Die immer noch frische Ausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ entwickelt sich für das Haus der Bayerischen Geschichte zum Kassenschlager. Mehrere zehntausend Besucher haben das Museum seit Ausstellungseröffnung schon besucht.
Nach dem Pfingstwochenende kann das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg mit einer neuen erfreulichen Zwischenbilanz aufwarten: Seit Eröffnung der Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben“ am 29. April waren über 30.000 Besucherinnen und Besucher in Regensburg – genau genommen 32.200. Auch das „O-Ton-Süd-Festival“ war ein voller Erfolg.
Jede Menge bayerische Gastlichkeit
Von den 32.200 Gästen besuchten 27.000 die Ausstellungen im Museum, weitere 5.200 genossen das Programm des „O-Ton-Süd-Festivals“ direkt am Haus der Bayerischen Geschichte mit einem Konzert der bayerischen Kultband LaBrassBanda und vielen weiteren Angeboten von klassischer Volksmusik bis zum Poetryslam. Jede Menge bayerische Gastlichkeit und Spezialitäten für den Gaumen rundeten das Festivalwochenende ab und stellten unter Beweis, dass die bayerische Wirtshauskultur lebt.
Ein Anliegen auch für Stefan Dettl, Leadsänger und Trompeter von LaBrassBanda. Die Musikgruppe erhielt am Festivalwochenende von Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, persönlich eine Führung. Dettl hinterließ danach im Gästebuch: „Merce für die Ausstellung und Führung. Das Wirtshaus soll leben!“
Wirtshaus vom Aussterben bedroht
In der Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ wird der Frage nachgegangen, ob das bayerische Wirtshaus schon ins Museum gehört. Bereits seit Ende der 1960er-Jahre werden die klassischen Schankwirtschaften immer weniger. In letzter Zeit verschärft sich die Entwicklung dramatisch – nicht erst durch die Corona-Pandemie. Manchem Stadtquartier, vor allem aber immer mehr Dorfgemeinschaften fehlt ein Treffpunkt in Form eines Wirtshauses.
„Explosion“ des bayerischen Wirtshauses
Die Bayernausstellung beleuchtet, wie es zum „Wirtshaussterben“ kam: Genannt seien das veränderte Freizeitverhalten der Menschen – Stichwort Feierabendbier vor dem Fernseher –, die Konkurrenz durch Vereinsheime und Imbissketten, immer mehr Vorschriften, fehlendes Fachpersonal, aber auch die mangelnde Anpassungsfähigkeit mancher Wirte. Der Lage entsprechend kreist die Schau um ein spektakuläres Kunstwerk in der Saalmitte: eine „Explosion“ des bayerischen Wirtshauses mit Lichteffekten und über 400 schwebenden Objekten aus Gaststube und Küche.
Gemütlichkeit & „Wirtshausleut“
Das Haus der Bayerischen Geschichte verfolgt den Aufstieg der bayerischen Wirtshauskultur zu Weltruhm und zeigt Lösungen für die Krise auf. Namhafte Architekten prägten im 19. Jahrhundert die bayerische Wirtshausgemütlichkeit: Aus bewährten Elementen schufen sie den „Heimatstil“ mit seinen Holzvertäfelungen, Kachelöfen und Herrgottswinkeln. Bierkeller und -gärten, später riesige „Bierpaläste“, am bekanntesten das Münchner Hofbräuhaus, und große Festzelte erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Bayerische Brauer vermarkteten diese Erlebnisgastronomie auf den Weltausstellungen. Ein globales Massenpublikum lernte sie lieben.
In der Bayernausstellung begegnen die Besucherinnen und Besucher legendären Wirten und Kellnerinnen, sie lernen bayerische Spezialitäten von Allgäuer Bergkäs bis Zwetschgenbaames neu kennen und schließen sich geselligen Runden bei Musik und Tanz, Kartenspiel, Kegeln und Flippern an. Am Stammtisch wird es aber auch oft politisch: Nicht jeden, den Sie hier treffen, werden Sie mögen.
Wirtshausleben!
Heute finden viele Wirtinnen und Wirte ihr Erfolgsrezept. Mit regionaler und saisonaler Küche, eigenem Bier oder sogar einer angeschlossenen Mode-Boutique. All das macht Lust auf mehr Wirtshausleben! Ob die Erneuerung gelingt, liegt auch an den Gästen: Entscheiden sie sich für ein bayerisches Wirtshaus? In einer Fragestation müssen Sie sich festlegen.
Julia Lichtl / RNRed