Um zu zeigen, wie Familienmitglieder von Demenzerkrankten durch Kreativarbeiten geholfen werden kann, führte Dr. Fabian Hutmacher die Studie „It is the beautiful things that let us live“ durch. Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Regensburg gezeigt.
Dementielle Erkrankungen stellen eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Herausforderung dar. Dr. Fabian Hutmacher hat in seiner Studie „It is the beautiful things that let us live” aufgezeigt, wie die Beschäftigung mit kreativen Aktivitäten außerhalb standardisierter Interventionen Familienmitgliedern von Menschen mit Demenz hilft. Die Ergebnisse der Studie werden nun ab Freitag, dem 9. Dezember, durch eine Ausstellung mit dem Titel „Demenz. Eine Angehörigenperspektive“ in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek Regensburg einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Vernissage findet am Freitag um 18.00 Uhr statt
1.6 Millionen Deutsche mit Demenz
Dementielle Erkrankungen stellen eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Das gilt insbesondere für alternde Gesellschaften wie die deutsche. Gegenwärtig leben hierzulande etwa 1.6 Millionen Menschen mit Demenz – eine Zahl, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten voraussichtlich noch einmal deutlich zunehmen wird. Die Folgen dementieller Erkrankungen sind dabei kein rein medizinisch-pflegerisches Problem. Und sie betreffen nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch ihre Familienmitglieder und ihren Freundes- und Bekanntenkreis.
Kreative Auswege gegen die Belastung Pflegender
Teilweise über Jahrzehnte hinweg etablierte Beziehungsgefüge werden im Angesicht der Krankheit radikalen Veränderungen unterworfen. Die Rollen verschieben sich, weil die Betroffenen zunehmend auf Unterstützung angewiesen sind. Insbesondere für pflegende Angehörige geht die dementielle Erkrankung einer nahestehenden Person häufig mit einer hohen körperlichen und psychischen Belastung einher.
Kreative Aktivitäten – wie Schreiben, Malen, Musizieren oder Theaterspielen – können eine Möglichkeit darstellen, mit schwierigen Situationen und einschneidenden Veränderungen umzugehen.
Gelegenheit, aus dem Alltag auszubrechen
Um die Wirkungen kreativer Aktivitäten beim Versuch der Bewältigung der dementiellen Erkrankung einer nahestehenden Person genauer zu verstehen, wurden im Rahmen einer Interviewstudie Gespräche mit Angehörigen geführt, die ebensolchen Aktivitäten nachgehen. Dabei wurden verschiedene Wirkdimensionen identifiziert. Es zeigte sich, dass bereits die Möglichkeit, einer kreativen Aktivität nachzugehen, von den betreffenden Personen als willkommene Gelegenheit betrachtet wird, aus dem Alltag auszubrechen.
„Kreative Aktivitäten verändern unseren Blick auf die Welt“
Gleichzeitig gehen die Wirkungen kreativer Aktivitäten jedoch häufig über ein solches ‚Ausbrechen‘ hinaus und erlauben das Einnehmen neuer emotionaler und gedanklicher Perspektiven sowie einen veränderten Umgang mit der Erkrankung. „Kreative Aktivitäten verändern unseren Blick auf die Welt“, sagt Studienleiter Dr. Fabian Hutmacher, der 2020 an der UR promovierte und mittlerweile als Post-Doc am Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien der Universität Würzburg tätig ist. „Deshalb können sie auch im Umgang mit der dementiellen Erkrankung einer nahestehenden Person eine wichtige Ressource darstellen“, so Hutmacher weiter.
„Demenz. Eine Angehörigenperspektive“
Die Ergebnisse der Studie werden nun durch die Ausstellung mit dem Titel „Demenz. Eine Angehörigenperspektive“ in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek Regensburg einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei gibt die Ausstellung den für die Studie interviewten Personen die Möglichkeit, die Produkte ihrer kreativen Aktivitäten zu präsentieren und so ihre Perspektive auf die dementielle Erkrankung einer ihnen nahestehenden Person zu teilen.
Eine Einladung, in den Dialog zu treten
„Dieser persönliche und intime Zugang war uns wichtig“, so Fabian Hutmacher, der die Ausstellung kuratiert hat. Besucher:innen der Ausstellung werden selbstgeschriebenen Texten ebenso begegnen wie einer Musikkomposition, den Eindrücken einer Theateraufführung oder einem abstrakten Gemälde. Die Ausstellung versteht sich darüber hinaus als Einladung an die Besucher:innen, in einen Dialog über ein Thema zu treten, das unsere Gesellschaft auch in Zukunft intensiv beschäftigen wird. Aus diesem Grund werden auch Führungen durch die Ausstellung angeboten.
Universität Regensburg/RNRed