Mit „Grod Schey Is“ tourt der oberpfälzer Rapper Bbou gerade durch Deutschland. Im Oktober macht er auch in Regensburg Halt. Wir haben mit ihm einen Blick hinter die Kulissen des Alltags und Dorflebens eines Hippie-Rappers geworfen. Es ging aber auch um seine Verbindung zu Regensburg und aktuelle Themen wie Klimaschutz und Fachkräftemangel.
Der selbst ernannte Hippie-Rapper Bbou ist derzeit mit seinem neuen Album „Grod Schey Is“ auf Tour. Am 21. Oktober können wir ihn auch im Airport in Obertraubling live erleben. Im filter-Interview hat der entspannte Reggae-Freigeist uns von seinem Leben am Dorf erzählt. Er hat uns verraten, wie feiern gehen bei ihm heute aussieht, hat mit uns aber auch über seine Auftritte und aktuelle Themen wie den Umweltschutz oder Fachkräftemangel gesprochen: Diese Tipps würde er Arbeitgeber:innen geben.
Am 21. Oktober dürfen wir dich im Rahmen deiner Tour „Grod Schey Is“ Tour im Airport Obertraubling live erleben. Früher warst du ja noch öfter in Regensburg unterwegs. Was verbindest du mit der Oberpfälzer Hauptstadt?
Auf jeden Fall die Alte Mälzerei, weil dort musikmäßig für mich alles angefangen hat. Als ich 18 geworden bin und meinen Führerschein hatte, bin ich sau oft in die Mälze zu Hip Hop Veranstaltungen gefahren. Da hab‘ ich viele Leute kennen gelernt, die aus dem gleichen Grund da waren. Viele Regensburger und Leute aus dem Umkreis wie zum Beispiel „Liquid“, „Demograffics“, „Doppel D“, Ratisbona Calling“ oder „Dicht & Ergreifend“. Ich könnte noch mehr aufzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Das verbinde ich mit Regensburg. Und aus diesem Grund, hab‘ ich auf jeden Fall auch immer genügend Anlaufstellen, wenn ich in die Stadt komme – hier könnte ich denke ich gut eine Woche unterkommen und jeden Tag woanders übernachten (lacht).
Deine Musik hat sich im Laufe der letzten Jahre stark verändert. Du bist vom rebellischen Rapper zum selbst ernannten „Hippierapper und Haschprediger aas da Oberpfalz“ geworden. Möchtest du mit deiner aktuellen Musik eine bestimmte Zielgruppe ansprechen oder machst du bewusst Musik für alle Altersgruppen?
Ich mache einfach mein Ding, schau also, was ich persönlich cool finde. Im neuen Album hatte ich aber tatsächlich im Hinterkopf, dass ich dort einige Lieder drauf haben wollte, mit denen Jung und Alt etwas anfangen können. Das war beim letzten Album auch schon ähnlich. Bei den Alben davor allerdings überhaupt nicht. Das war sehr dreckiger Hip Hop-Sound, deshalb habe ich im aktuellen Album versucht, die Zielgruppe zu erweitern. Da sind Lieder für jedes Alter dabei. Ich wollte mal ein bisschen was anderes ausprobieren und lass‘ mich überraschen, wo mich meine musikalische Reise noch hinführt.
Das bedeutet also, dass du deine Texte alle selbst schreibst? Wer baut die Beats und wer kümmert sich um die Musikvideos?
Genau. Auch die Beats mache ich alle weitestgehend selbst, ab und zu nehm‘ ich welche von befreundeten Produzenten wie zum Beispiel Dj Sticky, Maniac oder Clap Cotton. Ich hab auch ein kleines Studio bei mir daheim im Keller, da produzier‘ ich meine Musik. Videos drehe ich selbst nicht, das machen dann Bekannte von mir. Bei den letzten drei Videos war es immer der Gleiche und bei den kommenden wird es jemand anderes machen. Aber das sind alles gute Bekannte, das ist alles immer sehr familiär und das ist mir auch wichtig. Es kommt immer einfach drauf an, wie und wann wer Zeit und Lust hat.
