Wochenlang fieberten Artisten, Veranstalter und Publikum ihrem großen Abend entgegen. Gestern war es dann endlich soweit. Bei perfektem Weihnachtswetter füllten sich erst Weihnachtswunderwald und anschließend das Zirkuszelt am Dultplatz. Was Sie beim Weihnachtscircus genau erwartet und warum sich der Ausflug für jeden lohnt.
Genau am 15. Dezember, knapp zwei Wochen vor Silvester, feierte der traditionelle Regensburger Weihnachtscircus seine Premiere. Natürlich auch traditionell mit brandneuem Programm. Von fliegenden Frauen, über unglaubliche Ungarn bis Comedy-Clowns ist dieses Jahr für jeden etwas geboten. Das Publikum war hellauf begeistert und so hoffen alle vor und hinter dem Vorhang auf zwei gutbesuchte und schöne Wochen bis zur finalen Show Ende des Monats. Nicht vergessen: Bei uns gibt es 2x2 Tickets für die Vorstellung am Abend des 30. Dezembers zu gewinnen. Eindrücke im Bewegtbild sind auf unserem Instagram-Kanal zu finden.
Winterwunderland vor der Manege
Den Anfang machte Regina Laruss – wobei das so nicht stimmt – den eigentlichen Anfang machte das Winterwunderland vor der Manege. Besser hätte es für die Veranstalter nicht laufen können, denn Mutter Natur belegte den Vorplatz inklusive Verkaufsbuden mit weißem Schnee, der die malerische Atmosphäre ins unermessliche steigerte. In den Verkaufsbuden gibt es selbstverständlich Zirkus-Klassiker wie Popcorn und Zuckerwatte, aber auch Flammkuchen und Kaiserschmarren für den größeren Hunger. Softdrinks, Bier einer lokalen Brauerei und Glühwein dürfen beim kleinen Weihnachtsmarkt natürlich auch nicht fehlen.
Ungarin hält das Publikum in Atem
Im Zelt Platz genommen verkündete eine Stimme aus dem Off die ersten Stars der Manege, bevor Nina Borovskaya und Tomas Ringel den Abend musikalisch einläuteten. Die beiden hochklassigen Sänger versüßten im weiteren Verlauf des Abends mit ihren klassischen bis poppigen Weihnachtsliedern so manche Umbaupause und kamen unterstützt von vier Tänzerinnen sichtlich gut beim Publikum an. Im Anschluss an die musikalische Nummer wurde es dunkel im Zelt. Als das Licht wieder anging war wie aus dem Nichts die ungarische Artistin Regina Laruss aufgetaucht. Die in Budapest ausgebildete Künstlerin hielt das Publikum vom ersten Moment an mit ihrer Strapatenkunst in Atem. Mehrere Meter über dem Boden schwang Regina Laruss über den Boden der Manege, teils nur mit einer Hand, teils nur an einem Fuß eingehängt in ihre Seilkonstruktion. Alles wollen wir hier wie bei jedem Artisten nicht verraten, nur so viel: Bereits hier fragt man sich wie der Circus diese Darbietung noch überbieten will.
Steve & Mr. Jones – Clowns im 21. Jahrhundert
Die beiden italienischen Clowns sind Vollprofis ihres Fachs. Herrlich schmerzfrei und selbstironisch transportieren die beiden klassische Clownerie in die heutige Zeit – egal ob mit Smartphone oder Videospielen. Die jüngeren Teile des Publikums kam bei den Einlagen der beiden defintiv auf seine Kosten, aber auch die „Omas“ und „Opas“ in der Manege waren vor Steves Schabernack nicht sicher. Die beiden Clowns bewiesen im weiteren Verlauf zusätzlich noch Talent in der Musik und der Jonglage und tauchten immer wieder in und um die Manege auf.
Konjowochu – Circuskunst aus Äthiopien
Bis wenige Tage vor Beginn der Proben war nicht klar, ob die drei jungen Frauen aus Äthiopien nach Deutschland ausreißen dürfen. Schlussendlich wurden die Visa gewährt und so kann Regensburg in den kommenden zwei Wochen in den Genuss nie dagewesener Schaustellkunst werden. Kalkidan Alemayhu, Betelhem Dawit und Yordanos Desalegn trainieren seit jungen Jahren ihre Körper und Balance. Um das Maximum aus der Anreise der drei herauszuholen zeigt das Trio gleich zwei Nummern. In ihrem ersten Auftritt bildeten sie Menschenpyramiden, die viele im Publikum nicht nur zum staunen brachten, sondern auch fragen ließen, wo eine Artistin anfängt und die andere aufhört, im zweiten sorgten zwei der Künstlerinnen mit ihren fliegenden Teppichen für Begeisterung.
