Wer in der Regensburger Indie-Pop-Szene unterwegs ist, hat sie vielleicht schon bei dem einen oder anderen Auftritt erlebt: die MOON MATES. Wir haben uns das Power-Dou aus der Domstadt geschnappt und ordentlich ausgequetscht. Das Ergebnis lest ihr hier auf Regensburger Nachrichten.
Kurz vor dem Corona-Lockdown Anfang 2020 gegründet, haben sie gerade ihr Debütalbum fertiggestellt. Ihr dynamischer Musikstil vereinigt eingängige Melodien „mit verträumten Synthie-Sounds und dem Spirit des Rock ’n’ Roll“.
Gloria und Beni haben sich die Zeit genommen, mit dem filter über ihre musikalische Leidenschaft zu sprechen. Sie erläutern, warum das Einfangen und das Erleben von Gefühlen beim Songschreiben und bei der Live-Performance so essenziell sind. Außerdem erklären uns die beiden, weshalb Musikspielen „magisch“ ist und wie wichtig ihnen die visuelle Komponente ihrer Musikvideos als Ergänzung zu den Liedern ist.
Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt! Würdet Ihr Euch erst mal vorstellen – wer sind die MOON MATES, seit wann macht Ihr zusammen Musik und welche Instrumente spielt Ihr?
Hi! Wir sind Gloria und Beni und machen zusammen englischsprachigen Indie-Pop. Ich bin Sängerin und Songwriterin, Beni ist Sänger, Songwriter, Gitarrist und co-produziert unsere Musik. Auf der Bühne stehen wir aktuell zu viert. Wir haben 2019 begonnen, zusammen Lieder zu schreiben, und dann Anfang 2020, kurz vor dem Lockdown, MOON MATES gegründet. Damals haben wir uns deswegen erst mal auf das Digitale – Livestreams und Live-Sessions auf YouTube – konzentriert. Umso schöner ist es jetzt, vor Leuten zu spielen und die Nähe zum Publikum zu spüren.
Zwei Songs, die Ihr dieses Jahr veröffentlicht habt, „Snowstorm in February“ und „Not Today“, unterscheiden sich sehr voneinander, was etwa Tempo und Stimmung angeht. Wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben? Wer sind Eure Vorbilder und woher kommen Eure Einflüsse?
In unserer Musik vereinen wir eingängige Pop-Melodien mit verträumten Synthie-Sounds und dem Spirit des Rock ’n’ Roll. „Snowstorm in February“ und „Not Today“ sind zwei grundverschiedene Stücke und decken unsere Bandbreite ziemlich gut ab. Das eine klingt wie ein kalter Wintertag, an dem man sich in eine Decke einwickeln möchte, das andere ist selbstbewusst und rebellisch – ein „Faust-in-die-Luft“-Song. Wir haben definitiv ein Faible für dynamische Lieder, die einen großen Schluss haben. Zu unseren musikalischen Einflüssen zählen unter anderen Fleetwood Mac, Prince, Mark Ronson, HAIM und Phoebe Bridgers. Auf unterschiedliche Art und Weise schaffen sie es alle, Gefühle einzufangen und ausdrucksstark zu transportieren. Es ist uns unheimlich wichtig, die Freiheit zu haben, das gesamte Spektrum unserer Stimmungen in unserer Musik ausleben zu können. Am Ende zählt für uns immer: Wenn wir den Song fühlen, ist er richtig so.
Ihr habt mit „All Along the Watchtower“ schon Bob Dylan, mit „Dreams“ Fleetwood Mac gecovert. Hättet Ihr Ideen für weitere Covers?
Momentan sind wir dabei, Lieder aus unserem ersten Album zu veröffentlichen, und denken ehrlicherweise nicht viel über Covers nach. Künstler:innen, die uns aktuell begeistern, sind zum Beispiel Olivia Dean, Theo Katzman und Dijon. Sie laufen bei uns rauf und runter und werden quasi täglich von uns „gecovert“.
Was treibt Euch an, Musik zu machen?
Musik zu machen ist magisch. Erst ist da ein Funke der Inspiration und im nächsten Moment hat man etwas für die Ewigkeit. Zusammen zu singen und zu spielen, wirkt befreiend. Der Wunsch, seine Gefühle und Erfahrungen in Songs einfangen zu können, seine Geschichten zu erzählen und damit andere Menschen zu berühren, treibt uns unheimlich an. Man fühlt sich mehr verbunden – mit sich selbst und seinen Mitmenschen.Was wollt Ihr bei den Hörer:innen mit Euren Liedern erreichen, welche Emotionen ansprechen?Das variiert von Song zu Song. Grundsätzlich wollen wir jeweils die Emotionen transportieren. Es ist spannend, mit der Stimmung und dem textlichen Inhalt zu spielen – die beiden müssen nicht unbedingt übereinstimmen. Manchmal ist es gerade diese Diskrepanz, die einen anspricht. Ein gutes Beispiel dafür ist „Easy Fix“, das sehr locker und leicht klingt, aber in einem Moment des Frusts entstanden ist. Schon beim Songwriting wechseln die Gefühle ihre Form und werden in andere Bahnen gelenkt. Wenn man einen Titel dann veröffentlicht und live performt, bekommt er wieder eine ganz neue Bedeutung, und man merkt, wie er von anderen aufgefasst wird und welche Emotionen er auslöst. Je stärker, desto besser.