Was gibt dir die Musik?
Musik ist für mich ein toller Zeitvertreib. In der Zeit, in der ich zum Beispiel Gitarre spiele, vergesse ich alles um mich herum und komm‘ dann auch auf keine blöden Gedanken. Musik beruhigt mich. Den Spruch „Musik ist die Sprache des Universums“ hab ich mal wo aufgeschnappt. Des ist ein guter Spruch.
Bist du vor deinen Live-Auftritten nervös?
Vor Auftritten bin ich eigentlich selten nervös. Ich werde wenn dann nervös, wenn ich vor einem Auftritt lange warten muss. Wenn ich vor Ort bin, kurz Backstage hocke und dann sofort auf die Bühne kann, dann ist es easy. Aber wenn ich zum Beispiel schon Stunden vorher auf dem Festival bin, die Leute schon sehe und weiß, dass ich in sechs Stunden spiele, dann hab‘ ich viel Zeit, mir Gedanken zu machen. Da denk‘ ich mir dann manchmal „Oh shit, so vüll Leit“, aber das legt sich dann meistens relativ schnell, wenn ich auf der Bühne bin. Aber das ist auch ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass es für mich noch etwas Besonderes ist und ich noch am Leben bin. (lacht)
Bbou: Reggae-Freigeist, Naturverbundenheit und Tradition
Du bist Fan von bayerischer Tradition und scheinst gleichzeitig eine Art Reggae-Freigeist zu sein. Tradition verbindet man oft automatisch mit einer konservativen Lebenseinstellung. Warum passen diese beiden Dinge für dich trotzdem so gut zusammen?
Ich mache, dass es zusammenpasst. Ich versuche, gute Vibes auszustrahlen und ein bisschen positive Stimmung auf meine Hörer zu übertragen. Die Bayern weisen neben manchmal konservativen Einstellungen durchaus eine gewisse Lockerheit auf. Besonders die Oberpfälzer. Ich würde sagen, dass ich mir aus beiden Welten das Beste herauspicke.
Als Naturbursch ist dir bestimmt auch unsere Umwelt wichtig. Wie stehst du zum Thema Klima- und Umweltschutz und machst du vielleicht auch schon selbst was dafür?
Mir ist wichtig, dass man nicht unnötig Müll hinterlässt – egal ob zu Hause oder unterwegs. Man ist halt trotzdem Mensch und deshalb kommt ein Haufen Müll zusammen. Aber ich schaue, dass ich den zumindest richtig entsorge. Ich werfe meine Abfälle nicht in die Natur. Ich hebe auch Sachen auf, die irgendwo auf die Straße oder in den Wald geworfen wurden.
Ich esse, soweit es möglich ist, Fleisch vom Metzger meines Vertrauens, von dem ich weiß, wie die Tiere gelebt haben. Ich versuche allgemein, keine billigen Lebensmittel und möglichst regional einzukaufen, weil man da hald weiß, wo es herkommt. Ist hald auch eine Kostenfrage. Ich selbst habe auch kein Auto, ich fahre eigentlich alles mit dem Rad.
„Ich war zu meiner Zeit als Metaller natürlich auch bei der Gewerkschaft“
Neben Klima- und Umweltthemen treibt immer mehr Menschen auch der Fachkräftemangel um. Du hast früher als Gießereimechaniker in Amberg gearbeitet, wo du auch deine Lehre gemacht hast, hast dich dann aber bewusst gegen einen 9 to 5 Job entschieden und dich als Freischaffender Künstler selbstständig gemacht. In „Industriestandard“ machst du auch deutlich, wie stark sich eine gute Behandlung der Mitarbeiter:innen auf deren Leistung auswirkt. Wie blickst du aus deiner Perspektive auf Menschen, die einem 9 to 5 Job nachgehen und welche Tipps gibst du Arbeitgeber:innen?
