JAÎSA ist Alternative-Rockband und das Solo-Projekt von Janina Draxinger. Die 24-jährige Sängerin und Violinistin war bereits Teil einiger lokaler Formationen und beschloss vor knapp zwei Jahren, sich „selbstständig zu machen“. Herausgekommen ist ein künstlerisches Ventil für melancholische und nicht immer einfache Themen, die die ehemalige Passauerin und „Neu-Regensburgerin“ begleiten. In den letzten Monaten wurde es dann lauter um JAÎSA, die nicht nur einige klickstarke Singles, sondern auch eine Reihe von Musikvideos veröffentlichte. Grund genug, mit Sängerin Janina zu telefonieren und die Hintergründe von JAÎSA zu beleuchten. Im Interview mit dem filter erklärt uns Janina ihren Weg zum Mikrofon ihrer eigenen Band, das Leben in der Metal-Szene als Frau und warum Wäscheaufhängen inspirierend sein kann.
Hi Janina! Danke, dass du dir die Zeit nimmst. JAÎSA ist nicht deine erste Band. Möchtest du kurz deinen musikalischen Werdegang skizzieren?
Zur Musik bin ich eigentlich so richtig mit 8 Jahren gekommen, als ich angefangen habe, Geige zu spielen, was ich auch bis heute noch mache. Also jetzt seltener als damals – früher habe ich aber auch noch jahrelang im Orchester gespielt und dann eben irgendwann auch in den Bands. Mit dem Singen habe ich mit ungefähr elf angefangen, aber autodidaktisch, also ohne klassischen Unterricht.Da habe ich tatsächlich auch schon angefangen, ein wenig für mich selbst zu schreiben, auch schon mit ein wenig Gitarren-„Geplinker“. Mit Bands ging es dann 2018 so richtig los, als ich „Breaking Three“ zusammen mit Schulkameraden gegründet habe. Da konnte ich später dann auch schon die Geige mit einbringen, habe aber hauptsächlich gesungen und ab und zu Gitarre gespielt. 2019 kam dann noch die Band „Black Orbit“ dazu, in der ich ausschließlich Geige gespielt habe. 2021 habe ich dann mit JAÎSA mein Solo-Projekt gestartet – mehr oder weniger als Ergebnis des Lockdowns.
Liefen die Bands also auch parallel zueinander?
Richtig. Bis 2022 waren es drei Projekte, die parallel liefen und seit ein paar Wochen gibt es für mich nur noch JAÎSA. „Breaking Three“ habe ich erst vor Kurzem verlassen. Ich bin vor nicht allzu langer Zeit umgezogen und das hat den Kontakt schwieriger gemacht. Schlussendlich sollte es nicht mehr sein.
Wie kommt man vom Geigen-Unterricht zur Metal-Musik?
Mit Rock und Metal ging es bei mir etwa mit 13 Jahren los. Damals natürlich hauptsächlich erst mal mit „Nu-Metal“ wie „Papa Roach“ oder „Linkin Park“, die ich über Freunde mitbekam. Später kam dann härtere Musik hinzu, bis zum „Post-Hardcore“. Ab da gab es eigentlich einfach ein breites Spektrum an Sub-Genres im Metal und Rock, die ich gerne höre.Einige Künstler hören ja ungern die Musik, die sie selber machen, für mich war es aber einfach die logische Konsequenz in Rock- und Metal-Bands zu spielen, weswegen ich diesen Weg jetzt auch weiterverfolge.
Auf Social-Media und deiner Website bezeichnest du JAÎSA explizit als Solo-Pojekt. Sind die anderen Musiker also nur „Live-Band“? Welche Vorteile hat das Solo-Projekt für dich?
