Comedian Mario Barth gastiert am 29. November in der Donau Arena und wird mit seinem neuen Programm die Zuschauer erheitern. Wir haben uns vorab mit Mario über sein Programm, seine Rekorde und Fridays for Future unterhalten.
Hallo Mario, du warst mit deinen Comedy-Programmen schon einige Male bei uns in Regensburg. Verbindet dich als waschechter Berliner etwas mit Bayern und Regensburg?
Meine halbe Familie kommt aus Bayern, und ich habe meine Kindheit in Bayern und Oberbayern verbracht. Das war damals auch eine andere Zeit. Heute fliegt man für 29 Euro mal eben nach London, Paris, Mailand oder in die Türkei. Ich bin aber in Berlin West geboren und groß geworden. Einfach mal so in den Urlaub nach Fuerteventura düsen, war unbezahlbar. Deshalb habe ich meine kompletten Ferien zum Beispiel in Traunstein verbracht. Ich bin heute auch noch häufiger dort, und das ist schon ein Stück weit Kindheit. Ich mag die kleinen Städte, ich mag die Kirchen, ich mag das Essen und die Berge – das ist für mich einfach Ruhe und Freiheit. Und ich finde den Dialekt gut. Ich bin ja ein großer Dialekt-Freund. Und ich fand es ganz tragisch, als die Debatte aufkam, dass man ein Einheitsdeutsch spricht. Ich kann jedem nur raten, seinen Dialekt beizubehalten, weil das letztendlich ein Stück Persönlichkeit ist – und das macht uns aus.
(lacht) Jetzt muss ich aufpassen. Frauen sind hübsch, Frauen sind toll. Frauen sind viel, viel besser. Frauen sind intelligent. Frauen sind einfach großartig. Ich bin so froh, dass ich eine habe, also meine Freundin. Das Interessante ist ja, dass Frauen in der Tat der Meinung sind, Männer seien faul. Ein Stück weit liegt das auch an uns Männern. Und ich muss uns leider Gottes auch mal ein bisschen kritisieren: Wenn ein Freund renoviert oder etwas Neues baut, dann helfen wir dabei. Da wird der Estrich bis nachts um 1 Uhr neu gegossen, da werden Rigipsplatten an die Wand geschraubt, da werden Lampen verlegt, das Dach wird gedeckt – und das bei einem Freund. Aber wenn du zu Hause ein Bild aufhängen sollst – Fehlanzeige. Das ist echt ein Phänomen.
Ich nehme mich aus der ganzen Nummer gar nicht raus. Das ist bei mir auch so: Wenn ein Freund etwas renoviert, bin ich zur Stelle. Aber es hat echt lange gedauert, bis ich das Bild im Flur aufgehängt hatte, obwohl das mein Job ist. Wobei wir Männer der Meinung sind, dass wir nicht faul sind, sondern aktive Nichtstuer. Wir können uns teilweise aktiv und geplant hinsetzen und eine Wand anstarren. Für eine Frau ist das aber sofort der Startschuss für eine Aufgabenverteilung. Wenn etwa meine Freundin nach Hause kommt und mich fragt, was ich mache, und ich sage „Nichts“, dann sagt sie: „Super, dann bring doch mal das Leergut weg.“ Und dann denke ich: „Nee, nee, das hast du falsch verstanden. Ich mache gerade nichts. Und ich mache auch die nächste halbe Stunde nichts. Danach kann ich aber sehr gerne das Leergut wegbringen.“ Das war, gepaart mit der Ungeduld einer Frau, die Initialzündung für den Programmtitel und den Programminhalt.
In der Info zu deinem neuen Programm wirst du als „größter Paartherapeut der Galaxis“ beschrieben. Was genau prädestiniert dich dazu?
Das Interessante ist, dass diese Betitelung gar nicht von mir kommt, sondern von Fans und von Pressevertretern, die gesagt haben: „Eigentlich ist das die größte Paartherapie, die es gibt.“ Denn 80 bis 90 Prozent der Zuschauer, die bei mir sitzen, sind Paare. Und der Rest sind Frauen. Deshalb habe ich mehr als die Hälfte weibliche Zuschauer. Und wenn ich zum Beispiel Ende November in Regensburg spiele, in der Vorweihnachtszeit, dann nutze ich natürlich auch die Tour, um tagsüber mal durch die Stadt zu gehen und vielleicht noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Dabei treffe ich immer auch normale Menschen, die mich ansprechen, was ich auch gut finde. Und da kam es immer wieder vor, dass mich Frauen oder auch Männer angesprochen und gesagt haben: „Du glaubst es nicht, aber seit ich in deinem Programm war, läuft meine Beziehung besser, weil ich plötzlich nicht mehr über bestimmte Dinge meckere, sondern eher darüber lache.“ Und letztendlich war es eine ‚Fanin‘, ein weiblicher Fan, die gesagt hat: „Eigentlich bist du ein Paartherapeut.“ So kam das dann.
