Man wollte der Kundgebung der NPD nicht unbedingt die große Bühne geben. Doch die Idee mit der parallelen Gegendemo am Haidplatz ging in so weit nicht auf, da sich mit zweistündiger Verspätung dann doch gut 2000 Menschen um die braunen Redner vor dem Dom sammelten, um ihnen klar zu machen, dass man sie in Regensburg nicht brauche. Eine Bühne haben sie damit aber bekommen. Und was für eine.
Das einzige, was am späten Donnerstag abend noch an den Aufmarsch der NPD auf dem Domplatz zu Regensburg erinnerte, waren etwa sieben Pfund schön, reife griechische Tomaten. Ausgerechnet griechische Lebensmittel, um den braunen, ausländerfeindlichen Mob aus der ausländerfreundlichen Stadt zu treiben. Allerdings konnte von Aufmarsch nicht wirklich die Rede sein. Ganze elf Personen kamen in zwei Kleinbussen und einem 7,5-Tonner angefahren, um Regensburg zu bekehren, das aber nicht bekehrt werden wollte.
Im Gegenteil. Zur friedlichen Protestdemo gegen die Rechtsextremen auf dem Haidplatz kamen laut Polizei etwa 1000 Menschen, die klar Farbe bekennen wollten. Dazu hatten Bürgermeister Joachim Wolbergs, katholische und evangelische Kirche, die Jüdische Gemeinde, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie einige Parteien und Verbände aufgerufen.Die NPD hatte ihre Kundgebung für den benachbarten Kohlenmarkt angekündigt. Doch die Absperrgitter der Bamberger Bereitschaftspolizei waren umsonst aufgestellt. Denn die ungeliebte Rechtspartei kam nur bis zum Domplatz.
"Das wäre unverhältnismäßig gewesen und so entschieden wir uns für das zu diesem Zeitpunkt geringere Übel, für die angemeldete Versammlung (der NPD) den Domplatz zu zuweisen", so der Polizeidirektor. "An Katz und Mausspiel zwischen diesen Fronten durch die engen Gassen der Altstadt wäre nicht kontrollierbar gewesen", so Mache, der keine andere Möglichkeit sah. Und so musste der Domplatz herhalten.
Mit einer fast vierstelligen Anzahl an Einsatzkräften schaffte es die Polizei, durch eine geschickte Sperre mit Mannschaftsbussen ein direktes Aufeinandertreffen zwischen rechter NPD und der inzwischen aufgebrachten, sich in Scharen am Domplatz einfindenden Menge zu verhindern. Regensburg wollte Rückrat zeigen ? und ein bißchen Voyeurismus war bei einigen in der Masse der Gegendemonstranten wohl auch Grund zur Anwesenheit.
Die NPD war rückte zwar zahlenmäßig nur äußerst spärlich an, schien aber für solch akustische und mit vegetarischen Wurfgeschossen ausgestattete Gegenwehr gut gerüstet. Mit Regenschirmen ausgestattete Skinheads mit Sonnenbrille verschafften Karl Richter eine tomatenfreie Zone. "Das war noch nichts, da müsst ihr besser werfen", heizte der NPD-Landesvorsitzende zusätzlich die Stimmung an.
Die schnell aufgebaute, generatorbetriebene 12.000 Watt Soundanlage sorgte dafür, dass tatsächlich einige Wahl-Slogans der NPD das grölende Pfeifkonzert der inzwischen bestimmt 3000 Gegendemonstranten übertönten. So wolllte die bayerische Spitzenkandidatin zu verstehen geben, dass die vielen Gegendemonstranten gekommen seien, weil sie gegen etwas seien. "Allerdings wissen sie alle nicht, wofür sie eigentlich sind."
Doch schon nach wenigen Sätzen Schmuddel-Propaganda war auf Facebook zu lesen: "In wenigen Minuten kommt die Antwort der Kirche". Und tatsächlich: Domprobst Wilhelm Gegenfurther ließ in Absprache mit Bischof Voderholzer, der die geplante Gegendemonstration sehr begrüßte, die Domglocken läuten. Zwar waren die rechten Anhänger noch schwach zu verstehen. Aber es wollte sie auch keiner verstehen. So schnell der NPD-Hampelmann-Trupp aber gekommen war, so langsam war ihr Abzug.
Beim Versuch, eine Gasse für die endlich abziehende NPD zu bahnen, wären Polizeibeamte massiv bedrängt worden. Allerdings waren es eher die Einsatzkräfte, die äußerst rüde gegen die Nazigegner vorgingen. Laut Polizeimeldung seien bei dem Einsatz drei Polizisten leicht verletzt worden. Und auch Flaschen habe man gegen die Einsatzkräfte geworfen. PET-Pfandflaschen. Schade um die sieben Pfund reifen, griechischen Tomaten, die ihr Ziel NPD leider verfehlten.
Reife Tomaten gegen unreife Rechtsextreme
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