Mitte dieser Woche durften die Besucher der diesjährigen Thurn und Taxis Schlossfestspiele eines der absoluten Highlights des Lineups erleben. Alphaville, einer der ikonischsten deutschen Bands der letzten Jahrzehnte brachte 40 Jahre Bandgeschichte mit nach Regensburg. Neu arrangiert und beeindruckend unterstützt von einem klassischen Orchester.
Zwischenzeitlich war es etwas frisch geworden und der Himmel etwas dunkel über Regensburg, doch die Stimmung im Inneren des Schlossparks ließ sich davon keineswegs trüben. Besonders nicht, als kurz nach halb Neun die ersten Musiker die Bühne des Innenhofs betraten. Die ursprünglich dreiköpfige Band Alphaville um Sänger Marian Gold hat sich für ihre aktuelle „40th Anniversary Symphonic Tour“ einiges an Verstärkung geholt und die größten Songs der Band seit Bestehen auf ein großes Orchester ausgeweitet. Eine Idee, die sicher schon mehrere Künstler hatten, die aber nicht für jeden „Sound“ gleich gut funktioniert.
Freigelegt, entfesselt, befreit
Jegliche anfängliche Skepsis war jedoch bereits beim Opener „Dream Machine“ wie weggeblasen. Und das im wörtlichen Sinne, im abendlich aufziehend Wind. Frontsänger Marian Gold hatte vor der Tour versprochen: „Alle 23 Stücke sind durch die Bearbeitung im Kern klarer geworden, sie sind freigelegt, entfesselt, befreit. Ihre wahre Natur kam zum Vorschein.“ Und tatsächlich passt der zum Teil epische Orchester Hintergrund nicht nur hervorragend zu Alphavilles Diskografie, sondern auch zur markanten Stimme des mittlerweile 69-jährigen Sängers, der nichts von seiner jugendlichen Energie eingebüßt hat und zwischen den Songs Anekdoten und Hintergründe aus 40 Jahren Alphaville erzählte.
Big in Regensburg
Wer sich nicht im Voraus gespoilert und die Setlist des Abends bereits im Internet recherchiert hatte, dürfte ein wenig überrascht gewesen sein, als Alphaville bereits an dritter Stelle ihren vielleicht größten Hit überhaupt zum Besten gaben: Big in Japan. Der treibende Song aus dem Jahr 1984 erreichte durch den Einsatz der Streicher und Bläser ein neues Level und riss die ersten Fans im Publikum von ihren Sitzen. Aber auch die ruhigeren Songs wussten zu überzeugen. Dabei war nicht nur dem Cover von Shirley Basseys James-Bond-Song „Diamonds Are Forever“ geschuldet, dass einige Momente des Abends beinahe an den epischen Soundtrack eines Films erinnerten. Spannend wäre sicherlich auch zu erfahren, wie es den fünf ursprünglichen Bandmitgliedern dabei ging, mit einem Orchester zu musizieren. Schlagzeuger Jakob Kiersch, Gitarrist David Goodes und Bassistin Alexandra Merl lieferten eine souveräne und unaufgeregte Performance, die der Musik genügend Platz einräume, um sich entfalten zu können. Keyboarder Carsten Brocker nahm dabei nicht nur musikalisch eine zentrale Rolle ein, sondern wusste auch durch seine Tanzperformance zu überzeugen.
Frontsänger Marian Gold (Bild: Helen Sobiralski)
Alles bereit fürs Grande Finale
Neben „Big in Japan“ spielte die Band natürlich viele weitere Welt-Hits aus 40 Jahren Bandgeschichte bis zum großen Finale, das mit der passenden Ode an die Jugend eingeleitet wurde: Zum Klang von „Forever Young“ wurde sicherlich auch das eine oder andere Tränchen vergossen. Insgesamt ein beeindruckender und schöner Abend, der sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird. Die Schlossfestspiele sind jedoch noch lange nicht zu Ende: Mit Eros Ramazzotti und der Earth Wind & Fire-Experience stehen noch zwei ganz besondere Abende an. Die festliche Operngala mit Jonas Kaufmann muss leider aufgrund von Krankheit entfallen.
RNRed