Meine „Band“ ist tatsächlich eine reine „Live-Band“, die ich mir vor etwa einem Jahr zusammengesucht habe, um auftreten zu können. Ich hatte auch überlegt, mit Playback aufzutreten, aber das hätte sich nicht richtig angefühlt – das scheppert mir zu wenig. Ich finde, in dem Genre braucht es mindestens einen Schlagzeuger, auch wenn es theoretisch ohne geht. Am schönsten ist es aber immer, wenn eine ganze Band dabei ist. Die Musiker sind überwiegend Freunde von mir, aber auch Leute, die ich explizit gesucht habe. Meistens besteht die Band bei Auftritten dann aus vier Musikern, mittlerweile könnte ich aber auch mit weniger auskommen, falls mal jemand ausfällt.Man muss aber dazusagen, dass mein „Lead-Gitarrist“ auch gleichzeitig mein Produzent ist. Wir haben zusammen an einem Großteil meiner Songs gearbeitet, weswegen er zum Teil auch mitschreibt. Der Rest ist jedoch gar nicht ins Schreiben involviert.
Bild: Nicole Sladek
Welche Bands „großen“ Bands beeinflussen dich am meisten? Bei Sängerinnen liegen Vergleiche zu „Evanescence“ und „Nightwish“ nahe. Gibt es auch kleinere, lokale Bands, die Vorbilder für dich sind?
Also was die Musik betrifft eigentlich eher nicht. Also zumindest wüsste ich jetzt nicht, was mich bewusst in die Richtung gebracht hätte. Unbewusst nimmt man natürlich viele Einflüsse auf. „Evanescence“ war natürlich ein großes Vorbild und sicherlich auch Inspiration für mich. „Nightwish“ tatsächlich weniger, weil ich bisher wenig in die Richtung „Symphonic Metal“ gegangen bin mit meiner Musik. Ich will mich aber definitiv in Zukunft mehr in dieser Stilrichtung probieren. Ich genieße es aber sehr, mich Genre-technisch nicht festlegen zu müssen.
Wie empfindest du die Metal-Szene als weiblicher Fan und wie als Musikerin?
Während meiner Schulzeit wurde man schon immer etwas anders angeschaut, weil man Metal gehört hat. Ich bin selbst schon sehr lange in der Szene unterwegs und treffe eigentlich auch auf jedem Konzert immer einige Frauen an. Ich habe mich also eigentlich nie ausgegrenzt oder ausgeschlossen gefühlt. Es fällt natürlich trotzdem auf, dass auf Konzerten wesentlich weniger Frauen anwesend sind, aber ich fühle mich eigentlich trotzdem sehr wohl in der Szene. Trotzdem herrscht auf den Bühnen von Konzerten und Festivals immer noch ein großes Ungleichgewicht, was wohl auch dazu führt, dass „female-fronted“ Bands in einen Topf geschmissen werden. Ich selbst bin mit meinem Soloprojekt noch nicht lange genug live unterwegs, daher kann ich gerade auch noch nicht sagen, ob ich benachteiligt sein werde, weil ich eine Frau bin. Daher kann ich gerade auch noch nicht sagen, ob ich irgendwann benachteiligt sein werde, weil ich eine Frau bin. Bisher kam es immer sehr gut an, wenn ich irgendwo gespielt habe.
In deiner Biographie auf Streaming-Plattformen heißt es: „Melancholie ist kein Fremdwort für JAÎSA, sondern ihre Heimat“: Woher kommt die für deine Texte?
Bis auf meinen Song „Sleeping Beauty“ greift meine Musik eigentlich immer auf persönliche Erlebnisse von mir zurück. Bei dem konkreten Beispiel habe ich mich daran versucht, eine fiktive Story für einen Song zu schreiben. Ansonsten basieren alle Lieder auf meinen Gedanken oder Erlebnissen. Meist schreibe ich diese auf und verarbeite sie später zu Songs. So kann ich aus Momenten. in denen es mir schlecht ging, schlussendlich etwas Positives ziehen. Songwriting ist für mich also fast eine Art Tagebuch. Wenn es mir später einmal wieder nicht gut ging, konnte ich mich damit aufmuntern, dass aus diesem negativen Erlebnis ein guter Song entstanden ist
Wie gehst du musikalisch beim Songwriting vor?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal ist der Text zuerst da und bei anderen Songs kommt zuerst die Melodie. Manchmal liegt man einfach nur im Bett und hat auf einmal einen kurzen Melodieteil im Kopf und denkt sich nur „Verdammt! Muss das jetzt sein?“ (lacht). Bei meinem Song „When Autumn Leaves“ kam mir die Melodie der Strophe inklusive Text beim Wäsche aufhängen. Oft ist es aber auch so, dass ich mich mit meinem Produzenten zusammensetze und einfach Demos, die ich vorher aufgenommen habe, als Grundlage nehme und auf erste Akkord-Abfolgen etwas ausprobiere, bevor wir fertig arrangieren und ausbauen.
