Für die kommenden knapp drei Monate wird die Kunstausstellung „The mess yet to come“ auf der Ausstellungsfläche des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg zu bestaunen sein. Mehrere Installationen zeigen dabei geisterhafte Bilder und Szenarien.
Vom 29. April bis zum 24. Juli kann man immer dienstags bis sonntags von 12.00 bis 18.00 Uhr die Kunstausstellung „The mess yet to come“ in der Ludwigstraße 6 in Regensburg betrachten. Die preisgekrönten Künstler Felix Burger, Matthias Böhler und Christian Orendt kreierten dafür vier große, multimediale Installationen.
Ein Manifest menschlichen Macht- und Leistungsstreben
Die drei Künstler inszenieren auf der gesamten Ausstellungsfläche des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg eine raumgreifende, aus mehreren abgewandelten beziehungsweise neu geschaffenen installativen Arbeiten eine zusammengestellte Meta-Installation. In diesen Settings manifestieren sich die Auswirkungen menschlichen Macht- und Leistungsstrebens in einem komisch-dystopischen futuristischen Pandämonium von geisterhaften Bildern und Szenerien.
Der Mensch und sein Denken stehen im Mittelpunkt
Das speziell auf die Räumlichkeiten des Kunst- und Gewerbevereins abgestimmte Konzept für die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit der drei Künstler und ist thematisch wie atmosphärisch an ihr gemeinsames Projekt „A mess Carol, as told by a candid mirror“ von 2013/2020 angelehnt. Das Grundthema der Ausstellung dreht sich um die Frage, was entsteht, wenn Menschen denken, sie könnten auf vernünftige Weise auf die Geschicke der Welt lenken und dabei in ihrem Handeln absolut scheitern.
Erste Installations-Ausstellung
Der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e.V. betritt mit diesem Ausstellungsformat in seiner über 175-jährigen Geschichte Neuland. Zum ersten Mal vergibt der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg einen Auftrag für die Entwicklung und Umsetzung einer Konzeptausstellung, die nur aus Installationen besteht. Gleichzeitig würdigt der Kunst- und Gewerbeverein damit auch drei junge Künstler, die in ihren zehn Jahren seit ihrem Studienabschluss mit großer Innovationskraft und überaus erfolgreich gesellschaftliche Themen aufgreifen und in ihrem Kunstschaffen mit allen bildnerischen Mitteln arbeiten.
Jede Installation spricht für sich
- In der Installation „Old habits die hard“ sind eine Vielzahl humanoider Puppen in silbernen Overalls technoiden Apparaturen ausgesetzt. Vier dahinter stehende Bildschirme verleihen diesen Puppen Stimmen und machen sie zu jammernden Individuen, indem sie deren persönliche Leiden, wie etwa Angst, Einsamkeit und sexuelle Funktionsstörung graphisch widergeben.
- Die Installation „Don‘t be maybe“ zeigt dagegen kopflose Puppen in silbernen Anzügen in einem stilisierten Fitnessstudio. Kurze Videosequenzen auf Tablet-Bildschirmen erklären die verschiedenen körperlichen Übungen, welche die Figuren simulieren. Die Figuren werden durch umgebaute Sexmaschinen bewegt und gesteuert. Auf einem dahinter stehenden Großbildschirm ist zudem ein Video zu sehen, auf welchem zwei Kämpfer versuchen sich gegenseitig zwischen den Beinen zu verletzen. Durch die verspiegelten Wände werden die Betrachter zudem selbst Teil des Ensembles.
- Bei der performativen Installation „Mehrung“ handelt es sich um eine fortlaufende Serie, die auf der Fiktion einer Geheimgesellschaft beruht, deren Mitglieder sich vollständig der Idee des exponentiellen Wachstums verschrieben haben. Aus bunten Bastelmaterialien stellen die Figuren eine stetig wachsende Anzahl bunter Götzenbilder her, deren Form an eine exponentielle Wachstumskurve erinnert, das Ideal ihres kapitalistischen Weltverhältnisses.
- Der Titel des Ausstellung nimmt Bezug auf die letzte Installation der Ausstellung „A mess Carol, as told by a candid mirror“. In dieser Arbeit wird in einem dunklen Raum mithilfe einer improvisiert wirkenden technischen Konstruktion eine Geisterbeschwörung inszeniert. In einem „Beschwörungskreis“ tritt alle vier Minuten einer von drei Geistern in einem Spiegel in Erscheinung. Die drei Wesen halten den Ausstellungsbesuchern in rhythmischen Litaneien begangene Fehler der Menschen auf den Zustand der Welt vor. Dabei steigern sich die aussagen immer weiter, um als „The mess yet to come“ (das noch bevorstehende Chaos) in der Litanei des dritten Geistes völlig absurde Ausmaße anzunehmen.
Über die Künstler
Felix Burger, 1982 in München geboren, studierte Freie Kunst in München, Wien und Köln. Er war Stipendiat des International Studio & Curatorial Program in New York und an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Matthias Böhler, 1981 in Aachen geboren, und Christian Orendt, 1980 in Sighisoara (Rumänien) geboren, arbeiten seit 2008 zusammen. Sie studierten an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, an der Akademie der Bildenden Künste Wien (Böhler) und an der HGB Leipzig (Orendt). Sie erhielten den Bayerischen Kunstförderpreis und das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds.
Über den Kunst- und Gewerbeverein
Als einer der ältesten Kunstvereine Deutschlands, gegründet 1838, ist er dem ursprünglichen Satzungsziel, der Förderung und Vermittlung der bildenden und angewandten Kunst, seit jeher verpflichtet. Naturgemäß hat sich sein Selbstverständnis über diesen langen Zeitraum gewandelt. Der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg versteht sich heute als Stätte der Vermittlung aktueller Entwicklungen der bildenden und angewandten Kunst in ihren vielfältigen Ausprägungen. Das Ausstellungsprogramm mit circa 6 bis 7 Ausstellungen pro Jahr zeigt dahingehend ein klares Profil und umfasst in Kooperationen mit Institutionen der städtischen Kulturgesellschaft neben unterschiedlichen Themen- und Einzelausstellungen die Präsentation neuer Positionen der Gegenwartskunst.Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e.V. / RNRed