Über praktische Lösungen zur Fachkräftesicherung diskutierten Personalverantwortliche ostbayerischer Firmen und Experten bei einer IHK-Fachkräftetagung am Dienstag, 24. September 2013, im Regensburger Kolpinghaus.
Personalverantwortliche diskutierten bei der IHK-Fachkräftetagung über die Mitarbeitergewinnung. Jedes dritte Unternehmen habe heute Probleme, offene Stellen zu besetzen, "dabei ist der demografische Wandel noch gar nicht angekommen in der Oberpfalz", sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, Dr. Jürgen Helmes, beim Begrüßungsvortrag. "Die Region freut sich über Vollbeschäftigung, das bedeutet jedoch auch, dass die Unternehmen uns derzeit 400 offene Lehrstellen melden", gab Helmes zu bedenken.
Auch große Firmen merken Bewerberrückgang
Es gibt viele Maßnahmen, mit denen Firmen Mitarbeiter gewinnen können, von Familienfreundlichkeit übers Recruiting per Social Media bis hin zur Förderung junger Migranten. Ein Patentrezept konnten die Experten den Unternehmerinnen und Unternehmern nicht mit auf dem Weg geben. "Fachkräftesicherung ist ein Puzzlespiel, das nur individuelle Lösungen kennt", sagte Susanne Kurz vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung in Eschborn.
Als Außenstehende gab sie eine Prognose ab, wie sich der demografische Wandel auf Ostbayern auswirken wird. Im bundesweiten Vergleich stehe die Region nicht schlecht da. Das liege aber vor allem an der Boomtown Regensburg, die mit ihrer Attraktivität und Wirtschaftskraft den Schnitt nach oben ziehe und junge qualifizierte Leute anlocke. Nichtsdestotrotz: "Auch die großen Unternehmen im Raum Regensburg merken einen Rückgang der Bewerberzahlen", berichtete die Ausbildungsleiterin Michaela Sperl von der Krones AG.
Personalreserven aktivieren
Vor allem die Firmen in der ländlichen Oberpfalz müssen sich für den Nachwuchs einiges einfallen lassen. Die Unternehmerin Birgit Bauer-Groitl von der Deutschen Technoplast GmbH in Wörth a. d. Donau kennt das Problem Fachkräftemangel schon lange. "Meine Eltern siedelten den Betrieb hier vor 30 Jahren an, weil sie Fachkräfte aus dem Bayerischen Wald beschäftigen wollten." Die fuhren dann jedoch gleich die paar Kilometer weiter zum Regensburger BMW-Werk. Lange, bevor andere Firmen den demografischen Wandel als Problem erkannten, hat man bei Technoplast Personalreserven aktivieren müssen. Das Unternehmen gewinnt sein Fachpersonal heute vor allem aus der eigenen Ausbildung ? 16,5 Prozent der Belegschaft sind Azubis. Und es vertraut auf das Potenzial der Mitarbeiter über 50, die 13 Prozent der Belegschaft ausmachen und meist schon lange im Betrieb sind.
Blick ins Ausland werfen
Andere Unternehmen werfen den Blick nach Personal über die Region hinaus. Dr. Georg Schwab von der AVL GmbH beschäftigt 170 Mitarbeiter aus 21 Nationen in seinem Unternehmen. Für ihn bietet das einen zusätzlichen Vorteil: "Wir sind sehr international aufgestellt und können so weltweit mit unseren Kunden in deren Muttersprache kommunizieren." Wichtig sei das Thema Integration: "Wir haben viele Spanier in unserem Unternehmen, die arbeiten jedoch bewusst nicht in einer Abteilung zusammen."
Wer Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen will, der müsse dafür sorgen, dass die sich in der Firma wohl fühlen und ihnen zum Beispiel bei Behördengängen, Wohnungssuche und der Sprache helfen. Davon ist auch die Recruiterin Silvia Necker von der Evopro AG überzeugt: "Einen Flug haben Sie für den Mitarbeiter aus dem Ausland hierher schnell gebucht. Ziel sollte es aber sein, ihn lange an das Unternehmen zu binden." Kleinen Unternehmen empfahl die Personalerin, sich bei der Fachkräfteakquise im Ausland auf eine Region zu konzentrieren, "sonst übernimmt man sich schnell."
Fachkräftesicherung ist ein Puzzlespiel
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