Viele Designer greifen von Zeit zu Zeit Retro-Looks wieder auf und verleihen ihnen in ihren jeweiligen Kollektionen durch besondere Akzente einen modernen Touch. Einige der Trends aus den 60er und 70er-Jahren geben unserem Outfit bis heute einen spannenden Twist. Welche da sind und wie wir sie gekonnt in Szene setzen.
Bereits fünf Dekaden sind seither vergangen, doch sie sind wohl das Jahrzehnt, das am öftesten immer wieder von Neuem in Mode kommt: die 1970er Jahre. Es war ein Potpourri aus unterschiedlichsten Stilen, das die Kleidung damals prägte und die Vielfalt und Individualität ihrer Träger widerspiegelte. Bis heute greifen viele Designer auf ausgewählte Styles der 60er und 70er zurück.
Bunte Muster & Farben
Die 70er Jahre waren eine Zeit bunter Stoffe und einzigartiger, unverwechselbarer Muster. So erlebte etwa das Paisley-Muster während der seit den 60ern anhaltenden, weltweiten Hippiebewegung überwiegend unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Renaissance. Im selben kulturellen Umfeld schlüpfte man bevorzugt in Batik-Shirts und -Kleider, die mithilfe einer speziellen, ursprünglich aus Indonesien stammenden Textilfärbetechnik hergestellt wurden. Dabei nutzte man insbesondere Blau-, Gelb- sowie Rottöne, aber braune und grüne Farben waren ebenfalls nicht selten zu bewundern. Häufig färbte man mit diesem Verfahren Baumwolle oder Leinen. Möchte man das Verfahren heute anwenden, kann man sich allerdings durchaus auch an anderen Materialien versuchen. Übrigens gehört die indonesische Batik-Kunst seit dem Jahr 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Äußerst beliebt waren in den 70er Jahren zudem bunte Blumen auf Blusen, Hosen, Röcken und Kleidern. Wer sich gerne in auffallende, farbige Stoffe hüllt, findet aktuell genauso Retro-Fashion, die die damals geläufigen Muster wieder aufnimmt.
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Kurz, kürzer, Hotpants
Viele Konventionen, die einem für lange Zeit vorgeschrieben hatten, was man anzuziehen habe, wurden in den 60er Jahren allmählich aufgebrochen. Ein bekanntes Beispiel dafür war der Minirock. War er in den 30er Jahren noch vornehmlich von Tänzerinnen auf Bühnen und in verschiedenen Filmen getragen worden, so entdeckte man ihn 1962 wieder, als er in der britischen „Vogue“ abgebildet wurde. Von einem nicht kleinen Teil der Bevölkerung wurde er als Provokation wahrgenommen, dennoch konnte er sich nach und nach in allen gesellschaftlichen Schichten durchsetzen. Für die Trägerinnen selbst war der besonders kurze Rock Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins und Freiheitsdrangs. 1968/69 erreichte er die höchsten Verkaufszahlen und den Gipfel seiner Popularität. Das heißt nicht, dass ihn Frauen im folgenden Jahrzehnt nicht getragen hätten.
Nicht weniger beliebt waren die im Sommer 1971 eingeführten Hotpants. Die kurzen, sehr eng geschnittenen Shorts fertigte man aus allen möglichen Textilien, meistens jedoch aus Denim oder Cordstoff. Noch heute holen viele Frauen in der heißen Jahreszeit gerne die „Minihosen“ aus ihren Kleiderschränken.
Unisex-Trend Schlaghose
Deutlich mehr Stoff boten und bieten Midi- und natürlich Maxikleid. Auch sie waren schon vor fünfzig Jahren begehrt. Im Laufe der 60er und 70er Jahre wurden Kleider und Röcke dann aber durch Frauenhosen ergänzt und mitunter verdrängt. Besonders Mini- und Maxiröcke verschwanden zunehmend aus dem Alltag. Frauen wussten die Vorzüge zu schätzen und zogen erstmals lange Hosen an. Immer populärer wurde bei Frauen wie Männern der Jeansstoff. In den Jahren zuvor noch als Arbeiterhose verpönt, erkannten viele Menschen nun, welche Vorteile Denim bietet. Vor allem seine hohe Strapazierfähigkeit sowie seine lange Haltbarkeit waren wichtige Gründe, weshalb sich nun alle Geschlechter in langen Jeanshosen zeigten.
