Offen, spartenübergreifend und zugänglich: So präsentiert sich das Theater Regensburg bei der Vorstellung der Spielzeit 22/23. Der designierte Intendant Sebastian Ritschelt stellte mit seinem Team die Umstellungen zu seiner ersten Spielzeit am Regensburger Theater vor.
Sebastian Ritschelt, designierter Intendant des Theater Regensburg, lud am Freitag, dem 20. Mai, um 13 Uhr in den Neuhaussaal des Theatergebäudes, um dort gemeinsam mit seinem Team den Spielplan der kommenden Spielzeit 2022/23 vorzustellen – samt aller einhergehender Änderungen am Theater und im Personal.
Neustart nach Intendantenwechsel
Ebendiese Änderungen im Personal wurden bereits im Frühjahr öffentlich diskutiert, nachdem zum Intendantenwechsel viele Mitglieder des Ensembles das Theater Regensburg verlassen werden. Beispielsweise wurden knapp weniger als 50 Prozent des Schauspieler:innen-Ensembles übernommen, der restliche Cast wird neu nach Regensburg geholt. Die Problematik der Entlassungen stellte sich nicht als Sonderfall in Regensburg heraus, sondern als systemisches Problem, das in der Theaterwelt Deutschlands auch unter der Betrachtung des Normalvertrags Bühne ausführlich behandelt wurde. Aus diesen Änderungen folgert aber auch, dass man wieder viele neue Gesichter am Stadttheater sehen wird, die gemeinsam mit den bekannten Teilen des Ensembles an neuen Ideen feilen werden.
„Wohin wollen wir?“
Für Ritschelt stand mit seinem Wechsel an das Theater Regensburg zunächst eine zentrale Frage ins Haus: „Wohin wollen wir?“ Das Theater in Regensburg soll sich weiterentwickeln und sich in seiner ganzen Vielfalt präsentieren können, so der Grundtenor. Daher nehme man sich nun dem Ziel der engeren Vernetzung an, erklärt Ritschelt und verkündet die vertiefte spartenübergreifende Zusammenarbeit in der kommenden Spielzeit. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass das dedizierte Ensemble des Jungen Theaters aufgelöst wird – die Schauspieler:innen bleiben am Haus – und nun die Mitglieder aller Ensembles gemeinsam im Jungen Theater auftreten werden. Mit Oda Zuschneid fand sich auch eine neue Leiterin des Jungen Theaters und des Community Theaters. Ebenso werden die verschiedenen Sparten nicht länger ortsgebunden sein und man wird sie stattdessen in allen Regensburger Spielstätten erleben können.
Von (Halb-) Wahrheiten und Wahrnehmungen
Auch für diese Spielzeit wurde ein Motto ausgewählt, das sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit und die verschiedenen Sparten ziehen soll. Dieses Mal: Wahrheiten. Ritschelt weist darauf hin, man möge den Plural beachten. Denn es gilt zu hinterfragen: Was sind Wahrheiten? Kann es eine absolute Wahrheit geben? Oder bieten verschiedene Sichtpunkte unterschiedliche Wahrheiten? Unter diesem Motto möchte man nicht nur die unterschiedlichen Darbietungen präsentieren, sondern auch mit dem Publikum in einen Dialog treten. Das Motto ist auch in den ausgewählten Aufführungen erkennbar: Ob es sich um die satirische Operette „Candide“ nach Voltaires Stück handelt, bei der nach der bestmöglichen Welt gesucht wird, oder um das Schauspiel „Zukunftsmusik“, bei dem die Autorin Anne Jelena Schulte mit Regensburger:innen über ihre jeweiligen Wahrheiten spricht und diese in ihr Stück einarbeitet. Das komplette Programm aller Sparten findet man auf der Website des Theater Regensburg.
Theater aus der Stadt für die Stadt
Ein weiteres wiederkehrendes Motiv, das sich durch die gesamte Spielzeit zieht, erklärte die designierte Schauspieldirektorin Antje Thoms: Man wolle nach den harten Pandemiemonaten das Theater wieder zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs machen und den Menschen samt seiner Geschichten wieder in den Mittelpunkt stellen. Das soll durchaus auch im öffentlichen Raum geschehen und so zugänglicher für das Publikum sein – beispielsweise durch „Massa Mobil“, eine Tanzperformance im öffentlichen Raum, inszeniert durch Wagner Moreira, den designierten künstlerischen Leiter der Tanzcompany und Chefchoreografen.Auch das Theater als Gebäude soll seinen Zuschauer:innen weiter offenstehen, erklärt der zukünftige Chefdramaturg Ronny Scholz, und eröffnet, dass der Neuhaussaal des Theaters nach den Aufführungen freigeräumt werden soll. Dort soll eine Art „Dancehall“ entstehen, sodass das Publikum sich auch weiterhin in den Räumen des Theaters aufhalten kann und eine eventuelle Berührungsangst mit dem edlen Gebäude abgebaut werden kann – immerhin sei das Theater für alle da.
Einige Baustellen vorhanden
Dennoch bleiben einige Fragen offen, an denen das Theater arbeiten muss. Zu den Baustellen gehört nicht nur die wortwörtliche im Velodrom – auch die weitere Erschließung neuer Zielgruppen ist Teil der gesetzten Ziele. So möchte beispielsweise man durch die Änderung der Kartenpreise für Studierendentickets oder der Einführung eines U30-Konzepts auch Studierende und junge Berufstätige vermehrt ins Theater Regensburg locken. Außerdem sucht man momentan noch nach der passenden Besetzung für den Posten des oder der Generalmusikdirektor:in. Das Verfahren läuft momentan noch, so Ritschelt, aber brauche eben auch seine Zeit. Man hoffe allerdings, zum 01. September die Stelle besetzt zu haben.
Änderungen auch im Kartenverkauf
Die Pandemie ging sicherlich auch am Theater Regensburg nicht ohne Spuren vorüber. Aktuell zeigt sich der kaufmännische Direktor Dr. Matthias Schloderer aber sowohl mit den Abo-Zahlen als auch mit der Auslastung zufrieden. Man habe über 3.000 Abonennt:innen und die Auslastung der letzten Zeit läge bei etwa 93 Prozent, berichtet er.Auch bei den Abo-Modellen wurde umgestellt: Zu den Neuerungen gehören die Einführung eines Familien-Abos, zu dem auch eine Kinderbetreuung gehört, und ein einheitlicher Rabatt von 35 Prozent gegenüber dem Kauf von Einzelkarten in allen Abos und Preisklassen.
Weitere Infos findet man auch hier sowie zu allen weiteren Details zur kommenden Spielzeit auf der dazugehörigen Website des Theaters.
RNRed/Nicole Michalak