Morgen feiert Harley mit einer großen Open House Party 120-jähriges Jubiläum – mit berühmten Gästen, einer Band und feinstem Biker-Food. Anlässlich des Jubiläums haben wir mit Gerd Eder, dem Kopf von Harley-Davidson® Regensburg, über die Faszination Harley gesprochen, warum das Fahren sein Leben verändert hat und wie das zunächst rare Bike zum Kultobjekt wurde.
1903 setzten vier junge Männer die Idee, ein Motorrad zu bauen, in die Tat um. Damit wurde der Grundstein der Harley-Davidson® Motor Company gelegt. Seither haben Generationen von Fahrern die Marke Harley-Davidson® geprägt. Es gibt Millionen von Abenteuern, Erlebnissen und Storys. Und ein jeder von uns schreibt die Geschichte fort. Auf seine Weise. Mit seinem Bike. Denn Individualität und Freiheit macht Harley-Davidson® bis heute zu etwas Besonderem.
Schon im Road-Movie „Easy Rider“ stand das Gefühl von Freiheit, unendlicher Weite und der Verbundenheit mit der Natur im Vordergrund. Weg von wilden Vorurteilen, hin zu einer völlig neuen Lebenseinstellung, die einem die Fahrt auf einer Harley-Davidson® ermöglicht – dem und noch viel mehr hat sich Gerd Eder bereits seit 1979 verschrieben. Als Kopf von Harley-Davidson® in Regensburg und Bayerwald assoziiert man wohl kein anderes Gesicht mehr mit der Marke als ihn. Wie er zu Harley-Davidson® kam, wie Harley vom raren Bike zum Kultobjekt wurde und wie seine Leidenschaft sein Leben beeinflusst hat: Gerd Eder zum 120-Jährigen Harley-Jubiläum exklusiv im filter-Interview.
Hallo Gerd, schön, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Dich assoziiert man in unserer Region wohl wie keinen zweiten mit der Marke Harley-Davidson®. Wie hat deine Biker-Geschichte begonnen? Welcher Weg führte dich zu Harley?
Schon als Jugendlicher hatte mich die Faszination Motorrad in den Bann gezogen. Nach meinem Wehrdienst 1977 habe ich begonnen, in meiner Freizeit Motorräder umzubauen – nach dem Look, wie es im Film „Easy Rider“ im Jahr 1969 war. 1981 machte ich mich das erste Mal selbstständig mit der Firma „Chopper Paradies“ – hier handelte ich mit Zweiradteilen von der Firma AME, die Chopperzubehör entwickelte. In der Zeit wurde ein bekanntes Regensburger Zweiradunternehmen auf mich aufmerksam, das ein großes Zweiradhaus eröffnen und mich integrieren wollte. Wir haben also gemeinsam Harley-Davidson® geholt und das Ganze ganz groß aufgezogen. Anfang der Neunziger wagte ich nochmals den Schritt zur Selbstständigkeit mit der Firma „Wheeler Dealer“. In dieser Zeit importierte ich als freier Harley-Davidson® Händler die kultigen Bikes aus USA und hier habe ich wirklich einzigarte Erlebnisse erlebt – das war eine großartige Zeit. Seit 2004 lebe ich jetzt den Traum als Harley-Davidson® Vertragshändler mit meinem Freund Gunther Kronseder mit einem Store in Regensburg und Schwarzach.
Harley Hunting in den USA – Erstkontakt mit Harley-Davidson® Bikes
Welche Rolle spielt die USA in deiner Harley-Geschichte?
In meiner „Wheeler Dealer“ Zeit wollten wir irgendwann noch spezieller werden und da war der Weg nach USA naheliegend. Über den gesamten Mittleren Westen haben wir die Fahrzeuge gehunted. In USA war damals der Beginn der ersten Mobiltelefone – jaja, die gab's dort 91 schon (lacht) – und es gab sogenannte Trading Posts oder Traders. Das sind Auto- oder Motorradfachzeitungen, die in jedem County ausliegen. Wie so eine kleine Motorrad- oder Autobörse auf normalem grauem Zeitungspapier. Für 50 Dollar konnte man diese Disketten kaufen und war somit um vier Wochen voran, bevor die Anzeigen überhaupt publiziert worden sind. Das kombiniert mit einem Mobiltelefon, war für uns eine großartige Chance. Es entstand eine coole Handelslinie, über die wir zahlreiche Harleys verschifft haben. So ein 40 Fuß Container nimmt 18 bis circa 20 Harleys auf und wir hatten sehr viele solcher Container (lacht). Wieder zurück in „Good old Germany“ waren die Bikes natürlich begehrt, da es immer eine Harley-Knappheit gab. Vom Schiff zurück aus haben wir die Bikes also bereits inseriert und noch bevor sie ankamen, waren sie verkauft. Wir waren eigentlich der Besorgungs- und der Lieferantenhändler. Als Deutsche waren wir typisch pünktlich und sehr korrekt bei unseren Ankaufsterminen. Das war eine lustige und prägnante Zeit.
Alles verändert sich. Hat auch Harley sich mit der Zeit verändert?
