Letzte Woche präsentierten Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen an der OTH Regensburg ihre Ideen für eine neue Oberflächengestaltung der roten Säulen am Kunstforum Ostdeutsche Galerie. Die Studierenden der OTH Regensburg suchen nach einem geeignetem Material für ihr Kunstwerk.
Prägend für das Kunstwerk von Magdalena Jetelová ist der Teppich, der als weiches Material mit der stützenden Funktion der Säulen im Widerspruch steht. Die Installation konzipierte die Trägerin des Lovis-Corinth-Preises 2006 ursprünglich nur für die Laufzeit ihrer damaligen Ausstellung. Nun besteht der Wunsch, ein anderes witterungsfestes Material zu finden, das zugleich der Botschaft und Ästhetik des Kunstwerks gerecht wird.
Blühende Pflanzen oder Glasgranulat?
Insgesamt neun ganz unterschiedliche Lösungen für die Neugestaltung der roten Säulen am Kunstforum Ostdeutsche Galerie stellten die Studierenden der Fakultät Bauingenieurwesen von der OTH Regensburg bei der Abschlusspräsentation ihres Seminars vor.
Die angehenden Spezialisten auf dem Lehrgebiet Werkstoffe des Bauwesens haben insgesamt neun Vorschläge gemacht vom Kunstrasen über Glasgranulat und 3 D-Druck-Elemente bis hin zur Begrünung mit rot blühenden Pflanzen. Die Modelle und Entwurfsposter sind im Foyer des Museums zu sehen.
Unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Charlotte Thiel und Prof. Dipl.-Ing. Florian Weininger hatten sie nach geeignetem Material gesucht, dass den kurzlebigen Teppich ersetzen könnte. Das Hauptanliegen dabei war es, die Botschaft des Kunstwerks zu erhalten, die auf der optischen und haptischen Wirkung des weichen Teppichs sowie seinem Rotton begründet ist.
Technikbegeisterte werden zu Künstlern
Die Vorgaben interpretierten die einzelnen Projektteams auf unterschiedliche Art und fanden eine erstaunlich breite Palette an Möglichkeiten. Manche hielten sich nah am ursprünglichen Teppichbezug und erprobten verschiedene Kunstrasentypen. Ein weiterer Entwurf nutzte die Eigenschaften eines grobkörnigen Wandputzes. Als Alternativen für einen flächig Auftrag wählten zwei Gruppen Granulate in Kombination mit Klebstoffen: Zum einen ein Glassteinteppich mit roten im Licht funkelnden Glaskügelchen, zum anderen eine Beschichtung aus Ethylen-Propylen-Dien Kautschuk Granulat, das insbesondere auf Sportplätzen Verwendung findet. Zwei weitere Teams setzten auf Elemente mit größeren Maßen – Aluminiumplatten mit Strukturprägung und im 3D-Druck produzierte Plastikmodule – die aneinandergesetzt werden können. Als Alternativen mit Naturmaterialien überlegten sich die Studierenden eine Konstruktion mit durchlaufenden Bambusrohren und eine mit Erde befüllbare Stahlhalterung, die saisonal passend mit rot blühenden Pflanzen besetzt werden kann.
„Ich bin beeindruckt“, gestand Direktorin Dr. Agnes Tieze nach der Präsentation ihre Begeisterung sowohl über die originellen Ideen als auch über die professionelle Darstellung der Ergebnisse mit anschaulichen Modellen. Aus den Interviews mit den Studierenden im Nachgang ging hervor, dass es sich keinesfalls um eine übliche Aufgabenstellung für sie handelte. „Zunächst war es eine Überraschung, als wir hörten, dass es um Kunst geht. Denn wir beschäftigen uns vorrangig mit technischen Fragen“, berichtete eine der Studierenden. Doch wie aus den Gesprächen hervorging, brachte das Kunstwerk und seine Problematik Gelegenheiten, kreative, gestalterische Ansätze mit der praktischen Recherche nach Umsetzungsmöglichkeiten im direkten Austausch mit Herstellern zu verbinden.
Projekt in guten Händen
Bereits beim ersten Treffen zwischen Direktorin Dr. Agnes Tieze und Prof. Dr.-Ing. Charlotte Thiel von der Fakultät Bauingenieurwesen, Lehrgebiet Werkstoffe des Bauwesens, war zu spüren, dass das Thema hier in den richtigen Händen ist. Für die Seminarleitung holte Prof. Thiel ihren Kollegen Prof. Dipl.-Ing. Florian Weininger ins Boot, einen Spezialisten auf dem Gebiet Baukonstruktion und Tragwerke. Denn neben der Oberfläche muss die Unterkonstruktion insbesondere im Hinblick auf die Schrägen der in unterschiedliche Richtungen kippenden Säulen durchdacht und berechnet werden.
Im nächsten Schritt werden die Lösungsvorschläge mit der Künstlerin Magdalena Jetelová besprochen. Die Präsentationsposter sowie Modelle und Materialproben sind nun auch für die Öffentlichkeit einsehbar. Sie werden im Museumsfoyer vorgestellt und können eintrittsfrei besichtigt werden.
Kunstforum Ostdeutsche Galerie / RNRed