Obwohl es JAÎSA erst seit knapp zwei Jahren gibt, hast du bereits einige Singles und sogar schon mehrere Musikvideos veröffentlicht. Was war dein persönliches Highlight bisher?
Ich verbinde mit allen Songs und Video-Drehs so viel, dass es mir echt schwerfällt, einen Favoriten zu wählen. Ich finde es unter dem Strich einfach cool, weil jedes Musikvideo eigentlich ein kleines Abenteuer für mich war beziehungsweise kleine Extremsituationen, in denen man immer etwas über sich hinauswachsen musste. Beim Song „When Autumn Leaves“ ging der Videodreh über drei Tage von früh bis spät, bei einem anderen wären wir fast verhaftet worden (lacht). Am stolzesten bin ich immer noch auf „When Autumn Leaves“, weil es mein erstes Musikvideo war. Da sind zum ersten Mal wirklich Leute auf mich aufmerksam geworden. Ansonsten war und ist jeder Song bisher etwas Besonderes für mich, weil jedes Lied einen Abschnitt meines Lebens widerspiegelt, von denen ich heute einfach froh bin, dass ich diesen hinter mir habe.
Vor Kurzem hast du ein Musikvideo zu deinem aktuellsten Werk „Rage“ veröffentlicht: Was steht 2023 für JAÎSA noch an?
Tatsächlich fahre ich gleich nach dem Interview wieder ins Studio und arbeite an meinem nächsten Song. Ich wurde schon öfter gefragt, ob ich ein Album veröffentlichen werde, ich bleibe aber erstmal dabei, Singles zu veröffentlichen. Vielleicht entsteht aus einer Zusammenfassung dieser Singles mal ein Album, das dann auch als richtige CD zu haben sein wird, aber bisher habe ich noch kein Konzept für ein eigenständiges Album. Singles sind ein tolles Werkzeug und lassen sich einfacher promoten. Wenn man als kleiner Künstler ein Album veröffentlicht, gehen bis auf die Single-Auskopplungen meist viele Songs unter. Natürlich wird es auch Konzerte geben. Es gibt auch schon einige Festival-Anfragen und ich bin selbst gespannt, was sich noch ergibt. Am ersten Juli spiele ich in Regensburg in der Alten Mälzerei. Da bin ich besonders gespannt drauf, weil ich hier noch gar nicht aufgetreten bin. Ansonsten freue ich mich einfach auf alles, was noch kommt.
Was sind mittel- und langfristige Ziele für dich? Willst du weiterhin auf die „Do-It-Yourself“-Schiene setzen oder in näherer Zukunft an ein Label herantreten?
Geplant ist definitiv erstmal „DIY“. Außer es würde eine Anfrage reinkommen, die mich wirklich sehr reizt. Mein Ziel oder Traum wäre es, auf den großen Festivalbühnen spielen zu dürfen – egal ob „Rock im Park“ oder „Nova Rock“. Natürlich wäre es ansonsten toll, mal bei einer großen Band im Vorprogramm spielen zu dürfen, aber da gibt es natürlichen keinen Druck.
Wer auf in Sachen JAÎSA auf dem neusten Stand bleiben will, findet die Band auf Instagram unter @jaisa.music. Musikvideos und Singles gibt es bis dahin auch weiterhin auf allen gängigen Streaming-Diensten und das Beste: Für Nachschub wird bereits gesorgt. Wie im Interview angekündigt tritt JAÎSA am ersten Juli bei „Rock in der Mälze“ zum ersten Mal in Regensburg auf. Weitere Informationen zum Konzert gibt es hier.
Dieses Interview wurde gefördert vom Mediensupport des Verbands für Popkultur in Bayern e.V.
Lucas Treffer / RNRed