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REGENSBURG. Interaktiv und interdisziplinär – im donumenta ART LAB Gleis 1 geht es darum, wie Kunst in die Lebenswelt der Menschen hineinwirkt. Die raumgreifende Licht- und Klanginstallation des Künstlers Berkan Karpat thematisiert die Ästhetik des Korans. Besucher*innen erfahren in der Ausstellung wie Hören zu Fühlen wird. Vom 9. August bis zum 29. September zeigt die donumenta im ART LAB Gleis 1 am Hauptbahnhof die Licht- und Klanginstallation „Iqra“. „Iqra“ ist arabisch und heißt „Rezitiere!“ oder „Trage vor!“. Der Untertitel lautet: Koranische Installation / Interaktion (biochemisch) Licht- und Klangwerk. „Iqra“ ist auch das erste Wort der ersten Koransure. Ihr widmet der Münchner Künstler Berkan Karpat seine interaktive Installation.

Spiritualität, Wissenschaft und High-Tech

Mit seinen Arbeiten schafft Berkan Karpat den Spagat zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen High-Tech und Poesie. Seine großformatigen performativen Skulpturen sind als dreidimensionale, begehbare Gedichte bezeichnet worden. Eine Jury der Landeshauptstadt München formulierte: „Seine Ästhetik ist dabei eine der radikalsten (...), die es in der Kunstszene zu entdecken gibt und lässt traditionelle Ästhetiken und Rezeptions-mechanismen weit hinter sich.“

Cyberphysical Art
Immer wieder Thema in Karpats Arbeiten: Das Wechselspiel zwischen Werk und menschlichem Körper, zwischen Kunstwerk und Rezipient. Der Künstler nennt das Cyberphysical Art, wenn seine Werke die Blut- und Hormonwerte von Ausstellungs-besucher*innen verändern. Berkan Karpat generiert so eine radikale Form der Intimität, die im Extremfall das Kunstwerk ins Innere des Betrachters verlegt und so die Grenzen zwischen Rezipient und Schöpfer verschwinden lässt.

 Der Koran – Iqra ( إقْرَ ‚Rezitiere!')
Jahrhundertelang galt der Koran auch als ästhetisches Manifest, ganz besonders im Hinblick auf seine Rezitation und Kalligrafie. Heute rückt dieser Aspekt im Osten wie auch im Westen in den Hintergrund. Hier hält der Künstler dagegen: Er begreift den Koran wieder als ästhetisches Manifest und entwickelt dafür eine zeitgemäße künstlerische Sprache.
„Ich glaube, dass ein neuer Zugang zur Ästhetik des Korans möglich ist, wenn wir seiner poetischen Kraft zuhören (...). Die Brücke, die man (...) über das Hören beschreitet, ist dabei so dünn wie ein Haar und so scharf wie ein Schwert“, sagt Berkan Karpat.
Ein wesentlicher Aspekt des Korans ist sein Klang. Er ist vielmehr Vortrags- denn Lesetext. Sinn und Bedeutung erfüllen sich im Vortrag. In seinem für Regensburg konzipierten Werk Iqra (arabisch إقْرَ ‚Rezitiere!') rezitiert das Wasser den Koran – und das in doppeltem Sinne. Die Rezitation vollzieht sich zum einen in der Skulptur Berkan Karpats und zum anderen im Körper der Ausstellungsbesucher*innen, der selbst zum großen Teil aus Wasser besteht.

Technik und Poesie – den Klang spüren
In einer Skulptur sind Passagen des Korans eingeschlossen in einen kubischen Wasserbehälter mit zwei Kammern. Der visuelle Kontakt des Wassers mit dem Koran beeinflusst die Struktur des ihn umgebenden Wassers und damit auch sein Frequenzspektrum. In einer Abfolge von Sinustönen flüstert das Wasser den Betrachter*innen seine Melodie zu. Da – obwohl im gleichen Wasser eingeschlossen – es sich um zwei unterschiedliche Koranpassagen handelt, ertönen die Melodien unterschiedlich. In der Installation verschmelzen Wissenschaft und Technik mit Poesie und Mystik.
In seiner zweiten interaktiven Skulptur geht Karpat noch weiter und lässt Zuschauer*innen den Klang des Korans spüren. Durch Berührung verwandelt eine vibrierende Platte Hören in Fühlen. Der Körper wird über die Berührung durch die Finger in Schwingung gebracht. So erlebt der Betrachter den Klang des Korans.

Artist Talk am Donnerstag, 5. September 2019 um 19 Uhr
Kunstgespräche jeden Donnerstag 19.00 Uhr
Führungen nach Rücksprache unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Galerienabend am Samstag, 21. September 2019 bis 23 Uhr. 

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