Was ein Kind für die Schule so alles können muss
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Um allen Kindergartenkindern gleiche Chancen beim Einstieg in die Schule zu ermöglichen, bietet das Amt für Tagesbetreuung gemeinsam mit dem Amt für Jugend und Familie seit 2001 die Präventionsmaßnahme "Hören, lauschen, lernen" an. 15 neu ausgebildete Fachkräfte erhielten nun ein Zertifikat, das ihnen bestätigt, anerkannte "Trainer für phonologische Bewusstheit" zu sein.
Überreicht wurden die Dokumente durch den für die Kindertageseinrichtungen in der Stadt Regensburg zuständigen Bürgermeister Gerhard Weber und Bürgermeister Wolbergs, der für das Amt für Jugend und Familie verantwortlich ist.
Kinder erwerben ihre phonologische Bewusstheit meist spielerisch im Vorschulalter: Sie singen, lieben Kreis- und Reigenspielen, machen Klatschspiele, zählen beim rhythmischen Ballprellen wie auch beim Klassiker Gummitwist - und trainieren so die Fähigkeit, sich die Lautstruktur der Sprache zu erschließen. Fachleute nennen diese komplexe Fähigkeit "phonologische Bewusstheit". Doch einigen Kindern ist diese Entwicklung aus ungeklärten Gründen verwehrt. Sie erkennen keine Reime und auch das Zerlegen von Sprache in Silben gelingt nicht sicher. Sie können aus dem Sprachfluss keine Einzellaute heraushören, was z.B. dazu führt, dass sie nicht sagen können, mit welchem Laut ihr Name anfängt.
Kommt solch ein Kind in die Schule, hat es von Anfang an schlechtere Chancen, das Lesen und Schreiben zu lernen. Die Lehrerin erklärt die Buchstaben mit Hilfe einer Anlauttabelle - auf einer Anlauttabelle ist jedem Buchstaben ein Bild zugeordnet: "Schau, das ist ein "M"! "M" - hörst du am Anfang von "Maus", wie auf diesem kleinen Bild hier? Kannst du Mama schreiben? "M" hörst du am Anfang von "Maus". Also schreibst du zuerst "M". Das "A" hörst du am Anfang von "Affe". Also schreibst du nun "A". Jetzt kannst du ganz allein Mama schreiben: M A M A." Beim Schreiben genau wie beim Lesen muss das Kind jedem Laut ein Zeichen zuordnen und umgekehrt. Und was soll ein Kind machen, wenn es die einzelnen Laute nicht sicher heraushören kann?
Um der Entwicklung dieser Kinder auf die Sprünge zu helfen, wurden im vergangenen Kindergartenjahr 823 Regensburger Kinder vor ihrer Einschulung gesichtet, um zu erkennen, wer diesen besonderen Unterstützungsbedarf hat. 90 Vorschüler haben dann in ihrer Kindertagesstätte mit einer entsprechend ausgebildeten Trainerin zwanzig Wochen lang jeden Tag spezielle Sprachspiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit gemacht.
Die Sichtung dieser Kinder wird durch die Zusammenarbeit der drei Erziehungsberatungsstellen in Regensburg möglich.
Jedes Jahr seit 2001 werden in Regensburg Erzieherinnen und Erzieher zu "Trainerinnen und Trainern für phonologischen Bewusstheit" ausgebildet, um diese intensive Förderung qualifiziert durchzuführen zu können.
"Dass Sie trotz der vielen Aufgaben, die Sie als Erzieherinnen und Erzieher tagtäglich zu bewältigen haben, sich für diese zusätzliche Aufgabe entschieden haben, erfüllt mich mit großem Respekt", merkte Bürgermeister Gerhard Weber bei der Übereichung der Zertifikate an. Auch Bürgermeister Joachim Wolbergs bedankte sich bei allen Beteiligten "dieser großartigen Kooperation zwischen den Erziehungsberatungsstellen und den Kindertagesstätten. Ohne ihr Engagement blieben vielen Kindern Bildungschancen verwehrt!"
Zertifiziert wurden Michael Aufleger, Susanne Braun, Barbara Gotzler, Nicole Köhl, Stefanie Kohlmeier, Petra Kulzer-Ranftl, Sabrina Neuberger, Julieta Pompe, Monika Reithmeier, Carmen Sandner und Madeleine Schmid. Sie arbeiten in sechs verschiedenen städtischen Einrichtungen und in der Kindertagesstätte "Uni-Kum". Auch Mitarbeiterinnen einer evangelischen und von zwei katholischen Kindertagesstätten erhielten Zertifikate: Veronika Bäum, Veronika Eibl, Christina Förster und Stephanie Huber.