Neues Therapiekonzept an der Uni entwickelt
- Details
- Kategorie: Panorama
- | filterVERLAG
Professor Dr. Ulrich Bogdahn, Inhaber des Lehrstuhls für Neurologie der Universität Regensburg, hat mit seinem Team ein Projekt zur Therapie neurodegenerativer Erkrankungen entwickelt, für die es bislang keine wirksame Behandlungsmethode gibt. Sein Projekt wurde im GO-Bio Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ausgewählt und kann nun mit rund vier Millionen Euro Förderungssumme starten.
Stephen Hawking ist der wohl berühmteste Betroffene von Amyotropher Lateralsklerose (ALS), eine der schwersten neurodegenerativen Erkrankungen. Bei ALS werden die für die Muskelbewegungen verantwortlichen Nervenzellen fortschreitend und irreversibel geschädigt oder schwinden ganz. In Folge dessen kommt es bei den Patienten unaufhaltsam zu Lähmungen der Körpermuskulatur. Statistisch gesehen beträgt die Überlebenszeit der ALS-Patienten nach Diagnosestellung zwischen ein und drei Jahren. Wann und welche Symptome bei jedem einzelnen Betroffenen auftreten, kann noch nicht exakt vorhergesagt werden. Die molekularen Ursachen der ALS sind vielfältig, eine große Anzahl relevanter Gen-Mutationen sind inzwischen bekannt und tragen immer weiter zum Verständnis der Erkrankung bei. Eine wirksame ursächliche Therapie gibt es bisher noch nicht.
Preisträger im GO-Bio Wettbewerb
Genau hier setzt eine Gruppe von Regensburger Ärzten und Wissenschaftlern an. Das Team um Professor Dr. Ulrich Bogdahn, Inhaber des Lehrstuhls für Neurologie der Universität Regensburg und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am medbo Bezirksklinikum Regensburg, hat ein Projekt zur Therapieentwicklung bei derartigen neurodegenerativen Erkrankungen entwickelt. Damit konnte sich Bogdahn gegen 106 Bewerber bei den Deutschen Biotechnologietagen in Hamburg als einer von insgesamt fünf Preisträgern des GO-Bio Wettbewerbes (Phase I) durchsetzen. Mit knapp vier Millionen Euro Förderungssumme kann nun die Umsetzung des Projektes starten.
Durch einen innovativen Wirkstoff soll die Neubildung von Nervenzellen gezielt wieder reaktiviert werden. "Bei Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen ist die Konzentration des TGFß-Moleküls erhöht. Ein Übermaß davon hemmt die Fähigkeit des Zentralen Nervensystems, sich zu regenerieren und neue Nervenzellen hervorzubringen. Diesen natürlichen Kompensationsmechanismus wollen wir reaktivieren und damit für die Patienten wieder ein möglichst normales Leben ermöglichen", erläutert Professor Bogdahn das Projektziel.
Ablauf
In der ersten Phase wird ein Wirkstoff entwickelt, der anschließend in einer klinischen Studie getestet werden soll. Zudem werden Biomarker identifiziert, die der späteren Patientensicherheit dienen sollen sowie bestimmte Rückschlüsse auf die Wirkung des Präparates zulassen. Aus diesen Indikatoren sind auch umfassende Erkenntnisse über die Krankheit selbst und ihre molekularen, zellulären und funktionellen Mechanismen zu erwarten. In der zweiten Phase sind die klinische Prüfung des Wirkstoffs und die Gründung von "CampoNeuro Pharma" als Biotechnologie-Unternehmen geplant. Dieses soll langfristig den Wirkstoff herstellen und möglicherweise auch vertreiben.
Seit 2005 unterhält das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Förderprogramm "Gründeroffensive Biotechnologie", kurz GO-Bio. Damit unterstützt das BMBF gezielt vielversprechende Gründerteams in dem meist langwierigen und kostspieligen Entwicklungsprozess neuer Medikamente und Therapien. Die GO-Bio-Bewerber müssen sich einem harten und hochselektiven Auswahlwettbewerb stellen. Die eingereichten Ideen werden auf Innovations- und Marktfähigkeit geprüft. Weniger als zehn Prozent der Bewerber schaffen den Sprung in die Förderung. In den bisher durchgeführten sechs Auswahlrunden wurden aus insgesamt 600 eingereichten Vorschlägen lediglich 46 besonders aussichtsreiche Projekte für eine Förderung durch GO-Bio identifiziert. Aus diesen sind bislang 21 Unternehmensgründungen hervorgegangen.
-------------------------------------------------------
Professor Dr. Ulrich Bogdahn (3. von rechts, 2. Reihe) wurde beim GO-Bio Wettbewerb als Preisträger gekürt. Bild: BIO Deutschland e.V.