Die Anzahl an Harleys ist kontinuierlich gestiegen und ab dem 90-jährigen Jubiläum von Harley-Davidson®, also vor ziemlich genau 30 Jahren, ist der große Durchbruch gekommen und Harley wurde absolut hip. In jedem Video, jedem bedeutenden Film – einer davon war Terminator II (1991) mit dem Modelltyp Fat Boy – war nun eine Harley zu sehen. Im Laufe der Zeit hat sich vieles verändert, es ist alles technokratischer geworden, wir haben andere Bremsen, ein anderes Soundmanagement, aber es ist immer noch das Motorrad in seiner ganzen Echtheit, wie man es auf der Welt sonst nicht mehr kennt. Obwohl sich vieles verändert hat, ist die Marke und das, wofür sie steht, immer gleichgeblieben. Harley steht nach wie vor für ein Gefühl von Freiheit, wie es keine Marke sonst auf der Welt schafft. Freiheit im Kopf, Freiheit als Gefühl und Freiheit im ganzen Leben. Du kommst an und bist einfach glücklich.
„Die coolste Art, Motorrad zu fahren“
Wann bist du das erste Mal auf einer Harley-Davidson® gesessen? Was ist für dich das Besondere daran? Was macht das mit einem?
Das war bei mir 1979. Ich bin mit der Harley von einem Freund Probe gefahren, das war Richtung Cham, der Motor lief einzigartig und ich wurde sofort in den Bann gezogen. Du erlebst hier ein Gefühl, dass du vorher noch nie kanntest. Das habe ich sofort gespürt. Das Motorrad teilt sich mit, durch eine gewisse Vibration, einen Sound, eine unglaubliche Souveränität und coole Fahrweise. Dann sitzt du da oben und du nimmst alles wahr wie einen Film, der dir sehr nahe geht und du sitzt mitten drin.
Viele bemerken, dass sie sich selbst verändern – ein anderes Denken bekommen, manche Dinge einfach easier und cooler sehen und offener werden. Du sitzt dich auf die Harley drauf, Handy aus und bist plötzlich in einer ganz anderen Welt. Das ist die coolste Art, Motorrad zu fahren und gleichzeitig den Kopf freizubekommen. Mit einer Harley nimmst du die Welt viel intensiver wahr – du nimmst die Natur wahr, du nimmst die ganze Außenwelt wahr, weil du anders fährst. Wenn ich beispielsweise durch den Bayerischen Wald oder das Regental fahre, dann passiert es mir nur mit der Harley, dass ich wirklich bewusst Motorrad fahre, die Luft einatme, den Fluss neben mir sehe. Hier geht es nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen – sondern eine unvergessliche Tour zu erleben. Der Weg ist das Ziel!
Der Film „Easy Rider“ bringt dieses Gefühl perfekt rüber: Wenn man die Leute auf den Bikes sieht, wie sie von USA vom Westen rüber in den Südosten fahren, und einen Peter Fonda beobachtet, der seine Uhr vom Handgelenk nimmt und in den Wüstensand wirft, fühlt man sich sofort frei.
Mittlerweile gibt es sogar die Möglichkeit, eine Harley Probe zu fahren oder für den Urlaub zu mieten. Wir haben immer einen gewissen Fuhrpark von 10 bis 15 Bikes, sodass sich jeder selbst objektiv vom Fahrgefühl überzeugen kann. Die Kundenzufriedenheit steht bei mir an erster Stelle.
Harley-Davidson®-Store in Regensburg
Was wünscht du dir persönlich für die Zukunft von Harley?Ich wünsche mir, dass die Marke Harley-Davidson® vernünftig und global denkend bleibt. Wir wollen Toleranz und dass sich jeder gut fühlt. Harley-Davidson® soll immer für das Gute stehen. Vor allem wünsche ich mir, dass Harley viel dafür tut, um effizient und abgasarm zu bleiben. Viele wissen nicht, dass Harley bereits einer der Vorreiter in Bezug auf Elektromobilität war. Die Harley Company brachte im Jahr 2019 das Projekt „LiveWire“ auf den internationalen Markt.
120 Jahre Harley – Open House am 29. April
Harley-Davidson® wird 120 Jahre alt – wie feiert ihr das?
Am 29.04. feiern wir 120 Jahre Harley-Davidson® in unserem Store in Regensburg. Wir fangen gegen Mittag an, haben die Band Sunny Bottom Boys da, eine großartige Kunst-Ausstellung, einen Karikatur Künstler und Walkacts aus München. Neben feinstem Biker-Food ist auch für Süßes und Kaffeespezialitäten gesorgt – es gibt sogar einen Eiswagen. Auch Stargäste wie Wolfgang Fierek sind von der Partie. Jeder kennt ihn aus Filmen wie „Monaco Franze“, „Der Bayer auf Rügen“ oder von seinem Hit „Resi, i hol‘ di mit mei’m Traktor ab“. Durch den Tag führt der bekannte Radio Moderator Wolfgang Subirge.
Wolfgang Fierek (li.) und Gerd Eder
Ich freue mich schon auf das Event und die nächsten vielen Jahre, die noch kommen. Harley-Davidson® ist einfach das coolste Bike auf dieser Erde und das wird es hoffentlich noch lange bleiben!
Vielen Dank für das spannende Interview, Gerd! Wir sehen uns auf dem Open House Event am 29. April!
Marina Triebswetter | filterVERLAG