Die Menschen, die die ganze harte Arbeit in einem Unternehmen leisten, sollen dafür auch einen gerechten Lohn bekommen. Ich war zu meiner Zeit als Metaller natürlich auch bei der Gewerkschaft. Es wird hald oft lieber an Kosten gespart, was aber dem Unternehmen auf Dauer dann eher noch mehr Probleme bringt. Die Arbeitnehmer gut behandeln und als Chef ein Vorbild sein – das sind meine Tipps an Arbeitgeber.
Dorfleben und Alltag eines Hippierappers
Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Anders ist es bei dir. Warum ziehst du das Dorfleben in Bayern einem Leben in der Stadt vor?
Ich finde es super in Bayern. Dadurch, dass ich so viel unterwegs bin, bin ich eigentlich froh, wenn ich daheim bin. Hier ist es schön ruhig und es gibt viel Natur. Das bin ich auch gewohnt, weil ich hier aufgewachsen bin. Und wenn ich Bock auf Leute habe, dann fahre ich einfach in die Stadt. Ich habe allgemein lieber meine Ruhe und fahre wohin, um Action zu haben, als die ganze Zeit Action zu haben. Am liebsten „hob i mei Rouh“. Am liebsten bin ich mit meinen Freunden irgendwo ganz gemütlich ohne Stress, zum Beispiel an einem Weiher.
„Dou hock i in da Kneippn am Stammdiisch und dou kenn i die Leit“
Gehst du noch weg oder ist dir das mittlerweile eigentlich zu anstrengend?
Doch, ich geh‘ schon weg, aber eher in kleine Kneipen, also in keine großen Discos. Da war ich früher, als ich noch jünger war, viel unterwegs, aber mittlerweile hocke ich lieber mit Leuten zusammen, wo der Rahmen überschaubar ist. Alles was mehr ist, ist für mich kein Mehrwert. Dadurch, dass ich selber Auftritte spiele und auf der Bühne stehe, ist das für mich nicht mehr so interessant, groß wegzugehen, weil ich eh ständig viele Leute treffe. In Amberg kennt man sich eh, „dou hock i in da Kneippn am Stammdiisch und dou kenn i die Leit“.
Das hört sich doch gut an. Du wirkst auf jeden Fall sehr entspannt und in dir ruhend. Was machst du noch gerne, um in deinem Alltag oder auch nach Auftritten richtig runterzukommen? Hast du hier vielleicht Tipps für uns?
Auf jeden Fall raus in die Natur, auch mal alleine im Wald spazieren gehen, Rad fahren. Ich fahre sehr viel mit dem Fahrrad, weil ich da für mich bin. Ich erkunde dann gerne in Ruhe die Gegend. Es gibt so viele schöne Platzln bei uns. Man muss sie bloß suchen. In der Natur is alles, wo es hingehört und die äußeren Reize sind auf ein Minimum reduziert.
Ein anderer Tipp ist Reisen und Menschen kennenlernen. Es kann schon interessant sein, die Lebensgeschichten und Ansichten von anderen Menschen zu erfahren, vielleicht was dabei zu lernen und sich womöglich dadurch selber besser zu verstehen.
Vielen Dank, BBou, für die tollen Tipps und die offenen Einblicke in dein Leben als Hippie-Rapper. Wir freuen uns schon darauf, dich am 21. Oktober im Airport in Obertraubling live zu sehen!
In der aktuellen Oktober-Ausgabe des filterMAGAZIN lesen Sie auch die Hintergründe für seine siebenjährige Schaffenspause und seinen Wandel vom rebellischen Rapper zum Hippie-Rapper. Hier erzählt er zudem, warum er früher nicht so selbstsicher Dialekt gesprochen und gerappt hat und warum es ihm heute umso wichtiger ist.
filterMagazin | Marina Triebswetter