Der Bundesverband der Rentenberater e. V. äußert sich zu den Rentenplänen der Ampel-Koalition. Er begrüßt dabei einige Verbesserungen, kritisiert aber gleichzeitig, dass wesentliche Probleme damit nicht gelöst werden.
Laut dem Bundesverband der Rentenberater e. V. enthalten die Rentenpläne der Ampel-Koalition einige gute Ansätze, beinhalten allerdings zu viele Absichtserklärungen. Damit bleibe die Ampel-Koalition, trotz wichtiger Neuerungen, hinter den Erwartungen zurück.
Rente und Hinzuverdienst
Am 18. November wurde die Sonderregelung zum Hinzuverdienst bei vorzeitigem Rentenbezug bis Ende 2022 verlängert. Das sei erfreulich und schaffe für Beschäftigte und Arbeitgeber Planungssicherheit. Bereits im Vorfeld der parlamentarischen Beratung wurde vom Bundesverband der Rentenberater eine zeitnahe Lösung gefordert.
Im Koalitionsvertrag wird zudem deutlich, dass die Flexi-Rente – die die Möglichkeit bietet, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen und gleichzeitig noch zu arbeiten – gestärkt werden und die Regelung zum Hinzuverdienst bei vorzeitigem Renteneintritt sogar entfristet werden soll. Thomas Neumann, der Präsident des Bundesverbandes der Rentenberater e. V., zeigt sich zufrieden: „Das kann man zweifellos als Meilenstein bezeichnen.“
„Entlastung für Pflegeberufe“
Neumann betont außerdem: „Dafür haben wir immer wieder geworben und freuen uns, dass die neue Koalition da offenbar vollumfänglich mitgeht. Wer neben der Frührente weiterarbeitet, kann in Zukunft also deutlich mehr Geld verdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird. Das kann gerade in den unter Personalnot leidenden Pflegeberufen für eine deutliche Entlastung sorgen, ist aber auch angesichts des generell zunehmenden Fachkräftemangels positiv zu bewerten.“
Selbstständige in Rente einbeziehen
Er erklärt, dass es bereits seit Jahren eine der zentralen Forderungen des Bundesverbandes der Rentenberater e. V. an die Politik sei, Selbständige in die gesetzliche Rente einzubeziehen. „Hier schlägt die Ampel den richtigen Weg ein. Der Blick in andere europäische Länder zeigt: Rentensysteme, die alle Berufsgruppen einbeziehen, sind erfolgreicher!“ Insofern sei eine noch breitere Aufstellung des versicherten Personenkreises unter Einschluss von Politikern und Beamten wünschenswert.
Der Bundesverband der Rentenberater begrüßt zudem, dass die erreichten Verbesserungen bei der
Erwerbsminderungsrente nun auch auf Bestandsfälle ausgedehnt werden sollen. „Auch das hatten wir immer wieder gefordert“, sagt Neumann.
Aktien-Rente mit Risiko verknüpft
Was die mit der Aktien-Rente verknüpften Hoffnungen angeht, zeigen sich die Rentenexperten eher skeptisch: Wer im aktuellen Marktumfeld noch nennenswerte Renditen erzielen will, muss zu Risiken bereit sein.
Einem Großteil der Bevölkerung fehlen hierfür aber die finanziellen Spielräume. Denjenigen, für die es auf jeden Euro ankommt, dürfen keine Nachteile entstehen, wenn der Renteneintritt mit einem Börsencrash zusammenfällt. Das muss sichergestellt werden.
Betriebsrenten kritisch beurteilt
Auch Betriebsrenten dürfen nicht nur als weiterer Vertriebskanal der Finanzindustrie verstanden werden, der man mit immer weiteren Lockerungen entgegenkommt. Wer für eingesetzte 100 Euro nur noch 80 Euro oder weniger garantiert, darf sich über mangelnde Begeisterung bei Gering- und Durchschnittsverdienern nicht wundern.
Die Förderung der Betrieblichen Altersversorgung sollte da ansetzen, wo Arbeitgeber soziale Verantwortung für ihre Beschäftigten übernehmen und sich wahrnehmbar an der ergänzenden Absicherung beteiligen. Und das tun sie oft mit klugen Konzepten. „Sowohl bei Betriebsrenten, bei der privaten Vorsorge und sogar bei der gesetzlichen Rente sollen die globalen Aktienmärkte nun alles richten. Das ist noch kein zukunftssicheres Konzept.", gibt Neumann zu bedenken.
Noch zu viele wichtige Themen offen
Nach Auffassung des Bundesverbandes der Rentenberater e. V. braucht es für die wichtigen Zukunftsfragen der Alterssicherung endlich ein breit aufgestelltes Expertengremium, das der Regierung geeignete Vorschläge erarbeitet. Denn es liegen noch viele wichtige Themen auf dem Tisch: Konstruktionsfehler bei der Grundrente, Beamtenversorgung, Generationengerechtigkeit, Konzepte gegen Altersarmut, Rentenniveau und Beitragssätze ...
Der Bundesverband der Rentenberater stellt sich hierfür einen Sachverständigenrat vor, der ähnlich wie die Wirtschaftsweisen, Zukunftsfragen der Altersvorsorge in Deutschland diskutiert und mit den Ergebnissen die Urteilsbildung der politisch Verantwortlichen stärkt.
Bundesverband der Rentenberater e. V. / RNRed