Über 1000 Jahre besuchten keine Mädchen das Gymnasium der Regensburger Domspatzen. Dieser Umstand ändert sich mit dem Start in das diesjährige Schuljahr. 33 Mädchen bilden den ersten Mädchenchor bei den Domspatzen. Weitere 49 neue Jungen verstärken die Knabenchöre der Domspatzen.
Im Juni des vergangenen Jahres überraschten die Domspatzen mit der Meldung, dass sie zukünftig auch Mädchen im Gymnasium aufnehmen und einen eigenen Mädchenchor gründen werden. Heute war es dann soweit: 82 neue Schülerinnen und Schüler sind ins Schuljahr gestartet, 49 Jungen und 33 Mädchen. Verantwortliche zeigen sich begeistert und hoffen auf eine Signalwirkung.
Historisches Ereignis
„Der Beginn dieses Schuljahres ist für uns sehr besonders, ja historisch. Zum ersten Mal in unserer langen Geschichte dürfen wir hier bei uns in Gymnasium, Internat und Chor auch Mädchen begrüßen“, sagte Domkapellmeister Christian Heiß zum Schulstart vor den insgesamt 310 Schülerinnen und Schüler am Montagmorgen im Atrium (Innenhof) der Schule. Bei den Regensburger Domspatzen beginne heute ein neues Kapitel in der großen Geschichte dieser Institution. Die über 1000-jährige Tradition des Knabenchors gehe dabei weiter und werde dadurch sogar noch gefestigt, so der Domkapellmeister.
49 Jungen als Sänger in den Knabenchören
49 Jungen starteten ihre Schullaufbahn bei Domspatzen in Regensburg. 43 kommen in die fünfte Klasse, die anderen sechs steigen in höhere Jahrgangsstufen ein. Sie alle werden neben der gymnasialen Laufbahn auch zu Sängern in den Knabenchören. 33 Mädchen haben sich fürs neue Schuljahr angemeldet. 15 Mädchen kommen in die 5. Klasse. Die anderen 18 Schülerinnen verteilen sich als „Quereinsteigerinnen“ auf die Jahrgangsstufen 6 – 11. Allein sechs Schülerinnen steigen in die Q11 ein. Im Gymnasium werden gemischte Klassen gebildet. Insgesamt 16 Mädchen werden auch im Internat aufgenommen, in einem eigenen Wohnbereich.Mädchenchor als neue Säule der Dommusik
Die Mädchen wurden am Morgen auch von den Jungs freudig begrüßt. Zum Start gab es für jede Schülerin und jeden Schüler die Domspatzen-Thermoflasche. Damit die Stimme immer geölt werden kann.
Die hochwertige musikalische Ausbildung dieser Institution wird nun auch Mädchen zugänglich gemacht. Sie sollen mit ihren gesanglichen Fähigkeiten eine eigene neue Säule der Regensburger Dommusik bilden. Die Regensburger Domspatzen bleiben aber als reiner Knaben- und Männerchor mit seinem unverwechselbaren Klang in der bisherigen Form bestehen. „Seit mehr als 1000 Jahren sind wir als reiner Knabenchor geschätzt, werden dafür sogar geliebt. Von anderen Dommusiken wissen wir, dass ein Mädchenchor neben einem Knabenchor bestens bestehen kann. Jeder Chor hat seine eigene Charakteristik, sowohl klanglich als auch vom Repertoire her. Beide haben künstlerischen Wert und auch ihre Berechtigung. Wir machen nun eine eigene Mädchenchor-Schiene auf und tun damit nichts anderes als das, was andere Dommusiken schon seit vielen Jahrzehnten tun“, sagte Christian Heiß.
Neue Akzente in der Schulbildung
Die Kapazitäten des generalsanierten neuen Campus mit Chor, Gymnasium und offener Ganztagsbetreuung sind groß. „Unsere Schule ist neu, modern ausgestattet und bietet beste Lernbedingungen“, sagt Schulleiterin Christine Lohse. „Es ist unsere Verantwortung, die Grundlagen für eine hervorragende Ausbildung der Kinder zu schaffen. Mit der Aufnahme von Mädchen können wir viele neue Akzente setzen“, sagte die Schulleiterin. Baulich waren die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Lediglich ein vorhandener Raum wurde zum Probensaal für den neuen Mädchenchor umgerüstet. Eine neue Chorleiterin für den Aufbau des Mädchenchors wurden gefunden. Und in Gymnasium und Internat sind drei Kolleginnen als sogenannte „Welcome-Coaches“ Ansprechpartnerinnen für alle Kinder, Mädchen und Jungen.
In Deutschland einzigartig
Regensburg hat nun eine in Deutschland einzigartige musikalische Schule, in der Jungen und Mädchen dasselbe hochwertige Bildungspaket bekommen. „Mit Blick auf die einzigartige Tradition der Domspatzen schlagen wir mit Mut und Elan diesen neuen Weg ein“, sagt Domkapellmeister Heiß. Der Auftrag aller für die Domspatzen Verantwortlichen sei es, im Blick auf die Kinder „Tradition zu bewahren und Zukunft zu gestalten“.
Domspatzen Presse / RNRed