Zum Gedenken an die vor 50 Jahren verstorbene große Schriftstellerin veranstaltet das nach der Dichterin benannte Gymnasium in Klagenfurt seit vielen Jahren einen Junior-Literatur Wettbewerb, der für alle deutschsprachigen Schulen offen ist. Was dafür nötig ist und wie auch Regensburger Schülerinnen und Schüler teilnehmen können.
Am 17. Oktober 1973 starb die vielleicht bedeutendste deutschsprachige Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts in ihrer Wahlheimat Rom nach einem Brandunfall. Am 25. Oktober wurde sie in ihrer Heimatstadt Klagenfurt begraben. Zu ihrem Gedenken wird seit 1976 nach mehrtägigen Lesungen Anfang Juli in Klagenfurt der Ingeborg-Bachmann-Preis im großen Rahmen vergeben.
Ebenfalls in Klagenfurt organisiert das nach der Schriftstellerin benannte Gymnasium einen Junior Literatur Wettbewerb, der seit über 30 Jahren in verschiedenen Alterskategorien zu jährlich wechselnden Themen durchgeführt wird.
Ingeborg Bachmann vor dem Spiegel in Rom (1962), fotografiert von ihrem Bruder Heinz, © Piper Verlag
„Was ich dir schreiben möchte“
Das aktuelle Rahmenthema des 32. Klagenfurter Junior Bachmann Literatur Wettbewerbs lautet „Was ich dir schreiben möchte“. Die Texte werden von einer Fachjury in drei Alterskategorien (10 bis 12-Jährige, 13 bis 15- Jährige und 16 bis 19-Jährige) anonymisiert bewertet und können als Prosa oder Lyrik bis Ende Jänner 2024 eingereicht werden. Die maximale Länge sind zwei A4 Seiten.
Siegerinnen und Sieger zu Gast beim ORF
Die ersten drei jeder Kategorie können sich auf schöne Sachpreise freuen und werden eingeladen, ihre Texte im Rahmen einer Veranstaltung im ORF Theater Klagenfurt im Juni persönlich vorzutragen.
Für alle Teilnehmenden ist das Schreiben eine Chance, „das Durcheinander der vielen Sinneseindrücke und Ideen im Kopf zu ordnen, auf das Papier zu bringen und durch Inspiration (...) diese Ordnung zu etwas Außergewöhnlichem zu machen“ – so beschreibt Dr. Markus Krainz, Direktor des Bachmann-Gymnasiums, den Entstehungsvorgang von Texten in der Begleitbroschüre des Wettbewerbs 2022.
Das Wohnhaus der Familie Bachmann in Klagenfurt wird zu einem Museum umgestaltet, © Wolfgang Ludwig
Dr. Heinz Bachmann, Bruder der verstorbenen Dichterin, vergleicht den Mut der Jugendlichen, in der Öffentlichkeit aufzutreten, mit Greta Thunberg, die ohne Scheu mit den Großen dieser Welt diskutiert.
Die genauen Bedingungen zur Teilnahme am Literatur-Wettbewerb kann man unter https://juniorbachmann.ibg.ac.at nachlesen. Dort sind auch die siegreichen Texte der letzten Jahre veröffentlicht.
Wörter verführen
Nora Antonic aus Mannheim (damals 15 Jahre), die 2022 den 2. Platz der Kategorie II erreichte, beschreibt ihre Neigung zur Literatur: „Ich glaube, mich haben die Wörter auf immer verführt und in ihren faszinierenden Bann gezogen. Ich liebe es, zu schreiben.“
In ihrem Text „Farbig“ erzählt sie, wie ihr Musik aus dem MP3 Player auf einem nicht so angenehmen, langen Flug geholfen hat: „Und dann erklingt die Musik. Ein hohes C lässt vor meinen Augen dunkelblau entstehen. Ich schließe meine Lider. Mein Lied lässt die Farben tanzen, Blau, Bordeauxrot, Haselnussbraun. Helles Blattgrün, zartes Rosa von rechts, kraftvolles Petrol, sanftes Hellblau und durch alles zieht sich der Text, ein so kraftvolles dunkles Lila, dass es atemberaubend ist. So viele wundervolle Farben. So schön eigentlich.“ (Originalschreibung)
Ingeborg Bachmann, vermutlich um 1965, © Robert Musil Literatur Museum Klagenfurt
Und noch ein Wettbewerb
In Hermagor (Südkärnten), wo Ingeborg Bachmann in ihrer Jugend viele Sommer verbracht hat, vergibt ein privater Verein rund um die Kärntner Schriftstellerin Irmgard Janschitz seit zehn Jahren ebenfalls Preise für junge Schreibtalente. Das Rahmenthema, meist ein Bachmann-Zitat, wird zu Jahresbeginn bekannt gegeben, Einsendeschluss ist Ende Mai. Details findet man auf der Seite des „Verein Bachmann Junior Preis Hermagor“.
Erste Schreibversuche
Ingeborg Bachmann begann ebenfalls in ihrer Schulzeit in Klagenfurt zu schreiben. Im Gymnasium der Ursulinen muss damals (im Unterschied zum übrigen Kärnten) eine besondere Atmosphäre geherrscht haben: Man grüßte mit „Guten Morgen“ statt mit dem Hitlergruß, verbotene Bücher wurden nicht vernichtet, sondern am Dachboden versteckt. In diesem Umfeld entstand 1942 das erste größere Werk der damals Sechzehnjährigen, das Drama „Carmen Ruidera“, eine spanisch-französische Liebesgeschichte. Der Versuch war aber wenig erfolgreich, denn für den Druck gab es kein Papier und die Bühnen wollten lieber Komödien als Dramen spielen.
Es sollte aber nicht lange dauern, bis die Schreibversuche wirklich erfolgreich waren. 1946 wurde die Erzählung „Die Fähre“ gedruckt, 1953 folgte der Preis der Gruppe 47. Das war der Start einer erfolgreichen, leider aber kurzen Karriere.
Wer weiß, vielleicht beginnt bei einem dieser Wettbewerbe eine weitere literarische Karriere?
Zum Weiterlesen
Bruder Heinz Bachmann beschreibt seine Schwester ganz privat und persönlich in dem kürzlich erschienen Buch „Ingeborg Bachmann, meine Schwester“ (Piper).
Texte der jungen Teilnehmenden am Wettbewerb können Sie unter www.juniorbachmann.ibg.ac.at/texte/ nachlesen.
Wolfgang Ludwig