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Während sich die Welt immer weiter abzugrenzen scheint, rücken Revolverheld zusammen und zeigen Kante. Ihre aktuelle Platte „Zimmer mit Blick“ ist zwar nicht ausschließlich politisch, bringt jedoch die Haltung der Band gegenüber gesellschaftlich relevanten Themen direkt auf den Punkt. Bevor Sie am 14. Juli auf den Thurn & Taxis Schlossfestspielen zu sehen sind, haben wir ein bisschen mit Gitarrist Niels Christian Hansen geplaudert: über die Wurzel ihres langjährigen sozialen Engagements, die Rückkehr zu den kleinen Clubs und wieso Revolverheld auch immer ein bisschen Herzschmerz heißt.

Starten wir doch mit einer Anspielung auf euer aktuelles Album „Zimmer mit Blick“: Wie ist denn gerade die Aussicht?

Hansen: Die Aussicht ist gerade wunderbar, weil wir vor einem Festivalsommer stehen. Wir werden auf ganz vielen Open-Airs und tollen Locations spielen. Und ich freu‘ mich schon sehr, dass wir nach der Arena-Tour jetzt endlich raus dürfen und quer durch die Lande reisen.

Eure erste „Zimmer mit Blick“-Tour hat euch wieder in die kleinen Clubs geführt, die aktuelle findet in den Arenen statt. Wie war es für euch, mal wieder in diesen kleinen Rahmen zurückzukehren?

Hansen: Das ist natürlich sehr schön, wenn man aus dem Studio kommt und erst mal die neuen Songs in einem kleinen Club Setup „antesten“ kann. Für uns war das ein bisschen wie nach Hause kommen. Wir haben ja in kleinen Clubs angefangen – und live spielen ist auch das, was wir am meisten lieben. Und das Tolle an den kleinen Clubs ist, dass man erst mal in einem kleineren Rahmen spielt. Das sind dann sehr intime Konzerte, man hat das Publikum direkt vor der Nase. Man sieht direkt die Reaktionen, und ab und zu gibt’s dann auch mal Zwischenrufe in der fünften Reihe und dann entstehen ganz eigene Sachen. Und das ist schon eine ganz besondere Atmosphäre. Insofern war das schon toll, das Album in kleinen Clubs zu starten.

Als die musikalische Karriere von Revolverheld anfing, wart ihr alle Anfang oder Mitte 20. Welche Bands haben Dich und Deine Bandkollegen in Jugendjahren geprägt?

Hansen: Ich glaube, wir sind alle so ein bisschen Kinder des Grunge. So Mitte der 90er mit Nirvana, Pearl Jam und so weiter. Das waren die Bands, die uns im Jugendalter am meisten inspiriert haben. Bei mir als Gitarrist war das Slash! von Guns N’ Roses, der mich wahnsinnig inspiriert hat. Im Laufe der Zeit sind da noch viele andere Sachen dazu gekommen.

Von alledem ist in der Musik von Revolverheld jetzt aber nicht besonders viel übrig geblieben…

Hansen: Kommt drauf an, welches Album man nimmt. Als die Band gestartet ist, konnte man schon noch viel hören. Über die Jahre hinweg haben wir verschiedenste andere Künstler kennengelernt und uns weiter inspirieren lassen und vor allem auch weiterentwickelt. Das hängt auch stark textlich zusammen. Wenn man Anfang 20 ist, hat man andere Themen als Ende 30, Anfang 40. Damals war das auch ein bisschen mit dem Kopf durch die Wand. Da haben wir auch sehr den Moment gelebt. Aber je älter man wird, und je mehr Verantwortung man trägt, vielleicht auch Familie hat, umso mehr Gedanken macht man sich dann auch um andere Themen: Also welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen und so weiter. Das sind eben andere Themen, die dann mehr in den Fokus rücken.

Das wäre auch mein nächster Punkt gewesen: Textuell habt ihr euch schon stark weiterentwickelt.

Hansen: Wir machen uns prinzipiell viel Gedanken, was mit unserer Welt passiert. Es dürfte auch jedem klar sein, dass sich im Moment mehr und mehr Krisen zuspitzen. Es wird alles nicht einfacher. Und genau jetzt muss man darauf achten, dass man eine Haltung entwickelt und auch Haltung gegenüber bestimmten Themen zeigt. Es kommen immer mehr Populisten an die Macht, die mit einfachen aber oft auch sehr falschen Phrasen versuchen, die Leute einzufangen und dabei viel Unrealistisches in die Welt setzen. Von solchen einfachen Parolen sollte man sich aber nicht einfangen lassen, und da müssen wir den Mund aufmachen.

Auf dem Album „Zimmer mit Blick“ sind zum ersten Mal auch politischere Texte auf der Platte gelandet. Weil es uns auch wichtig ist, dass wir Haltung zeigen. Aber natürlich sind auch andere Themen dabei. Wir haben auch das große Glück, dass wir viel unterwegs sind und viele Leute treffen und dann hören wir auch immer interessante Geschichten, über die wir nachdenken und worüber wir reden. Die fließen dann in die Texte mit ein.
 

Die Themen „Trennung“ und „Liebe“ kommen dennoch nicht zu kurz. Gehört ein bisschen Herzschmerz bei Revolverheld einfach dazu?

