Hört man Kardamom, denkt man meist zuallererst an Weihnachtsgebäck. Doch das aus den Kardamombergen Südindiens stammende Gewürz kann viel mehr. Vom Raumduft bis zum Fundament für Curry: Was Kann-damon?
Ob als Zutat in der Gewürzmischung Curry Masala oder einem süßen Dessert – sein einzigartiges Aroma passt zu beidem. Sein Duft findet sich in Raumdüften und Parfums – Kardamom hilft selbst gegen Mundgeruch. Medizinisch wird das sich in den Samen befindliche ätherische Öl bei Erkältungsbeschwerden und gegen Verdauungsprobleme eingesetzt.
Aus Indien und Sri Lanka in die europäische Küche
In seiner ursprünglichen Heimat Südindien bezeichnet man Grünen Kardamom wegen seines besonderen Geschmacks und seiner Verwendungsvielfalt als „Königin der Gewürze“. Die Inder:innen haben sogar die „Cardamom Hills“ nach ihm benannt. Botanisch zählt man ihn zu den Ingwergewächsen, zu denen neben Grünem und Schwarzem Kardamom Kurkuma, Galgant, Paradieskörner sowie Korarima („falscher Kardamom“) gehören.
Grüner Kardamom fand in der Antike über Karawanenstraßen den Weg nach Europa, wo er anfangs hauptsächlich Parfums zugesetzt wurde. Heutzutage ist er eines der teuersten Gewürze und wird von Vietnam über Madagaskar bis Guatemala in verschiedenen Regionen angebaut. Wissenschaftlich Elettaria cardamom genannt, ist er eine von höchstens zwei Arten, die aktuell noch zur Gattung Elettaria gerechnet werden. Für alle anderen nah verwandten Pflanzen schuf man 2018 die neue Gattung Sulettaria.
Allrounder für Süßes und Herzhaftes
Für Beduinenkaffee ist Kardamom unentbehrlich: Ein paar geöffnete Samenkapseln in die Tülle gesteckt, gießt man Kaffee hindurch und erhält würzig-aromatischen Kardamom-Kaffee. In Pakistan und Nordindien ist das kostbare Gewürz als Zutat in Pilaws und Currys nicht wegzudenken. Im Unterschied zum Aroma des Schwarzen Kardamoms passt das des Grünen nicht nur zu herzhaften Gemüseeintöpfen und pikanten Fleischgerichten, sondern auch zu Süßspeisen. Hierzulande kennt man ihn vor allem in Spekulatius, Pfeffernüssen, Lebkuchen und Glühwein. In der Rezeptur bestimmter Wurstwaren ist er aber genauso vorgeschrieben.
Von appetitanregend bis verdauungsfördernd
Um sowohl in den Genuss des vollen Kardamom-Geschmacks als auch der gesundheitsfördernden Wirkungen zu kommen, empfiehlt es sich, ganze, noch grüne Samenkapseln statt Pulver zu kaufen. Eine Kapsel umschließt etwa zwanzig braunschwarze Körner. Das wertvolle ätherische Öl in den klebrigen Samen wird so erst freigesetzt, wenn man sie selbst mörsert. Auch das Aufgießen der Samen als Tee ist möglich. In der indischen Heilkunst Ayurveda, in der Kardamom den Sanskritnamen „Ela“ trägt, schätzt man seit langem seine Eigenschaften. Dazu gehören die schleimlösende Wirkung bei Atemwegsinfekten sowie wohltuende Auswirkungen auf den Magen-Darm-Bereich. Das Öl regt den Appetit an und hilft gegen Verdauungsbeschwerden, da es die Bildung von Speichel, Gallen- und Magensaft intensiviert. Außerdem wirkt es antientzündlich, krampflösend, beruhigt den Magen und kann so akute Magenkrämpfe lindern. Es reguliert den Blutzuckerspiegel und unterstützt das Herz-Kreislauf-System. Kardamom-Öl setzt sich aus über 120 verschiedenen Inhaltsstoffen zusammen – zu den wichtigsten zählen Terpineol, Limonen, Cineol, Myrcen, Palmitinsäure, Linolensäure und Ölsäure. Darüber hinaus finden sich hohe Mengen Eisen und Mangan.
Mannigfaltige Möglichkeiten
In der langen Geschichte des Kardamomgebrauchs haben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten herausgebildet – nicht nur in den Bereichen der Kulinarik und Medizin. Hat man mit Mundgeruch zu kämpfen, kann das Kauen auf einer Kapsel Abhilfe schaffen. Mit seinem süßlichen, leicht scharfen Duft mit zitrusartigen Noten erinnert der Kardamomduft entfernt an Eukalyptus. Daher verwundert es nicht, dass er seit der Antike und noch heute als Bestandteil von Parfums und Raumdüften dient. Als im 20. Jahrhundert moderne Aerosol-Raumsprays aufkamen, fand er darin ebenfalls Verwendung. Das Gewächs aus Indien hat sich in vielerlei Hinsicht bewährt. Es ist also nicht nur aufgrund seiner aufwendigen Ernte per Hand, sondern insbesondere dank seiner zahlreichen Verwendungsarten ein äußerst kostbares Gut.
RNRed