Die No Angels feiern ihr Comeback und bringen im Juli echte 2000er-Vibes nach Regensburg. Im Interview erzählen Sandy Mölling und Nadja Benaissa, warum das Musikbusiness ein Haifischbecken ist, was sie heute von Castings-Shows halten und wie sie sich musikalisch und persönlich weiterentwickelt haben. Außerdem gewähren sie spannende Einblicke in ihre Songwriting-Sessions.
Wir reisen zurück in eine Zeit, in der „Daylight in Your Eyes“ und „There Must Be an Angel“ aus jeder Stereoanlage tönten, Hüfthosen und bunte Tops die Modewelt prägten und das Leben noch unbeschwert schien. Wer schon bei dem Gedanken daran nostalgisch wird, darf sich jetzt freuen: Die Band, die eine ganze Generation mit ihren Hits geprägt hat, feiert nämlich ihr großes Comeback. Mit ihrer Jubiläumstour zum 25-jährigen Bandbestehen touren die No Angels durch Deutschland und lassen im Juli für uns auch in Regensburg die 2000er-Vibes wieder aufleben.
Wir haben mit Sandy Mölling und Nadja Benaissa über ihr großes Comeback, Casting-Shows und das Leben im Show-Business gesprochen. Sie haben uns verraten, warum die Musikbranche ein Haifischbecken sein kann, wie sie sich nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben und warum sie ihre Auftritte heute noch mehr genießen als früher.
Flashback
Ihr seid selbst im Jahr 2000 über die deutsche Casting-Show „Popstars“ berühmt geworden. Was haltet ihr heute von Casting-Shows?
SANDY: Wir hatten damals eine wirklich tolle Zeit bei Popstars, weil es einfach neu und aufregend war und man so etwas bis dahin im Fernsehen noch gar nicht kannte – wir hatten das Glück, die ersten zu sein. Natürlich war es nicht immer nur schön – es war auch unfassbar stressig. Aber es war eine unglaubliche Erfahrung, die uns zusammengebracht hat und die wir alle nicht missen möchten. Ich persönlich bin heute kein Casting-Show-Gucker mehr, weil ich ihrer irgendwann überdrüssig geworden bin (lacht).
Würdet ihr sagen, dass man heute durch Casting-Shows überhaupt noch berühmt werden kann?
SANDY: Ich glaube, dass die Möglichkeit immer besteht. Sag niemals nie. Aber ich glaube, dass es heutzutage sehr viel schwieriger ist, weil der Markt überlaufen ist und der Fokus oftmals mehr auf den Jury-Mitgliedern als auf den einzelnen Teilnehmern liegt.
Das Leben im Showbiz
Wie hart empfindet ihr das Musik-Business? Und hat sich euer Empfinden seit eurer Gründung im Jahr 2000 verändert?
NADJA: Es ist schon eine spezielle Branche. Deshalb ist es glaube ich wichtig, wie man selbst aufgestellt ist. Ob man in sich ruht, zufrieden mit seinem Leben ist und ein gutes Umfeld hat. Einerseits ist es wunderschön, kreativ zu arbeiten, Musik zu machen, im Studio zu sitzen und auf der Bühne zu stehen – das ist wirklich ein Traum. Andererseits kann das Business auch ein echtes Haifischbecken sein. Deshalb ist es so wichtig, mit guten und vertrauenswürdigen Menschen zusammenzuarbeiten. Wir hatten Gott sei Dank auch uns Mädels und konnten uns immer aufeinander verlassen.

© Ben Wolf
„Wir können es heute viel mehr genießen, wenn wir auf der Bühne stehen“
Wie habt ihr euch über die Jahre entwickelt? Hat sich gemeinsam mit euch auch eure Musik verändert?
NADJA: Sowohl unsere Musik als auch unsere Stimmen haben sich über die Jahre weiterentwickelt, das hört man auch auf den verschiedenen Alben. Aber auch menschlich haben wir uns sehr weiterentwickelt und können es deshalb heute viel mehr genießen, wenn wir auf der Bühne stehen. Wir verspüren nicht mehr diesen Druck, den man sich als junger Mensch doch sehr macht (lacht). Wir sind immer noch selbstkritisch und haben einen hohen Anspruch an uns selbst, aber auf eine gediegenere Art und Weise – und das ist sehr, sehr schön.
Behind The Scenes - So entsteht die Musik der No Angels
Auf eurem letzten Album „20“ habt ihr eure größten Hits neu aufgenommen, es waren aber auch ein paar neue Songs dabei. Könnt ihr uns schon etwas über euer neues Album verraten? Dürfen wir uns wieder auf neue No Angels-Songs freuen?
NADJA: Wir haben uns letzten Sommer getroffen, waren im Studio und haben ganz viele neue Songs aufgenommen. Es wird also auf jeden Fall neue Musik geben, aber was genau daraus wird, verraten wir jetzt noch nicht (lacht).
Ihr arbeitet für das neue Album wieder mit dem Produzenten Christian Geller zusammen. Wie entstehen eure Songtexte? Schreibt ihr an den meisten selbst mit?