Nur weil Leute irgendetwas hören wollen, würde ich es nicht machen. Es muss mir auch gefallen. Letztendlich habe ich damit vor knapp 20 Jahren angefangen. Die Menschen finden es augenscheinlich auch unterhaltsam und lustig, sonst hätten wir nicht so viele Karten verkauft und damit nicht elf Comedy-Preise gewonnen. Und man darf eines nicht vergessen, wenn man sich die Programme genau ansieht: Es ist alles sehr charmant und unterhaltsam. Frauen haben im Gegensatz zu einem Mann auch die Kraft und die Stärke, über sich selbst zu lachen. Ich glaube, dass das Programm andersherum nicht so gut funktionieren würde. Der Mann wäre vielleicht sauer oder beleidigt.
Ich sehe es ja, wenn ich auf der Bühne stehe: Es dauert keine fünf Minuten, bis die ersten Frauen die Taschentücher rausholen, weil ihnen vor Lachen die Tränen rauslaufen. Dann hauen sie sich auf die Schenkel und sagen: „Genau so ist das. Woher kennt er mich? Warum weiß er, wie ich bin?“ Und das, was ich auf der Bühne sage, meine ich auch ganz ernst: Frauen sind, und da beißt die Maus keinen Faden ab, viel intelligenter als Männer. Das ist ein Fakt. Ich weiß das und bin damit d’accord und habe keine Probleme, damit klarzukommen. Das ist auch der Grund, weshalb so viele Frauen in mein Programm kommen. Sie haben einfach die Fähigkeit, zu sagen: „Das ist lustig, so bin ich halt. Na und?“ Das finde ich so selbstbewusst. Sie sitzen drin und sagen: „Ja, und? Wo ist dein Problem?“ Ich mache es aber nicht zu einem Problem, sondern sage einfach nur: „Mädels, meine Freundin ist so, ich weiß nicht, wie ihr seid.“ Und ganz viele Menschen, weit über acht Millionen Leute, gehen gut gelaunt aus dem Programm. Und darauf bin ich schon ein Stück weit stolz.
Du sprachst eben die Zuschauerzahlen an. 2008 hast du vor 70.000 Menschen gespielt und kamst damit ins Guinnessbuch der Rekorde. 2014 hast du deinen eigenen Weltrekord gebrochen und binnen 24 Stunden an die 120.000 Menschen unterhalten. Welchen Rekord strebst du als nächstes an?
Das mit den Rekorden ist witzig. Denn Rekorde waren nie der Grund für meine Motivation. Das war ein Missverständnis. Und so ist es ganz oft. Viele große Hits der Musikgeschichte entstanden aus einem Song, bei dem man gesagt hat: „Komm, pack auf Seite B.“ Und plötzlich wurde es einer der Welterfolge. „Smoke on the Water“ kennt jeder. Aber wenn man sich die Geschichte dazu durchliest, ist man echt fasziniert und man sagt: „Ach, ist ja cool. Wie schnell das geschrieben wurde.“ Letztendlich waren Deep Purple in Montreux und haben gesagt: „Guck mal, über dem Genfer See ist aber relativ viel Nebel. Smoke on the Water. Döö dö dö döö dö dö dö.“ Ganz einfach.
Und 2008 habe ich gesagt: „Komm, wir spielen im Stadion.“ Und irgendwann sagte mein Pressevertreter: „Warte mal, das gab es noch gar nicht. Ich glaube, das ist ein Weltrekord. Lass uns mal das Guinnessbuch anrufen.“ Insgesamt habe ich jetzt drei Weltrekorde. Es ist aber nicht so, dass ich auf Rekordjagd bin und noch einen vierten machen muss. Für mich ist es wichtig, dass wir jede Show so spielen, als wäre es eine Premiere. Man darf nämlich nicht vergessen, dass ganz viele Menschen in die Show kommen, für die es in der Tat das erste Mal ist, Mario Barth zu sehen – weil sie jetzt 19 oder 21 geworden sind und vorher das Geld nicht hatten oder weil sie nicht durften oder nicht konnten oder weil die Show ausverkauft war. Deshalb sollte man jedes Programm so spielen, als wäre es eine Premiere, weil es der Fan einfach verdient und sein Geld bezahlt hat.
Ich will einen kurzen Themenwechsel machen, weg von der Comedy hin zu einem aktuellen Thema. Es geht um Fridays for Future. Du selbst hast dich kürzlich auf Facebook dazu geäußert. Was genau sind deine Kritikpunkte an der Bewegung und ihrer Anführerin Greta Thunberg?