Hansen: Klar, ich glaube, das gehört zum Mensch-Sein generell dazu. Wir sind alle Menschen mit Beziehungen unterschiedlichster Art – ob das nun Liebesbeziehungen oder Freundschaften sind. Und dann setzt man sich eben mit verschiedensten Themen auseinander, die diese Themen berühren. Dementsprechend landet sowas dann auch auf der Platte.

Ihr engagiert euch schon lange für die Umwelt und soziale Projekte wie SOS Kinderdorf oder Seawatch e.V. Vor kurzem seid ihr Partner des WWF geworden und seid mit dieser Organisation aktiv gegen den Plastikmüll. Warum?

Hansen: Wir kommen alle aus einer ähnlichen Generation und sind auch ähnlich sozialisiert worden. Unsere Eltern waren in den 80’ern – teilweise auch mit uns – auf Anti-Atomkraft-Demos und wir sind schon ganz früh sensibilisiert worden auf verschiedenste Missstände, die es in der Gesellschaft gibt. Insofern ist das überhaupt nichts, in das wir uns extrem reinarbeiten mussten. Gerade wenn es um Umweltverschmutzung, Plastikmüll, Nachhaltigkeit usw. geht, sind wir total im Thema. Also das sind Sachen, mit denen wir uns auch so beschäftigen. Und da haben wir mit dem WWF auch einen schönen Partner gefunden, mit dem man auch mal ein Projekt umsetzen kann und bisschen Aufmerksamkeit generieren kann. Das ist uns wichtig, aber nicht erst seit dem Projekt. Wir haben auch selber schon immer versucht, in unserer kleinen Welt kleine Dinge anzuschieben und zu verändern. Und ich glaube, wenn man das ein bisschen nach außen trägt und jeder bei sich selbst anfängt, Kleinigkeiten zu verändern, dann kann man auch etwas bewirken.

Zum neuen Album habt ihr euch eigener Aussage nach „musikalisch weit hinausgewagt“. Ihr seid nun auch wieder etwas elektronischer…

Hansen: Ich glaube, das war eine ganz natürliche Gegenbewegung. Wir haben ja vorher ein MTV-Unplugged gemacht. Da ist man, was die Instrumentierung angeht, mit vielen Vorgaben konfrontiert, die man auch erfüllen muss, damit es ein MTV-Unplugged ist. Als wir dann nach zwei Jahren auf Tour und dem Album wieder völlig frei waren und alles machen konnten, was wir wollten, hat auch wieder mehr Elektronik Eingang gefunden. Wir haben auch unsere alten E-Gitarren entstaubt und geguckt, was wir an Effektgeräten dahaben und haben einfach mal wild drauf losgeprobt und Songs geschrieben – also wirklich ohne Limit –, und das ist dabei rausgekommen. Also von daher ist das eine ganz natürliche Gegenbewegung, dass, wenn man vorher eingeschränkt war, man genau die Sachen, die man vorher weggelassen hat, wieder mit einbringt.

Noch ein kleiner Ausblick in die Zukunft. Gibt es denn schon Pläne nach der Arena-Tour?

Hansen: Nach der Arena-Tour geht es wie gesagt auf den Festivalsommer. Da sind wir im ganzen Land unterwegs, auch in Österreich und der Schweiz. Da freuen wir uns auch besonders drauf – weil Sommer Open Airs natürlich besonderen Spaß machen. Klar, bei gutem Wetter und einem lauen Sommerabend, die Leute sind gut drauf, die Sonne geht unter…. Was kann’s da Schöneres geben, als sich ein Konzert anzuschauen? Das wird uns den ganzen Sommer über begleiten, und im Herbst wird’s dann erst mal bisschen ruhiger.

Am 14. Juli steht ihr bei den Regensburger Schlossfestspielen auf der Bühne. Wart ihr schon mal auf einem Schloss zu Gast?

Hansen: Wir haben das in den letzten Jahren tatsächlich öfter gemacht, dass wir uns in den Sommer-Open-Parks besondere Locations rausgesucht haben. Und da sind ab und zu schon mal ein paar Schlösser, Burgen oder Festungen dabei gewesen. Und das ist auch immer wahnsinnig schön. Ich mein‘, das ist eine traumhafte Kulisse, und das macht sowohl mit uns was als auch mit dem Publikum. Und insofern freuen wir uns natürlich auch darauf, am 14. Juli in Regensburg zu spielen. Das ist halt auch eine wahnsinnig schöne Location, und ich hab mir da natürlich auch schon Bilder angeschaut. Ich glaube, das wird großartig.

Wart ihr dann schon mal in Regensburg?

Hansen: Für ein Konzert bin ich mir da sogar unsicher – zumindest in den letzten Jahren. Aber wir dürften bestimmt schon einmal in den 16 Jahren hier gespielt haben.

Was verbindet dich als Norddeutscher mit dem Süden Deutschlands – sind wir sehr kulturfremd?

Hansen: Ach, das ist auch das Tolle an unserem Job, dass wir viel rumkommen und unterschiedlichste Landstriche sehen und verschiedene Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und kulturellen Eigenheiten. Das ist auch immer ganz spannend und toll. Und wenn wir in einer Stadt oder auf dem Land auf einem Festival spielen, freuen wir uns immer darauf, die lokalen Besonderheiten oder Sehenswürdigkeiten anzuschauen und vor allem auch kulinarisch alles zu entdecken. Wir finden es auch wichtig, dass wir so viel wie möglich kennenlernen. Das macht den Job auch so besonders, da wir dadurch die Möglichkeit bekommen, alles kennenlernen zu dürfen.

Vielen lieben Dank, Hanne.

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