NADJA: Das ist unterschiedlich. Es gibt Alben, an denen wir alle gemeinsam schreiben und suchen dann die besten davon aus. Es gibt aber auch welche, an denen wir einzeln oder zusammen mit befreundeten Musikern arbeiten, sie dann vorstellen und anschließend gemeinsam auswählen, was davon passen würde. Für unser vorletztes Album „Welcome to the Dance“ haben wir sehr viel selbst geschrieben. Unser letztes Album „20“ war eher ein Greatest Hits-Album, deshalb hatten wir darauf keine eigenen Lieder veröffentlicht – aber Sandys Mann hat einen wunderschönen Song dafür geschrieben. Und unser neues Album enthält bisher auch nur einen selbst geschriebenen Song, aber vielleicht kommen noch mehr dazu. Das hat auch mit der Natur des neuen Albums zu tun, worüber wir jetzt noch nicht sprechen können (lacht).
Wie kann man sich die gemeinsame Produktion vorstellen? Seid ihr dafür gemeinsam im Büro oder trefft ihr euch gemütlich auf der Couch?
NADJA: Das ist ganz unterschiedlich. Für das Album „Welcome to the Dance“ waren wir alle gemeinsam in einem Haus, in dem es verschiedene Räume mit unterschiedlichen Produzenten gab – das war so eine Art Writing Camp. Jeder hat mal zu zweit mit einem Produzenten in einem Raum an Songs geschrieben und hat dann wieder gewechselt.
Gibt es einen Künstler, mit dem ihr noch gerne einen Song aufnehmen würdet?
SANDY: Boys II Men! Die habe ich im Sommer gesehen und finde sie immer noch so toll.
NADJA: Ich hab‘ gerade eben ein Video von denen gesehen. Also wenn es nach Sandy und mir geht, dann Boys II Men (lacht).

© Ben Wolf
Private Einblicke
Nach eurer Auflösung im Jahr 2003 erfolgten einige Comebacks, doch zwischendurch wurde es ruhiger um euch. Wie habt ihr diese Zeit genutzt – sowohl beruflich als auch privat?
SANDY: Ich bin vor zehn Jahren privat nach LA gezogen, habe unseren zweiten Sohn geboren und dann ganz vieles gemacht. Ich spiele immer noch sehr viel in Musicals – neben den Mädels, mit denen ich immer noch unfassbar gerne unterwegs bin. Außerdem liebe ich Theater und Schauspiel. In LA renoviere und gestalte ich außerdem Häuser um und widme mich natürlich der Erziehung meiner Kinder.
„Nadja und ich trainieren eher mit Gewichten“
NADJA: Ich habe auch viel gemacht. In den Jahren, als unsere Band auseinander war, habe ich mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht. Das wollte ich unbedingt nachholen. Dann habe ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau gemacht, habe aber trotzdem immer nebenbei gesungen. Irgendwie hat es mich letztendlich doch immer wieder zurück auf die Bühne gezogen.
Egal, ob während eurer Bühnenkarriere oder in den Phasen dazwischen – ihr seht immer top aus. Wie schafft ihr es, euch körperlich so fit zu halten?
SANDY: Wir sind alle sehr sportliche Mädels und haben Spaß daran, uns körperlich zu betätigen. Wir machen alle unterschiedliche Dinge. Nadja und ich trainieren gerne mit Gewichten und powern uns richtig aus. Jess macht viel Yoga und möchte jetzt sogar eine Yoga-Ausbildung machen. Und Lucy ist sowieso ein Powerpaket – sie ist ständig unterwegs, fliegt viel herum und steckt voller Energie. Mal trainiert sie intensiv, dann wieder eine Zeit lang nicht. Aber sie ist auf jeden Fall immer in Bewegung. Wir versuchen zudem alle, uns gesund zu ernähren und genug zu schlafen – natürlich mal mehr, mal weniger. Obwohl wir natürlich alle gerne mal feiern, sind wir keine exzessiven Feiermäuse. Ich würde sagen, wir führen ein ausgeglichenes Leben, genießen gutes Essen, die Natur und körperliche Bewegung – und so halten wir uns fit.
Die No Angels live in Regensburg
2025 kommt ihr zu eurem 25-jährigen Jubiläum auch wieder zurück auf die Bühne. Worauf dürfen die Fans sich freuen?
SANDY: Die Fans dürfen sich auf ein super tolles Bühnenprogramm freuen. Es ist sehr viel Nostalgie dabei, aber in einem neuen, frischen und lebendigen Rahmen.
Besucht ihr auch unsere schöne Innenstadt, wenn ihr in Regensburg seid?
SANDY: Das werden wir auf jeden Fall versuchen. Ich hoffe, dass wir etwas Zeit haben werden, um wenigstens mal ein Käffchen trinken zu gehen oder durch die Stadt zu schlendern.
Vielen Dank für das offene und wirklich schöne Gespräch! Wir freuen uns schon, euch im Juli in Regensburg live zu sehen!
Am 23. Juli 2025 machen die No Angels mit ihrer Tour „Still in Love With You“ Halt beim Piazza-Festival im Gewerbepark Regensburg. Tickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie auf www.eventim.de. |
Ein Interview von Marina Triebswetter / filterMagazin