Roberto Vargas – Vom Bolzplatz in die Manege
Trotz südamerikanisch anmutendem Namen ist auch Roberto Vargas in Ungarn aufgewachsen und dort als Artist in siebter Generation von klein auf mit den verschiedensten Aspekten der Zirkuskunst in Berührung geraten. Hängen geblieben ist Roberto schlussendlich bei einer der herausforderndsten Arten der Artistik: Der Balance. Egal ob mehrere Tische auf einer Rolle oder zwei entgegengesetzt laufende Rollen und mehrere Kisten: Roberto findet immer einen sicheren Stand – Ungesichert! So sah man auch durchaus Menschen im Publikum, die sich während Robertos Nummer abwenden mussten, weil sie die Spannung nicht ertrugen.
The Skating Donnerts
Zeit zum durschnaufen blieb den Zuschauern jedoch kaum, denn nach einer kurzen Umbaupause stand schon der nächste Adrenalinschub bereit. The Skating Donnerts, bestehend aus Ryan Donnert und seiner Partnerin Anna, bieten Highspeed-Rollerskating auf engsten Raum. Auf ihrem Tisch, der nur wenige Meter Platz bietet, drehen sich beiden in atemberaubender Geschwindigkeit umeinander. Anna wird dabei wird dabei von ihrem Partner durch die Luft gewirbelt und hält sich beim Finale sogar nur mit ihren Zähnen an einem Seil fest.
Game of Passion: Kein Circus ohne Reck
Eine der Königsdisziplinen der Manege wird immer das Reck bleiben. Die vier Artisten von Game of Passion zeigen in ihrem Segment olympiareife Artistik, die begeistert. Überschläge, (Auf)Schwünge und freier Flug treffen auf Balanceakte und weitere mitreißende Einlagen sorgen für echte Gänsehautgefühle.
Oleg Izossimov und die Aquamen
Beeindruckende Körperbeherrschung und knallharte Disziplin vereinte zwei der nächsten Einlagen. Während Oleg Izossimov mit seiner minimalistischen Handstandnummer, das Publikum vollends in seinen Bann zog, überzeugten die vier Aquamen genannten Akroben aus der Ukraine mit menschlichen Pyramiden und Wurffiguren. Andriy, Maksym, Valeri und Sergij zeigten mit ihrer Mischung aus Akrobatik und Ausdruckstanz, wie man ein Publikum ebenfalls begeistern kann.
Wieder hoch hinaus mit Alisa Shehter
Die 22-jährige Alisa Shehter sorgte dafür, dass das Publikum wieder an die Decke des Zeltes schauen dürfte. Alisa und ihr Ring, der sie in luftige Höhen befördert, sind ein eingespieltes Team und trotzdem drückte es Teile des Publikums merklich tiefer in ihre Sitze, als Alisa teilweise nur an einem Fuß hängend durch die Arena flog. Die Geschwindigkeit und Präzision ihrer Bewegung suchen ihres gleichen.
Großer Applaus beendet die Premiere
Ein letzter Einmarsch der Gladiatoren, eine letzte Musiknummer und donnernder Applaus: Nach Knapp zwei Stunden Programm plus Pause war der Zirkusabend vorbei. Schmerzlich vermisst hat das Publikum dabei Jean-Rodrigue Funke und seine pelzigen Partner. Jahrelang war Rodrigue teil eines der gefragtesten Trapez-Dous der Nation, heute unterhält er sein Publikum lieber mit seinen talentierten Hunden. Zum Verdruss aller muss Rodrigue momentan krankheitsbedingt passen und es ist unklar, ob die späteren Shows mit ihm stattfinden können. Regensburger Nachrichten drückt fest die Daumen, damit es dieses Jahr noch klappt.
The Show Must Go On
Der Zirkus-Zug rollt dagegen ungebremst weiter. Meist mehr als eine Vorführung am Tag lassen keine Zeit zu zögern und so kann die filterREDAKTION einen Besuch des Regensburger Weihnachtscircus nur empfehlen. Weitere Informationen, Tickets und das vollständige Programm gibt es hier. Zum bereits erwähnten Gewinnspiel dagegen hier. Frohe Weihnachten und ein Hallelu-Jahr!
RNRed