Conchita war keinem Wurst
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Ja, er hat den Eurovision Song Contest gewonnen! Oder sollte ich besser sagen, sie? Ob er oder sie, sicher ist sich bei der richtigen Bezeichnung niemand so genau. Ist aber auch vollkommen Wurst, schließlich sang sich Conchita Wurst mit "Rise like a Phoenix" am Samstag Abend in die Herzen der Zuschauer. Auch wenn das anfangs niemand so recht glauben wollte.
Fiese Kommentare kursierten im Internet, vor allem in Weißrussland gab es viele gehässig Spötter und schwulenfeindliche Angriffe. Doch Conchita Wurst ließ sich davon nicht beeinflussen. Der Travestiekünstler steht zu sich und zum Schwulsein. Und daran sollten sich viele Menschen in Deutschland, nein, auf der ganzen Welt ein Beispiel nehmen. Denn was bringt es schon, sich hinter einer scheinbar perfekten Fassade zu verkriechen und sein Leben unzufrieden zu leben, nur um nicht aufzufallen? Nur um es anderen Menschen recht zu machen? Schließlich ist es doch unser Leben, allen anderen kann unser Lebenstil also vollkommen Wurst sein! Conchita zeigte den Mut, sich vor aller Welt zu präsentieren, in elegantem weißen Funkel-Kleid, wunderschönen braunen Haaren - wie es sich so manche Frau wünscht - perfekt geschminkten Augen und: einem Stoppel-Bart. Nicht zu übersehen. Pechschwarz. Doch störte es jemanden? Nein! Der Song begeisterte alle! Denn geradezu anmutig und elegant stand sie auf der Bühne in Kopenhagen, jeder Ton saß dort, wo er hingehört und Conchita steckte ihr ganzes Gefühl in das Lied. Und es half, wirkte und traf die Zuschauer direkt ins Herz. Und darum geht es doch schließlich. Dabei ist vollkommen Wurst, ob eine Mann oder eine Frau auf der Bühne steht, top gestylt oder in Jogginghose, in hohen Haken oder Barfuß... Wer Conchita vorher noch als Lachnummer bezeichnete, musste bei diesem Auftritt und diesem verdienten Sieg wohl klein beigeben.
Lange schien es, als würden alle Vorwürfe und Beleidigungen an Conchita abprallen. Doch als der Höhepunkt des Abends, die Punkteverteilung, anstand, brökelte die Fassade der coolen Diva. Je mehr Punkte die Österreicherin einsackte, desto überraschter und fassungsloser zeigte sie sich. Tränenausbruch inklusive. Aber Wurst! "I am so thankful", sagte die 25-Jährige, als sie alle 37 Länder und Teilnehmer überholte und Österreich auf Platz eins thronte. Tja, gedacht hätte das wohl keiner. Doch vielleicht ist Conchitas Sieg ein kleiner Schritt nach vorne beim großen Thema Toleranz, die vielen Menschen einfach fehlt. Denn eines ist doch klar: Jeder sollte so leben können, wie er ist. Oder sie. Oder es. Vollkommen Wurst.
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Kommentar: Melissa Strifler
Foto: Thomas Hanses (EBU)