Wenn sie an die modischen Trends der 70er Jahre denken, fällt vielen sicherlich die Schlaghose ein. Heute ist sie wieder gefragt – und zwar egal ob als Bootcut- oder Flared Jeans. An den Hosen mit den trichterförmigen Beinen wird der damalige Trend zur Unisex-Mode deutlich, denn das Modesymbol der Hippies konnte von allen getragen werden.
Von Jumpsuit bis Crop Top
Das Jahrzehnt war geprägt von gegensätzlichen gesellschaftlichen und politischen Strömungen. Die Rockmusik erfand sich in vielfältigen Spielarten immer wieder neu: von Psychedelic und Progressive Rock bis hin zu Glamrock und den Anfängen des Punk – um nur ein paar zu nennen. Nicht weniger gerne hörte man Discomusik. Vor allem die Popkultur übte so einen enormen Einfluss auf die Art, sich zu kleiden, aus.
Will man heute weggehen und die damalige Zeit wiederaufleben lassen, kann man sich am Glamrock- oder Disco-Stil orientieren und im Jumpsuit zur Party gehen. Egal, welche Farbe man wählt, im praktischen Einteiler macht man alles richtig. Wer Akzente setzen und auffallen möchte, wählt einen glitzernden oder mit Pailletten besetzten Overall.
Ein heutzutage bekanntes Oberteil hatte in den 70ern seine erste Hochzeit, wurde dann in den 90ern wieder aufgegriffen und ist auch aktuell nicht aus der Mode wegzudenken: Das Crop Top. Das kurze Kleidungsstück kombinierte man zu seinen Anfängen oft mit weiten Röcken. Doch Kombinationsmöglichkeiten gibt es viele, etwa zusammen mit einem Blazer oder einer Jacke. Wer will, kann es in ein sportliches Outfit integrieren und folgt dabei einem weiteren Trend, denn ab den 70ern trug man legere, sportliche Kleidung vermehrt auch außerhalb des Sports. Diese Tendenz kann auch in der heutigen Zeit wieder beobachtet werden, in der es trendy ist, sich im Alltag in Sportoutfits zu werfen.
Plateauschuhe & Lederne Cowboy-Stiefel
Eines der bekanntesten Beispiele für die Unisex-Mode der 70er Jahre war der Plateauschuh. Nicht nur auf Rockbühnen sah man dieses ikonische Statement und Zeichen gesellschaftlicher Emanzipation – wer hat nicht etwa David Bowies Alter Ego Ziggy Stardust vor Augen? Mit seiner dicken Sohle eroberte der Schuh die Herzen vieler Menschen.
Auffallendes Schuhwerk ist mitunter kennzeichnend für die damaligen Vorlieben. Nicht weniger dezent waren die Cowboy-Stiefel, die gerne aus Wild- oder Kunstleder gefertigt waren.
Beliebte Stoffe
Aus Leder bestanden auch die ebenfalls in Mode gekommenen Trench Coats. Doch nicht nur dieses Material war damals populär – Cord erlebte in den Seventies einen wahren Hype und war weitverbreitet. Seit ein paar Saisons ist dieser Stoff aktuell wieder im Kommen. Nachdem er viele Jahre lang Pause hatte und ein Nischendasein geführt hat, trägt man ihn heute wieder gerne – ob als Hose, Anzug oder Rock.
Nicht umsonst lebt der Trend hin zur 70er-Jahre-Mode alle paar Jahre auf. Die Kleidungsgewohnheiten waren derart vielseitig, dass für jede:n etwas dabei sein sollte – sei es nun eine Schlaghose, ein Maxikleid mit Paisley-Muster oder eine Hotpants. Selbst passend gewählte Accessoires, wie eine typische, kreisrunde Sonnenbrille oder ein dünnes Stirnband, eröffnen einem die Möglichkeit, sein Outfit gekonnt in Szene zu setzen.
Dominik Holz | filterMAGAZIN