Anfang November wird im Bayernwald eine beeindruckende Tradition wieder lebendig: Hunderte Kuh-Glocken vertreiben Wölfe – und locken Touristen in die beschauliche Gemeinde. Die „Wolfauslasser“ sind trotz ohrenbetäubendem Lärm auch bei den Anwohnern beliebt.
Um die wilden Wölfe und Bären von der Weide fernzuhalten, hängten die Hirten im Bayerwald ihrem Vieh einst Glocken um, deren Bimmeln weit in die Umgebung hinein schallte. Das große Spektakel der „Wolfauslasser“ findet, wie es Jahrhunderte alter Brauch ist, in Rinchnach am 10. November, am Vorabend des Martinstags, statt.
1.370 Glocken gleichzeitig
Im Herbst jedes Jahres schnallten sich dann die Hirten beim Abtrieb hinunter ins Dorf selbst Glocken um, um bei den Bauern lautstark ihren Lohn einzufordern und auch um die Tiere zu schützen. Gefahr durch reißende Wölfe droht im Bayerischen Wald schon lange nicht mehr. Die Tradition des so genannten „Wolfsauslassens“ aber ist erhalten geblieben. Hochburg des herbstlichen „Kuh-Glockenläuten“ ist die 3.000-Seelen-Gemeinde Rinchnach im niederbayerischen Landkreis Regen. Seit 2009 hält der Ort sogar den offiziellen Weltrekord: Damals erklangen 1.370 Glocken gleichzeitig. Auch in diesem Herbst wird in Rinchnach die Vergangenheit wieder lebendig.
Hirtengeld & „Goaßl“
Die Jugendlichen der Gemeinde schnallen sie sich die bis zu 90 Zentimeter großen und bis zu 35 Kilogramm schweren Glocken um die Hüfte oder um die Schultern und ziehen von Haus zu Haus. Vor jeder Haustür wird kräftig geläutet, bis der Hausherr die Tür öffnet und sein Hirtengeld zahlt. Wie in alter Zeit schlägt der Anführer der Gruppe, der Hirte, von Zeit zu Zeit mit seiner „Goaßl“, eine Art Peitsche, die einen ohrenbetäubenden Knall verursacht. Sind alle Häuser abgegangen, begeben sich die Gruppen ins Dorfwirtshaus, um dort bei einer Maß Bier bis in die frühen Morgenstunden zu läuten. Besucher sind willkommen.
obx-news / RNRed