Natürlich ist es cool, zu sagen: „Mario Barth hetzt gegen Greta.“ Aber das habe ich gar nicht gemacht. Ich las eine Kritik von einer Followerin, die plötzlich sinngemäß gesagt hat: „Ich finde es überhaupt nicht gut, dass du gegen die autistische Greta hetzt. Sie ist schließlich behindert und so.“ Wenn man sich aber mal meinen Beitrag anschaut: Ich habe nicht mit einer Silbe irgendeine Behinderung erwähnt. Und DAS nenne ich Toleranz und Gleichberechtigung. Für mich spielt die Behinderung keine Rolle. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt eine hat, ich kenne sie schließlich nicht. Und selbst wenn? Ich habe in meinem Freundeskreis, selbst in meiner Familie, einen behinderten Menschen. Ist das jetzt ein anderer Mensch? Ein behinderter Mensch möchte ganz normal behandelt werden, wie jeder andere. Außerdem kritisiere ich Menschen grundsätzlich nur, wenn ich sie kenne. Und ich kenne Greta gar nicht. Grundsätzlich kann ich nur sagen, dass ich es gut finde und es den höchsten Respekt gebührt, dass es ein 16-jähriges Mädel geschafft hat, dass die ganze Welt plötzlich über das Klima redet. Das hat ja vorher keiner gemacht.
Komiker zu sein, ist mein Beruf. Es ist nicht nur so, dass die Menschen das erwarten, sondern ich mache meinen Beruf auch sehr gerne. Es gibt natürlich die Privatperson Mario Barth, aber die heißt Privatperson, weil sie privat ist. Mein Freundeskreis kennt mich. Ich habe einen sehr guten, gesunden und langjährigen Freundeskreis. Meinen ältesten Freund habe ich seit 40 Jahren. Das können nicht viele Menschen von sich behaupten. Und bei ihnen spreche ich auch ganz normale Dinge aus. Auf der Bühne will man das aber nicht sehen. Das wäre, wie wenn ich zum Metzger gehe und sage: „Tachchen, ich hätte gerne vier Kilo Brot.“ Er würde mich komisch anschauen und sagen: „Du bist hier falsch.“ Es gibt auch viele andere Meinungen, die sagen: „Nutz doch deine Prominenz, um das und jenes zu sagen.“ Ich sage aber: „Nutze deine Prominenz, um gute Dinge zu tun und laber nicht immer nur.“ Ich unterstütze seit Jahren die Arche und zwar mit allem, was ich kann. Jedes Jahr gehen wir mit über 200 Kindern ins Kino, und danach gehen wir zu McDonald’s. Da gab es auch Kritiker, die sagten: „Wie kann man denn den Kindern Essen von McDonald’s geben?!“ Mensch, die haben keinen Vater mehr, die Mutter säuft oder nimmt Drogen! Ich glaube, McDonald’s ist das kleinste Problem bei diesem Kind.
Es ist doch viel wichtiger, wenn sie mal Mario Barth sehen und man ihnen sagt: „Habt doch Träume und glaubt an sie. Und hört auf, jedem Lehrer zu glauben, der sagt ‚Das schaffst du sowieso nicht!‘“ Wenn ich meinem Physiklehrer Glauben geschenkt hätte, dann wäre ich ein arbeitsloser Versager, der im Knast sitzt. Das war die Prognose meines Physiklehrers. Völlig ungeachtet dessen, was das für eine Äußerung ist: Wie kann man als Pädagoge so eine Aussage treffen? Das hast du heute immer mehr bei Lehrern. Und da kann ich jedem Jugendlichen nur sagen: „Wenn du einen Traum hast, glaub daran und mach das! Schau mal, wie erfolgreich ich geworden bin.“ Ich habe irgendwann geträumt, dass ich mal einen Ferrari fahre, und alle haben gelacht. Heute habe ich einen. Witzig. So ist das.
Noch eine abschließende Frage: Welche Worte möchtest du gerne deinen Fans in Regensburg zukommen lassen?
Ich freue mich total auf Regensburg. Ich mag den Ort, ich finde die Kultur cool, und ich finde es einfach geil, dass ihr einen Dialekt sprecht. Das heißt, ich fühle mich hier verstanden. Wenn man sich meinen Tourplan anschaut, sieht man auch, dass ich öfter ins Regensburg gespielt habe als in manch anderen Städten. Ich freue mich echt darauf. Es wird ein geiles Programm, und ich kann jedem einfach nur noch sagen, dass mein ganzes Team und ich 100 Prozent geben. Das sagt natürlich jeder. Aber ich glaube, der Fan, der schon mal da war, weiß, dass es ein unvergesslicher Abend werden wird. Und das schaffen wir auch am 29. November in Regensburg.