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Seit Jahren gibt es immer wieder ein spezielles Konfliktthema: Soll eine Ersatztrasse für die Steinerne Brücke gebaut werden? Und wenn ja, wohin damit? Während die Parteien sich nicht so recht entscheiden können, sind sich die Regensburger Bürger einig: Sie selbst sollten die Entscheidung treffen dürfen.

Schon viel zu lange streiten sich die Parteien darüber, wie man die "Wunden im Welterbe", die Thurndorfer- und Keplerstraße, am besten entlasten könnte. Mehrere Lösungsvorschläge gibt es zwar ? doch jede hat einen kleineren oder größeren Haken: Die Westtrasse könnte der Stadt den Welterbe-Status kosten, die Osttrasse zerstört das Naherholungsgebiet am Grieser Spitz und ein Tunnel ist viel zu teuer.

CSU und SPD wollen eine Westtrasse ? die UNESCO aber nicht

Christian Schlegl, CSU-OB-Kandidat, spricht sich deutlich für eine Westtrasse aus ? eine Donaubrücke im Westen, die den Verkehr entlang der Donau entlasten würde. Bei einer Diskussion im Rahmen des Architekturkreises sprach Schlegl von einer völligen Verkehrsberuhigung der Donauparallele, sozusagen einer Flaniermeile, auf der die zu Stoßzeiten fast beinahe im Minutentakt fahrenden Busse nicht Gefahr laufen, unachtsame Touristen oder andere Fußgänger zu verletzen. Für Schlegl ist eine Brücke nach wie vor die beste Lösung, da ein Tunnel wohl zu teuer käme.

Für die UNESCO aber bedeutete eine Westtrasse die Lösung Regensburgs vom Welterbe-Status. Was das bedeutet, bekamen gerade erst die Dresdner zu spüren, die zwar immer noch Christstollen und Zwinger ihr Eigen nennen können, wegen der neuen Waldschlösschenbrücke aber nicht mehr als Weltkulturerbe gelten.  
SPD-OB-Kandidat Joachim Wolbergs spricht sich ebenfalls für eine West- und gegen eine Osttrasse aus, da eine solche das Naherholungsgebiet am Grieser Spitz zerstören würde. Eine solche Ersatzbrücke östlich der Steinernen Brücke wird von ICOMOS,  dem bei der UNESCO für Denkmalschutz-Beratungen in Sachen Welterbe zuständigen Gremium, favorisiert. Wolbergs allerdings möchte das Gebiet um die Jahninsel ganz grün, wild und von störenden Trassen unberührt lassen. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl fügt hinzu, dass das Welterbe erst zehn Meter neben der Brücke endet und ICOMOS den Regensburger Fraktionen die ganze Sache unnötig schwer macht.

Eine Schwenk- oder Klappbrücke wäre möglich
Ludwig Artinger, Fraktionschef der Freien Wähler, hingegen befürwortet weder eine West- noch eine Osttrasse, sondern den Bau eines Tunnels. Dieser würde laut Artinger nur aus politischen Gründen als zu teuer eingestuft werden und wäre die beste Lösung, da er weder den Welterbe-Status bedroht noch das Naherholungsgebiet verschandelt.

Wolbergs denkt nun über innovativere Wege nach: "Wir müssen ein neues Mobilitätskonzept entwickeln mit Verkehrsknotenpunkten in allen Himmelsrichtungen, wo P&R-Flächen eingerichtet werden, man Fahrräder leihen kann und von wo eine ideale ÖPNV-Anbindung gegeben ist."

Die Idee ging nun in Richtung Schwenkbrücke. Wenn das nicht klappt, hält Christian Schlegl auch eine Klappbrücke für möglich. Beide Lösungen wären irgendwie beweglich und würden den Blick auf das Welterbe nicht permanent verwehren. Eben nur, wenn die Busse als Ersatz für die Steinerne Brücke dann drüber müssen. Also eben fast im Minutentakt.

Die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerentscheids steigt

Allerdings möchte der OB-Kandidat in den nun anbrechenden Zeiten des Wahlkampfes keinesfalls irgendjemandem auf den Schlips treten: "Eine Westtrasse kann nur so gebaut werden, wie Denkmalpflege und Bürger sie als machbar empfinden", sagte er. "Egal, wie eine Lösung aussehen könnte: Es macht keinen Sinn, das durchzuboxen. Das muss im Konsens geschehen." Es wird also höchstwahrscheinlich bald ein Bürgerentscheid ins Haus stehen.

Dies wäre auch im Sinne der Regensburger Bürger. Die meisten von ihnen können sich bisher keine konkrete Vorstellung von der Sache machen und befürworten deswegen - auch aufgrund der Angst vor dem Verlust des Welterbe-Status- eine Osttrasse oder sind noch vollkommen unentschlossen. Um dies zu ändern, will Schlegl den Bewohnern der Stadt bald Pläne und Bilder vorlegen.

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