung von „3 Dayz Whizkey“ macht der Regensburger mittlerweile seit 20 Jahren Musik und blickt auf eine erhebliche Palette von geschrieben und verworfenen Songs sowie etliche CD-Releases zurück. Im Februar 2019 bringt er sogar zwei Platten auf den Markt: „Common Buzzard Blues“ (3 Dayz Whizkey) und „Magnolia“ (T.G. Copperfield) – pro Band also ein ganzes Album.

Während sich die LP „Common Buzzard Blues“ auf Grund der internationalen Fangemeinde an der bisherigen Stilrichtung des Southern Blues Rock – ein Crossover von Blues und Southern Rock – orientiert, schreibt er mit „Magnolia“ seine eigene musikalische Identität weiter und spielt auf seiner neuen Country-Platte mit Anleihen aus dem Rhythm’n’Blues oder dem 4/4 Takt aus dem Hip Hop Lager. Seine eigene Platte erscheint somit innovativer und mit mehr künstlerischer Freiheit versehen, und dennoch besinnt sie sich ebenso wie sein Pendant auf Aussage, Sound und Akustikaufnahmen. Sich mit einem progressivem „back to the roots“ von der gängigen Produktionspraxis abzuwenden, hat für Tilo einen bestimmten Grund: die aktuelle Musik leide an einer schreienden Lautstärke und einer Totkomprimierung und „das strengt einfach richtig an.“ Die Musik sei auf Grund der Flut an Produktionen auf maximale Aufmerksamkeit getrimmt und wenn nicht in den „ersten zwei Sekunden etwas passiert oder das musikalische Thema explodiert, wird sie in der Welt der Streaming-Dienste einfach weggeklickt“ – schließlich kann man zu jeder Zeit anhören, was man will. Musik wird somit zum Hintergrundgeräusch degradiert, ein Album zu produzieren, sei fast schon Sinn frei.

Mit „Magnolia“ veröffentlicht T.G. Copperfield aber sein bereits fünftes Solo-Album, rechnet man die anderen Produktionen mit ein, entsprangen bereits ganze zehn Alben seiner lyrischen Feder. Seinen ersten Song schrieb er dabei schon im Alter von 16 Jahren. Als er entdeckte, dass ihm das Songwriten nicht nur als Ausdrucksmittel, sondern auch als Therapeutikum diente, entwickelte sich in ihm ein regelrechter Schreibdrang. Bei seiner künstlerischen Entwicklung verblieb er jedoch nicht dabei, lediglich Biographisches im Storytelling-Mode zu verarbeiten, sondern konzentrierte sich immer mehr darauf, das Erlebte oder ihm Erzählte zu generalisieren, Interpretationsspielräume zu erschaffen sowie Ort und Zeit aufzulösen. Seine Songs sind somit zeitloser Ausdruck menschlicher Erfahrung ohne jedweden verortbaren Fixpunkt, wie es in der Countrymusik mitunter auch Tradition hat. Der Mensch bestehe aus unzähligen, winzigen Persönlichkeitsaspekten, die sich in jeder Situation anders zusammensetzen und neuordnen lassen, erklärt er. Somit wird die zeitliche Verortung an sich auch obsolet. Denn egal, wann wem wo etwas passiert, zurück bleibt immer nur ein Gefühl und die Erfahrung von Gefühlen ist prinzipiell universell. Diese Grunderfahrung liegt somit nicht nur seiner Existenz, sondern auch seinem lyrischen Schaffen zugrunde.

Entgegen seiner vorherigen Produktionen, in denen er die Kehrseite des Mensch-Seins beleuchtete, Dystopien entworfen oder den frühen Verlust seines Vaters aufarbeitete, widmet er sich seit seinem letzten Album „Sweet Honey“ der Sonnenseite des Lebens. Das sonnige Gefühl von „Magnolia“ rührt aber auch durch einen musikalischen Zeitsprung her: 70s-Flair kehrt ein, dunkle Töne weichen einer warmen Komposition mit Vinyl-Qualität. Die Tonalität speist sich aber auch aus dem Konzept der menschlichen Wärme, das als Fluchtpunkt für die Songauswahl herangezogen wurde.

Klar, auch Tilo weiß, dass „Magnolia" als Country-Platte ohne so richtigen Country-Song eine durchaus heilere Welt skizziert, als sie im Realen tatsächlich auffindbar ist. Und dennoch lädt er seine Hörer ein, einen kleinen Trip zur Richtung Copperfield Ranch zu unternehmen. Immerhin hat er seine Songauswahl mehrfach überworfen, die Grundkonzeption in Anlehnung einer Vinylkomposition mit zweifachen Spannungsbogen aufgebaut und aus einem 30 Titel großen Songfundus ausgewählt. Eine Einladung also, die man nicht leichtfertig ablehnen sollte.

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