Könnt Ihr mal schildern, was Euch zu Euren Texten inspiriert und wie der Songwriting-Prozess abläuft? Wie entsteht Euer ganz eigener Sound?
Beim Songwriting verarbeiten wir Themen, die uns gerade bewegen. Es tut gut, sich alles von der Seele schreiben zu können. Dabei sortieren wir unsere Gedanken, gewinnen Abstand und gleichzeitig Klarheit. Inspiration für unsere Texte sind nahezu immer unsere eigenen Erfahrungen. Der Prozess kann durch die verschiedensten Dinge angestoßen werden – ein extremes Gefühl (positiv oder negativ), eine Liedzeile, ein Gitarrenriff. Oft spielt Beni etwas auf der Gitarre oder am Klavier und ich schreibe dazu einen Text. Am Anfang ist das ein sehr intuitiver Prozess; beim Produzieren ist dann bereits mehr Intention im Spiel. Wir experimentieren viel und haben bei manchen Stücken auch schon drei verschiedene Stilrichtungen ausprobiert, bis es bei einer geklickt hat. Wenn man wirklich vom Konzept überzeugt ist, packt einen auch ein gewisser Ehrgeiz. Spannende Rhythmen, atmosphärische Synthies und E-Gitarren sind eigentlich immer dabei. Wir lassen uns dorthin treiben, wohin die Idee uns trägt – der Sound ergibt sich dann von selbst.
Eure Musikvideos sind sehr kreativ umgesetzt, beispielsweise durch die Nutzung außergewöhnlicher Kulissen. Produziert Ihr das alles selbst?
Die visuelle Komponente war uns schon immer sehr wichtig. Wir sehen die Videos als Ergänzung zu unserer Musik und als Chance, sie um eine Ebene zu erweitern. Sie bekommt damit mehr Kontext und man verbindet sie automatisch mit gewissen Farben und Bildern. Die Musikvideos zu „Easy Fix“ – im Stil einer Werbekampagne – und „Don’t Wait“ – einem Jump ’n’ Run nachempfunden – haben wir selbst konzipiert und Beni hat sie produziert und animiert. „Who You Run To“, eine Hommage an die Musikvideos der 80er, wurde von Bernhard Schinn produziert, „Not Today“ von Kolja Pribbernow.
In „Not Today“, unserer letzten Single, geht es um den einen Moment, in dem man einen Schlussstrich zieht, darum, für sich selbst einzustehen und sich zu befreien von Dingen/Menschen, die einem nicht guttun. Das Video stellt den Prozess der Resilienz visuell dar. In der Hauptrolle ist ein cholerischer Coach, der sein Fußballteam so lange mit Übungen quält, bis es sich wehrt und ihn auf dem Spielfeld zurücklässt. Alleine mit seinen Gedanken stellt er sich schließlich in der Spielerkabine seinen Dämonen. Er erlebt einen Moment der Befreiung und tanzt nachts auf dem Fußballfeld – alleine, ohne Urteil, im Scheinwerferlicht. Für einen Augenblick ist er unschuldig. Dieser Dreh war für uns sehr besonders.
Kann man Eure Musik auch außerhalb von Streaming-Diensten, auf CD oder Vinyl, hören?
Ja, es war uns sehr wichtig, unsere erste EP „Random Dad Barbecue Music“, die im Oktober 2021 erschienen ist, auch auf Vinyl zu veröffentlichen. Die eigenen Songs zum ersten Mal in den Händen zu halten und unsere Platte in den Wohnzimmern von Freunden und Hörer:innen zu sehen, war und bleibt ein ganz besonderes Gefühl.
Was verbindet Euch persönlich mit Regensburg?
Regensburg ist die Stadt, in der Beni aufgewachsen ist, und unser beider aktuelle Wahlheimat. Hier haben wir uns kennengelernt und unser erstes Konzert gespielt. Wir fühlen uns der Kulturszene, den (Musik-)Bars und natürlich unseren Freunden hier sehr verbunden.
Womit seid Ihr momentan beschäftigt und welches musikalische Projekt habt Ihr als Nächstes geplant? Gibt es Ideen für neue Songs?
Wir haben gerade unser Debütalbum mit 13 Tracks fertiggestellt und werden – bis das Album kommt – einzelne daraus veröffentlichen. Gerade beschäftigen wir uns viel mit Videokonzepten und überlegen uns, welche Singles wir als Nächstes rausbringen möchten.Anfang September spielen die MOON MATES auf dem Waves Vienna Festival. Wo können Euch Eure Fans demnächst noch live erleben?Am 05. August spielen wir bei „Kloster Seeon rockt!“ im Chiemgau, am 17. August beim „Theatron Musiksommer“ im Olympiapark München (inklusive anschließendem Feuerwerk), am 09. September beim Waves Vienna in Wien und am 16. September bei der Kulturnacht im ROXY Ulm.
Vielen lieben Dank für dieses nette Interview! Wir freuen uns auf die kommenden Auftritte und das fertige Debütalbum. Wer nicht warten möchte, findet unter anderem die neueste Single „Not Today“ online zum Anhören. Alle weiteren Informationen und Links findet man unter moonmatesmusic.com oder man folgt den @moonmates auf Instagram.
Dieses Interview wurde gefördert vom Mediensupport des Verband für Popkultur in Bayern e.V.
Dominik Holz / RNRed